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Berlin: Wie wollen Sie denn das jemals zurückzahlen?

Die Finanzlage Berlins jemandem zu erklären, der eine wirtschaftlich gesunde Vier-Millionen-Stadt managt, ist nicht einfach. „Sie haben wirklich 40 Milliarden Euro Schulden?

Die Finanzlage Berlins jemandem zu erklären, der eine wirtschaftlich gesunde Vier-Millionen-Stadt managt, ist nicht einfach. „Sie haben wirklich 40 Milliarden Euro Schulden?“ Frank Sartor traut seinen Ohren nicht.

Ungläubig schaut der Bürgermeister von Sydney seinen Amtskollegen Klaus Wowereit an. „Ist denn das so eine gute Idee?“ Wowereit zuckt mit den Schultern. „Wir haben da ein strukturelles Problem“, sagt er. „Und durch die Zinsen steigt das Defizit jährlich weiter.“ Sein Gesprächspartner schüttelt den Kopf. „Wie wollen Sie denn das jemals zurückzahlen?“ Ein Patentrezept, wie sein Gast aus der Misere herauskommen kann, hat am Montag allerdings auch Frank Sartor nicht parat. Zwar sei es Sydney gelungen, sich mit einem radikalen Spar- und Privatisierungsprogramm finanziell zu sanieren. Auch hat Sartor einem Großteil der Beschäftigten des öffentlichen Dienstes schlicht gekündigt. Aber all dies lässt sich in der Realität wohl kaum auf Berlin übertragen, sind sich Sartor und Wowereit einig.

So ist Sydneys Bürgermeister nur für die Innenstadt seiner Metropole zuständig, muss sich weder um Schulen und Kindergärten, noch die Bezahlung der Polizei oder den öffentlichen Nahverkehr kümmern. Um die beiden Städte einander näher zu bringen, vereinbaren Wowereit und Sartor eine Reihe von weiteren Kontakten. So wollen sie kulturelle Veranstaltungen austauschen, eine Schulpartnerschaft zwischen Berlin und Sydney anschieben und den Kontakt unter den Hochschulen ausbauen. Außerdem sucht Sydney noch eine Berliner Klinik, die bei der Krebsforschung mit australischen Medizinern kooperieren will.

Auch jenseits der Sachfragen scheinen sich Wowereit und Sartor gut zu verstehen. Vielleicht auch, weil beide einen ähnlich herben Humor haben. Nachdem sie kurz über die Sicherheitslage ihrer Städte seit dem 11. September gesprochen haben, fragt Sartor trocken: „Was ist eigentlich mit Bin Laden? Versteckt der sich bei Ihnen?“ Darauf Wowereit: „Wieso? Ich dachte, der wäre bei Ihnen.“ lvt

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