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Berlin: Wieder droht ein Stern zu erlöschen

René Conrad, Küchenchef im Restaurant „Facil“, geht – doch ein viel versprechender Nachfolger ist schon da

Gastronomische Grundregel im neuen Berlin: Sobald ein Restaurant einen Michelin-Stern erhält, muss es entweder schließen oder der Küchenchef geht - Beispiele wie das „Lorenz Adlon“, das „Adermann“ oder das „Portalis“ gibt es genug. Der aktuelle Fall betrifft das „Facil“ im Madison-Hotel am Potsdamer Platz: Küchenchef René Conrad, der nach knapp einem Jahr Arbeit im vergangenen November die begehrte Auszeichnung erreicht hatte, verlässt Berlin. Sein Nachfolger ab 22.April, der 26-jährige DieterMüller-Schüler Michael Kempf, ist schon im Haus; er hatte den Küchenchef-Job gar nicht im Visier, als er nach Berlin kam.

Der überraschende Wechsel Conrads hat private Gründe. Er kehrt als Geschäftsführer und Küchenchef mit seiner Frau ins Wuppertaler „Scarpati“ zurück, wo er sieben Jahre als Koch tätig war. In Wuppertal leben auch seine Kinder aus erster Ehe. Er betonte, er hätte das „Facil“ keinesfalls verlassen, wenn nicht mit Michael Kempf unerwartet sofort ein geeigneter Nachfolger bereitgestanden hätte. Die übrige Brigade, die zur Zeit in bestechender Form ist (wir berichteten am 30.März in der Sonntagsrubrik „Von Tisch zu Tisch“) bleibt unverändert. Das Restaurant ist bislang trotz der allgemeinen Wirtschaftsflaute überraschend erfolgreich, vor allem mittags.

Michael Kempf, der nun die fast unmögliche Mission übernimmt, den frischen Michelin-Stern zu verteidigen, stammt aus Sigmaringen. Er war unter anderem bei Lothar Eiermann im Schlosshotel Friedrichsruhe und bei André Jaeger in Schaffhausen tätig, bevor er 2001 als Saucier zu Dieter Müller ins dreibesternte Schloss Lerbach wechselte. Er sagte am Mittwoch bei der Vorstellung vor der Presse, der minimalistische Kochstil Conrads komme seinen Vorstellungen sehr nahe, er wolle allenfalls die bislang eher mediterrane Linie noch durch einige französische Elemente bereichern.

Aus für den Kaisersaal

Im historischen Kaisersaal gegenüber dem Facil gehen die Lichter dagegen aus. Nach nur knapp einem Jahr wird der reguläre Restaurantbetrieb wieder eingestellt - offenbar das Ergebnis mangelnder Resonanz. Die Restaurantführer hielten sich mit Lob für die wenig profilierte Küche stark zurück. Problematisch ist vor allem die Eingangssituation: Gäste müssen bis zum Tisch gegenwärtig eine regelrechte Wanderung durch das ganze Gebäude antreten. Es hieß, man werde den Restaurantbetrieb erst dann wieder aufnehmen, wenn der Architekt einen direkten Zugang von der Sony-Plaza ermögliche. Der mit gewaltigem Aufwand umgesetzte und restaurierte Saal wird bis dahin nur noch für Veranstaltungen genutzt.

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