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Protest. Bei der Demo heute soll auch die dritte Startbahn eine Rolle spielen. Foto: dpa

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Berlin: Wieder auf die Piste

Heute ziehen Demonstranten zum Flughafen Schönefeld – auch gegen Pläne für eine dritte Landebahn. Deren Bau wird aber dementiert

Schönefeld - Vor eineinhalb Wochen hat das Bundesverwaltungsgericht entschieden, dass am künftigen Flughafen in Schönefeld bis 24 Uhr und bereits morgens von 5 Uhr an geflogen werden darf. Heute wird in Schönefeld dagegen erneut auf der Bundesstraße B 96a protestiert – zum ersten Mal nach dem Urteil. Zwischen 15 Uhr und 17 Uhr kann dadurch die Zufahrt zum Flughafen blockiert sein. Die Organisatoren erwarten mehrere tausend Teilnehmer.

Ihnen geht es nicht nur um ein striktes Flugverbot zwischen 22 Uhr und 6 Uhr. Sie wollen auch gegen angebliche Pläne protestieren, für den Flughafen Berlin-Brandenburg „Willy Brandt“ eine dritte Start- und Landebahn zu bauen. Daran sei aber überhaupt nicht gedacht, heißt es beim Flughafen. Der Ausbau ist mit zwei Bahnen genehmigt worden, für eine dritte Piste wäre ein neues und aufwendiges Genehmigungsverfahren erforderlich, wie es derzeit für den Münchener Flughafen läuft. Und ob in Schönefeld der Bau einer dritten Bahn nach den heftigen Protesten um die Flugrouten politisch durchzusetzen wäre, ist äußerst ungewiss. Die Brandenburger SPD hat sich in der vergangenen Woche jedenfalls bereits dagegen ausgesprochen.

Trotzdem geistert der mögliche Bau in den Köpfen von Anwohnern herum. Sie beziehen sich unter anderem auf eine Aussage des Flughafenarchitekten Hans-Joachim Paap, der in einem RBB-Fernsehbeitrag darauf verwiesen hatte, dass man bei den Plänen eine dritte Bahn berücksichtigt habe, die aber noch nicht genehmigt sei. Am Anfang war der Standort Schönefeld sogar mit vier Start- und Landebahnen untersucht worden – und so 1994 als projektierter Großflughafen durchs Raumordnungsverfahren gefallen, das unter dem damaligen Umweltminister und heutigen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) erarbeitet worden war.

Als Bekenntnis zum Bau einer dritten Bahn haben Anwohner jetzt auch die Absprache von SPD und CDU in den laufenden Koalitionsverhandlungen in Berlin interpretiert, den Flughafen bei Bedarf ausbauen zu wollen. Dies beziehe sich jedoch nur auf den Bau eines weiteren Terminals, heißt es dazu aus der Verhandlungsrunde. Der Bau einer weiteren Startbahn sei nicht einmal diskutiert worden.

Der Terminal-Ausbau ist bereits in der Genehmigung enthalten, die vom Bundesverwaltungsgericht 2006 bestätigt worden war. Gebaut werden dürfen sogar zwei weitere Abfertigungsbereiche, die westlich vom künftigen Hauptterminal entstehen sollen.

Matthias Schubert von der Bürgerinitiative Kleinmachnow gegen Fluglärm überzeugt dies nicht. Dass eine dritte Bahn konkret geplant sei, ergebe sich auch aus den Routenvorschlägen der Deutschen Flugsicherung, die Raum für eine weitere Piste ließen, sagt er. Die Planer dagegen betonen, die Routen seien konkret für die beiden vorhandenen Bahnen entwickelt worden. Mit einer dritten Piste habe man sich gar nicht beschäftigt.

Deren Bau sei auch nicht erforderlich, argumentiert man beim Flughafen. Die Anlage sei für zunächst 27 Millionen Passagiere im Jahr konzipiert. Sollten es mehr werden, könne zunächst das vorhandene Abfertigungsgebäude erweitert werden; danach würden die Satelliten genannten beiden Terminals errichtet – mit Platz für dann 45 Millionen Passagiere pro Jahr. Die Kapazität der beiden Start- und Landebahnen reiche sogar für weit über 50 Millionen Fluggäste.

Demonstriert wird heute trotzdem. Für für eine längere Flugpause in der Nacht – und gegen eine dritte Start- und Landebahn. Klaus Kurpjuweit

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