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Berlin: Wieder fiel eine Bastion der Männer Der Berliner Dom bekommt

weibliche Unterstützung

Man muss nicht immer gleich für den Weltfrieden beten. Gott kümmert sich auch um bescheidenere Anliegen. Zum Beispiel um eine zweite Dompredigerstelle, damit Friedrich-Wilhelm Hünerbein die ganze Verkündungsarbeit im Berliner Dom nicht mehr alleine machen muss. Schließlich wächst die Gemeinde ständig: Am kommenden Sonnabend wird das 1000. Mitglied getauft. Jetzt seien „viele Gebete in Erfüllung gegangen“, sagt Hünerbein bei der Gottesdiensteröffnung. Petra Zimmermann wird ihm zur Seite gestellt. Deren Einführung übernimmt Wilhelm Hüffmeier von der Union evangelischer Kirchen. Er hat eine Bibelstelle parat, Psalm 146: „Der Herr macht die Gefangenen frei.“ Und zwar frei von den eigenen Vorurteilen, von Missgunst, Angst und Aberglauben. Und jetzt auch noch von der männlichen Dominanz in der Domkirche, Zimmermann ist nämlich die erste Dompredigerin in der Geschichte der Kirche. Eine solche Befreiung stehe anderen Gemeinden noch bevor, sagt Hüffmeier.

Petra Zimmermann ist 48, Dortmunderin und sichtlich nervös. Als die Gemeinde das Glaubensbekenntnis spricht, kann sie vor Aufregung die gefalteten Hände nicht ruhig halten. Dann die entscheidende Frage: Ob sie bereit sei, ihr Amt treu und gewissenhaft auszuführen, fragt Hüffmeier. „Ja, mit Gottes Hilfe“, antwortet Zimmermann. Wenig später steht sie zum ersten Mal oben auf der Kanzel und predigt. Mit den Worten Jesajas (50, 4–9) erklärt sie, welche Aufgabe sie sich für die nächsten zehn Jahre vorgenommen hat: „Mit den Müden zu rechter Zeit zu reden“. Also Menschen, die Schlimmes erlebt und ihre Lebenslust verloren haben, von den Wundern und dem Trost Jesu zu berichten. Geistige Schätze zu verschenken. Zimmermann spricht in wunderschönen Bildern und hat eine noch schönere Stimme, sanft und betonend zugleich. Sehr wahrscheinlich, dass Nummer 1001 nicht lange auf sich warten lässt.

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