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Immer wieder brennen Autos in der Berliner Innenstadt, die Motive der Brandstifter sind unklar.

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Update

Wieder Autobrand in Hellersdorf: Motive der Brandstifter sind rätselhaft

Auch in der Nacht zu Montag wurde in Hellersdorf ein Wagen angezündet – wie so oft in den letzten Tagen in der Stadt. Doch hinter den Autobränden stecken offenbar nur noch in den seltensten Fällen Linksextremisten. Und auch bei den Kinderwagen sind die Motive unklar.

In Hellersdorf hat in der Nacht zu Montag ein Auto gebrannt. Polizeiangaben zu Folge sei das Fahrzeug gegen 0:20 Uhr in der Kastanienallee von Unbekannten angezündet wurden. Das Brandkommissariat ermittelt, ein politische Tatmotivation wird aber derzeit ausgeschlossen, wie ein Polizeisprecher am Montagmorgen mitteilte.

Es brennt also weiter jede Nacht in Berlin. Doch hinter diesen Taten stecken offenbar nur noch in den seltensten Fällen Linksextremisten.

Auch die beiden Wagen, die in der Nacht zu Sonntag in Flammen aufgingen, seien aus anderer Motivation in Brand gesteckt worden:  In der Hirschberger Straße in Lichtenberg entdeckte ein Passant kurz vor 20 Uhr Flammen aus dem Motorraum eines Seat Ibiza. Um 1 Uhr sah ein Anwohner in der Zerbster Straße in Hellersdorf einen bereits lodernden Renault Trafic. In beiden Fällen löschte die Feuerwehr, niemand wurde verletzt. Ein Zusammenhang zwischen beiden Taten schließt die Polizei aus, ein politisches Motiv ebenso: Das eine Auto war ein Kleinwagen, das andere ein Transporter. In den vergangenen Nächten hatten mehrmals gestohlene Fahrzeuge gebrannt. Als andere Motive gelten zum Beispiel die einfache Lust am Zündeln, der Versuch, nach einer Straftat Spuren zu verwischen, oder Versicherungsbetrug. Kriminalisten hatten auch in den Hochzeiten der mutmaßlich linksextremistisch motivierten Autobrände in den Jahren 2009 bis 2011 immer betont, dass es auch diese Motive gibt.

Im Jahr 2011 wertete die Berliner Polizei 92 Anschläge, bei denen 198 Fahrzeuge zerstört oder beschädigt wurden, als politisch motiviert. 2012 ist diese Zahl stark gesunken: Bei 24 Anschlägen wurden 44 Fahrzeuge zerstört oder beschädigt. In diesem Jahr gab es bislang nur einen Anschlag auf zwei Autos der Telekom in Friedrichshain, bei dem die Täter offenbar eine politische Motivation antrieb. Zu der Tat wurde auf einer einschlägigen Internetseite ein Bekennerschreiben veröffentlicht „Die deutsche Telekom hat Dreck am Stecken“, hieß es dort.

Doch selbst im Rekordjahr 2011 mit 92 linksextremistischen Anschlägen wurden weit mehr Fahrzeuge von Brandstiftern mit anderer Motivation angezündet, nämlich 311. Dabei wurden 420 Fahrzeuge beschädigt oder zerstört. Die entsprechenden Zahlen aus 2012 liegen noch nicht vor.

Die Kriminalstatistik zeigt jedoch auch, dass nur rund ein Drittel aller vorsätzlichen Brandstiftungen an Kraftfahrzeugen verübt werden, überwiegend betroffen sind Gebäude. 2011 gab 1090 vorsätzliche, also nicht fahrlässige, Brandstiftungen, genau drei am Tag. Davon wurden nur 30 Prozent aufgeklärt.

Dieses Wochenende liegt also im Durchschnitt. Nachdem in der Nacht zu Sonnabend Unbekannte in einem Abstellraum im neunten Stock eines Hochhauses nahe dem Alexanderplatz zündelten, wurde am Sonnabendnachmittag in Neukölln wieder ein Kinderwagen in Brand gesetzt. Alle Mieter des Altbaus in der Emser Straße blieben nach Polizeiangaben unverletzt. Gegen 17.20 Uhr hatten Bewohner einen brennenden Kinderwagen im Hausflur entdeckt und selbst gelöscht.

Kinderwagen sind bei Brandstiftern beliebt: Sie sind in vielen, häufig nicht abgeschlossenen, Häusern im Eingang oder Treppenhaus abgestellt –  und sie brennen sehr leicht. Die Flammen reichen oft aus, um in älteren Häusern die oft hölzernen Treppengeländer in Brand zu setzen. Weil die starke Rauchentwicklung den Fluchtweg abschneidet, geraten die Mieter in Lebensgefahr. Die beiden schlimmsten Feuer der vergangenen Jahre haben Kinderwagen-Zündler verursacht: 2005 hatte ein strafunmündiges Kind in der Moabiter Ufnaustraße mit Streichhölzern gespielt, neun Menschen starben. Das Feuer aus der Neuköllner Sonnenallee mit drei Toten wurde nie aufgeklärt.

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