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Berlin: Wiese mit Planken – die richtige Lösung für den Schlossplatz?

Endlich mal keine große Geste. Einfach etwas Rasen, ein paar Planken aus Lärchenholz drauf, fertig ist die „Schlossanlage“.

Endlich mal keine große Geste. Einfach etwas Rasen, ein paar Planken aus Lärchenholz drauf, fertig ist die „Schlossanlage“. Einfallslos, sagen die einen. Geldverschwendung die anderen. Aber das war sowieso klar: Jeder Entwurf für die Mitte der Mitte wird in der Luft zerrissen. Die Zukunft wird die Mäkler widerlegen, das ist sicher. Denn dieser Rasen wird heilig werden. „Bis Samstag aufm Schlossplatz“, werden sich Sportfreunde zurufen. Am Treffpunkt treten sie dann den Ball oder schleudern das Frisbee wie früher vor dem Reichstag. Und am Abend, zu später Stunde, lassen sich Passanten auf den Holzplanken nieder. Sie werden den Blick auf die sanft dahingleitende Spree richten. Und unter funkelnden Lichtern werden Pärchen flanieren, sich zärtlich umarmen und sich Treue für den Lebensabschnitt schwören. Zu viel Phantasie?

Eher zu wenig. Denn das ist Berlin: Eine Stadt voller Brachen, die genutzt und verwandelt werden wollen. Genau das wird auf dem Rasen und auf den Planken am Schlossplatz geschehen. Und jetzt mal ehrlich: Gibt es eine Alternative zu einem Plan, der unendlich viel Raum für Gestaltung lässt? Wären tatsächlich Kunstcontainer, wie sie vorgeschlagen wurden, die bessere Wahl? Gerade weil diesmal auf Symbole und große Gesten verzichtet wird, wird der neue Berliner Schlossplatz künftig zu einem Magnet in Mitte.

Soll das nun alles gewesen sein? Der Berg kreißte, und heraus kam der kleinste gemeinsame Nenner – jene grüne Wiese, die den Palastkeller zudeckt, als hätte es hier nie etwas anderes gegeben. Schön langweilig ist das. Bitte, muss sich die Mitte der Stadt so armselig, ideen- und anspruchslos zeigen, selbst wenn es nur für fünf Jahre ist? Mit dieser Auswahl stellen sich die großmächtigen Senatsverwaltungen für Bau und Kultur ein Armutszeugnis aus. Wo sind denn die heutigen Landschaftsgestalter, denen Peter Josef Lenné noch immer ein Vorbild ist? Wo bleiben die Ideen der jungen kreativen Kunstszene? Hatte nicht auch die Akademie der Künste die Absicht, sich einzumischen, wenn es um öffentliche Räume der Hauptstadt geht? Man stelle sich doch bitte einmal das Nichts am grünen Strand der Spree zwischen Dom und Lustgarten vor! Schinkels Platz war einst so lustvoll, wie er uns heute zum Verweilen rund um die Fontäne einlädt. Das erste, was auf dem Entwurf fehlt, sind Bänke. Auf den zweiten Blick sucht man vergebens eine Idee, die der Wiese die Langeweile nimmt. Vielleicht ein Skulpturengarten? Wechselnde Installationen, Kunst unter freiem Himmel? Oder doch die Idee mit dem Irrgarten, so typisch für die Geschichte des Ortes? Kultur? Sport und Spiel? Eine offene Bildhauerwerkstatt zum Zugucken? Ein Ort der Begegnung. Die Mitte der Mitte hat etwas Besseres verdient. Lothar Heinke

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