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Café Rosenstein

© Thilo Rückeis

Wiedereröffnung: Kaffee aus dem Campingwagen

Im April sind Pavillons des Café Rosenstein im Bürgerpark abgebrannt. Dank der Hilfe des Bezirkes kann in Pankow aber bald Wiedereröffnung gefeiert werden.

Vogelzwitschern klingt durch den Bürgerpark in Pankow, das sanfte Plätschern der Springbrunnen – und die Schläge der Hammer. Die Handwerker wirken in dem Idyll wie feindliche Eindringlinge. Die Dachdecker aber meinen es gut. Sie bauen das Café Rosenstein wieder auf, das im April bei einem Brandanschlag fast vollständig zerstört wurde. Stilechte Schieferschindeln werden das denkmalgeschützte Hauptgebäude vor Regen und Sturm schützen. Bei der Wiedereröffnung am 15. August soll nichts mehr an die Aprilnacht erinnern, als Unbekannte mit Brandbeschleuniger Feuer legten. Um 3.20 Uhr alarmierte ein Unbekannter die Feuerwehr, da griff das Feuer bereits auf das gemauerte Herrenhaus über, das Hauptgebäude des Cafés. Zwei Löschzüge der Feuerwehr waren im Einsatz, Türen und Fenster mussten eingeschlagen werden, um den Brand von innen zu bekämpfen. Das Café wurde fast vollständig zerstört. Auch zwei nahe stehende Bäume wurden schwer beschädigt. Pächter Maik Kopischke, 41, wurde von der Polizei aus dem Bett telefoniert – er sah sein Café niederbrennen. "Ich hab’ das bis heute nicht verarbeitet“, sagt er. Nur der großen Hilfsbereitschaft des Bezirks sei es zu verdanken, dass er und sein Geschäftspartner Heiko Klößt, 39, nicht aufgegeben haben. "Nach dem Brand brachten fremde Leute neues Geschirr, andere veranstalteten Solidaritätskonzerte.“ Manche Handwerker übernehmen unentgeltlich Reparaturen.

Während der vergangenen Monate hat ein Campingwagen die zwei Pavillons – sie wurden anlässlich der kommunistischen Weltfestsspiele von 1979 gebaut – ersetzt. Und Bedienung Madeleine Teschner verkauft Snacks und Getränke aus einem Campingwagen. Gegessen wird von Wegwerfgeschirr.

Permanente Einbrüche in den Campingwagen

Kopischke und Klößt hatten die Pavillons nur anderthalb Jahre vor dem Brand sanieren lassen. Doch die Parkbesucher hatten das Café schnell zum neuen Lieblingsplatz auserkoren, neben dem historischen Rosengarten, der dieses Jahr 100 Jahre alt wird. Der Bürgerpark ist gepflegter als die meisten anderen Berliner Parks, doch auch hier gibt es Ärger mit einem Teil der Gäste: Im Gebüsch des Parks liegen zerschlagene Bier- und Schnapsflaschen, die Verpackungen langer Papierblättchen zeugen von nächtlichen Kiffer-Sessions. "Jedes Wochenende machen Jugendliche hier Randale“, sagt Bedienung Teschner vom Rosenstein. Nachts sei der Park kaum besucht und nicht beleuchtet. "Ständig wird bei uns eingebrochen“, klagt Pächter Kopischke. Die jungen Täter stehlen im Campingwagen Bier und andere Getränke, treten grundlos Tische und Stühle zusammen.

Dass die Jugendlichen auch das Café angezündet haben, ist nicht ausgeschlossen, aber nach Ansicht der Eigentümer unwahrscheinlich. Der Einsatz von Brandbeschleunigern passt nicht so richtig zum eher spontanen Vandalismus der Pankower Jugend. Die Polizei habe in viele Richtungen ermittelt, sagt Kopischke. Auch ein antisemitischer Hintergrund aufgrund des Cafénamens sei nicht ausgeschlossen worden. Die Polizei hat das Verfahren mittlerweile zurück an die Staatsanwaltschaft übergeben, ohne einen Täter zu ermitteln. Bei Kopischke mischt sich deshalb die Vorfreude auf die Wiedereröffnung mit Angst: "Wir wissen nicht, wer es war. Und wir wissen nicht, ob es wieder passiert.“

Johannes Boie

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