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Berlin: Wie türkische Zeitungen berichten

Die türkischen Zeitungen in Deutschland glichen gestern fast Sonderausgaben.Die drei mit der höchsten Auflage - Hürriyet, Sabah und Milliyet - hatten alle das gleiche Bild auf ihrer Titelseite.

Die türkischen Zeitungen in Deutschland glichen gestern fast Sonderausgaben.Die drei mit der höchsten Auflage - Hürriyet, Sabah und Milliyet - hatten alle das gleiche Bild auf ihrer Titelseite.Abdullah Öcalan, der Chef der PKK, sitzt lächelnd mit halbverschlossenen Augen auf einem Sofa, mit zwei vermummten Männern an seiner Seite.Er trägt Handschellen und ist mit Gurten an den Sitz gefesselt.Die nationalistische Hürriyet titelte "Der Niedergang".Ein lila Pfeil mit einem Text in weißer Schrift zeigt auf dieses Foto: "Hier das Foto, auf das wir seit 15 Jahren gewartet haben." Ähnlich hat auch das Boulevardblatt Sabah die Titelseite gestaltet.Dazu die Schlagzeile: "Er hat (die Sache) sofort verraten." Rechts auf der Titelseite von Sabah, in einem langen Kasten, sind Zitate von ihm gedruckt, wie zum Beispiel: "Ich liebe mein Land.Meine Mutter war auch Türkin." Oder: "Wenn ich in die Türkei zurückkehre, werde ich dem Land dienen.Wenn ihr mir diese Möglichkeit gibt, werde ich das tun".Die Milliyet zeigt dieses Bild auf ihrer Titelseite ganzseitig.Dazu die Überschrift: "Die Kapitulation." Rechts unten auf dem Foto wird er zitiert: "Ich bin bereit, der Türkei zu dienen." Für alle drei Zeitungen ist die Festnahme Öcalans ein Sieg über die Terrorganisation, verbunden mit der Hoffnung auf ein Ende des "PKK-Terrors".

Auf den Europaseiten der türkischen Blätter ist der Versuch der Kurden, das israelische Konsulat zu stürmen, das dominierende Thema.Sabah titelte: "Israel schlug zurück".Dabei ist von vier statt drei Toten die Rede.Die Zwischenzeilen lauten: "Blut als Rache für Blut", "Die (deutsche) Regierung (jedoch) ist traurig", und "Wir haben unser Volk geschützt" als Zitat von Benjamin Netanjahu.Sabah berichtet außerdem darüber, daß das türkische Konsulat am Mittwoch aus Sicherheitsgründen von der deutschen Polizei geräumt wurde.Der Pressestelle der Berliner Polizei ist diese Maßnahme jedoch nicht bekannt.

Die sonst gemäßigte Milliyet macht der Bundesrepublik schwere Vorwürfe: "Was sie gesät haben, ernten sie nun".Die Bundesrepublik habe 1993 zwar die PKK verboten, aber nicht verhindern können, daß sie aktiv bleibt.Nun würde sie teuer dafür bezahlen.Ein anderer Artikel trägt die Überschrift: "Deutschland sitzt auf Dornen".Auf den nun folgenden Extraseiten über "Apos Ende" wird auch über die "bewaffnete Auseinandersetzung in Berlin mit drei Toten" berichtet.

Hürriyet schreibt: "Die Polizei ist zwar gekommen, aber ...".Für die Punkte soll sich der Leser wohl denken, daß sie troztdem die Stürmung des Konsulats nicht verhindern konnte.Der Vorfall habe mit einer Versammlung vor dem Konsulat begonnen.Eine Gruppe von 30 Mann habe versucht, das Gebäude zu stürmen.Die, die es geschafft hätten, in das Haus einzudringen, hätten die Telefonkabel durchgeschnitten und versucht, Geiseln zu nehmen.Daraufhin hätten die Sicherheitskräfte das Feuer eröffnet.

SUZAN GÜLFIRAT

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