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Berlin: Wie viele Tafeln verträgt das Brandenburger Tor? Sponsor Vattenfall streitet mit der Stiftung Denkmalschutz

Zwei Glastafeln vorm Brandenburger Tor, jede 1,60 Meter hoch, dazu zwei Bronzetafeln, in den Boden eingelassen, 90 x 61,8 Zentimeter, und auf alldem stehen Logo und Name einer Firma, die Strom verkauft, und: „Partner des Brandenburger Tores“. Darf das sein?

Zwei Glastafeln vorm Brandenburger Tor, jede 1,60 Meter hoch, dazu zwei Bronzetafeln, in den Boden eingelassen, 90 x 61,8 Zentimeter, und auf alldem stehen Logo und Name einer Firma, die Strom verkauft, und: „Partner des Brandenburger Tores“. Darf das sein? Nein!, ruft die Stiftung Denkmalschutz, welche das Geld für die Sanierung des Tores aufgetrieben hat – das sei ein nationales Denkmal, der Respekt davor verbiete Kommerz.

Die Firma, Vattenfall heißt sie, überweist alljährlich 200000 Euro aufs Senatskonto, so viel, wie Instandhaltung und Reinigung des Tores kosten, und darf dafür die Tafeln und Platten anbringen. So sieht es der Vertrag vor, den der zuständige Senator Thomas Flierl im Dezember unterschrieben hat. Thomas Flierl, der Mann, der einst als Baustadtrat von Mitte bekannt dafür war, allzu offensichtliche Firmenwerbung aus dem Stadtbild zu tilgen. Als Kultursenator muss er sehr aufs Geld achten und war also froh, jemanden gefunden zu haben, der den Posten „Brandenburger Tor“ aus seinem Etat übernimmt. „Sponsoring“ nennt man das, da ist es klar, dass der Sponsor was erwartet für sein Geld – die Tafeln also, vertraglich zentimetergenau ausgehandelt.

Die Stiftung Denkmalschutz hatte vom Vertrag erfahren, kurz bevor er unterschrieben wurde, und ließ schon damals wissen, dass man das so nicht machen könne. Ein Gespräch kam damals nicht zustande.

Im Februar haben sie sich zwei Mal getroffen, der Senator, die Herren von Vattenfall Deutschland und der Vorstand der Stiftung Denkmalschutz. Es ging hoch her, denn die Denkmalschützer sind wenig kompromissbereit: Nein, auch eine einzige Tafel komme nicht in Frage. Und wenn da doch was hingestellt werde, dann müsse er sich eben ans Tor ketten und seinen denkmalschützerischen Protest mit Kettenrasseln kundtun, so ein Stiftungsvorständler ganz ernst.

Die Vattenfall-Männer sind durchaus zu Zugeständnissen bereit – vielleicht nur eine Tafel – aber ganz ohne Tafel, nein, das ginge wirklich nicht. Immerhin, sie haben einen Vertrag in der Tasche. Dass sie sich überhaupt treffen, in dieser Woche gleich noch ein Mal, das zeigt, dass sie es gut tun wollen, dass sie nicht als Nationaldenkmalschänder geschmäht sein wollen, das wirklich nicht. „Wir wollen den Konsens“, beteuert Johannes Altmeppen, der für Vattenfall die Verhandlung führt.

Monika Grütters von der Stiftung will den ebenfalls, wenn auch gänzlich schilderfrei. Sie sagt, dass man den Sponsor gern in einer Ausstellung erwähnen wolle und in Büchern übers Tor. Und natürlich könne sich die Firma wo sie wolle als „Partner des Brandenburger Tores“ vorstellen, nur bitte nicht am Tor.

Dass bislang noch keine Tafel steht, liegt übrigens daran, dass Vattenfall zunächst nicht ahnte, dass so etwas einer Baugenehmigung bedarf. dae

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