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Nicht schön, aber selten. Bunt ist der Bierpinsel seit einer Graffiti-Aktion. Bald soll er wieder einladend wirken: außen rot und innen mit Restaurant und Bar.

© Thilo Rückeis

Wiedereröffnung: Steglitzer Bierpinsel erstrahlt in altem Glanz

Im Inneren des Bierpinsels wird fleißig gewerkelt, wo bald Cafés, Kunst und Kultur viele Besucher anlocken sollen. In diesem Jahr soll der Steglitzer Bierpinsel wiedereröffnet werden und in altem Glanz erstrahlen.

Unten, am verriegelten Eingang des Bierpinsels, hängt ein Plakat, das ankündigt, das Wahrzeichen der Steglitzer Schlossstraße werde bald „wachgeküsst“. Allerdings ist das Poster fast drei Jahre alt und wirbt noch immer für die „Turmkunst“-Aktion, bei der internationale Street-Art-Künstler die Fassade mit Graffiti besprüht hatten. Seit dem Herbst 2010 liegt der Bierpinsel wieder im Dornröschenschlaf. Doch für dieses Jahr planen die Eigentümerinnen Tita und Larissa Laternser die Neueröffnung. Unter dem Namen „Schlossturm“ soll das 46 Meter hohe Bauwerk zum Café-Restaurant und Zentrum für Kunst und Kultur werden – und seine ursprüngliche rote Farbe zurückerhalten.

„Wir wollen die Bauarbeiten vorantreiben und würden uns sehr freuen, wenn wir dieses Jahr wiedereröffnen können“, sagt Tita Laternser jetzt dem Tagesspiegel. Nach dem Winter wolle man Bauanträge für eine Fassadensanierung stellen und den Turm einrüsten. Bis dahin rechnet Laternser auch mit dem Okay der Gebäudeversicherung. Der Umbau hatte sich durch einen Rohrbruch, der zu einem großen Wasserschaden führte, vor zwei Jahren verzögert. Dazu gibt es seit einem halben Jahr ein Gutachten, das die Versicherung noch akzeptieren muss.

So sah er mal aus. Der Bierpinsel leuchtete matt rot – und warb mit Turmcafé und Sportbar.
So sah er mal aus. Der Bierpinsel leuchtete matt rot – und warb mit Turmcafé und Sportbar.

© Imago

Im Inneren sei die Modernisierung im Gange, sagt Laternser, aus Sicherheitsgründen dürfe sie aber zurzeit keine Besucher auf die „ungesicherte Baustelle“ lassen. 2007 hatten die Immobilienmaklerin und ihre Tochter Larissa, die auf Events und Marketing spezialisiert ist, den Bierpinsel nach fünfjährigem Leerstand erworben. Ursprünglich war Larissa die Geschäftsführerin, aber weil Tita Laternser im Baubereich erfahrener ist, firmiert nun sie als Chefin.

Der Schlossstraße, wo zuletzt der „Boulevard Berlin“ als viertes großes Shoppingcenter eröffnet hatte, attestiert Tita Laternser eine „gute Entwicklung“. Und der Bierpinsel gelte seit der Turmkunst-Aktion sogar als „cool“. Es sei gelungen, „weg vom Bierzapfanlagen-Image“ zu kommen. Künftig soll es wieder ein Turmrestaurant geben. Räume für eine neue Bar seien an eine Gruppe von Investoren und Gastronomen der „Bar Tausend“ am Schiffbauerdamm vergeben, hatte Larissa Laternser bereits vor ein paar Monaten mitgeteilt. Hinzu kommen die geplanten Kunst- und Kulturangebote, zu denen noch keine Einzelheiten bekannt sind.

Die Architekten Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte hatten den 1972 bis 1976 erbauten Turm in einem Rot gestaltet, das im Laufe der Jahre etwas verblasst war. Seit der Street-Art-Aktion ist der Bierpinsel bunt gemustert. 2010 hatte Larissa Laternser angekündigt, ein Jahr später werde der Turm wieder rot gestrichen.

Der Bezirk hat bei den Planungen ein Wort mitzureden, denn der Turm steht auf einem landeseigenen Areal unter der Tiburtiusbrücke, das der Familie Laternser per Erbbaurechtsvertrag überlassen wurde. Vor zwei Jahren stimmte die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) auf Antrag von FDP und Grünen mehrheitlich für den bunten Turm, sofern dem Bezirk keine Kosten entstünden: Die „aktuelle künstlerische Außengestaltung“, hieß es, solle „so lange wie möglich erhalten bleiben“. Diesen Beschluss „haben wir als ein großes Lob der Aktion gesehen“, sagte Larissa Laternser. „Optisch halten wir uns aber an unsere Vereinbarung und die Auflagen.“

Die Rückkehr zum Rot würde den Streit mit Ursulina Schüler-Witte beenden, deren Mann inzwischen verstorben ist. Die 79-jährige Witwe sagt, sie bestehe „auf der Wiederherstellung der Ursprungsfarbe“. Dabei gehe es nicht nur um die roten „Kanzeln“, sondern auch um den hellgrauen Beton, der bei der Street-Art-Aktion mit Graffiti besprüht worden war. Das Urheberrecht gebe ihr „eine sehr starke Position“, sagt Schüler-Witte. Bis zuletzt hatte sie mit einer Klage gedroht. Darauf kann sie nun offenbar verzichten.

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