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Berlin: Wildwuchs in der Großstadt: Neue Chancen für das alte Gut

Der Anblick ist traurig: Das historische Gut Hellersdorf verfällt immer mehr. Alte Scheunen und Landarbeiterhäuser stehen leer, Fenster und Türen sind vernagelt.

Der Anblick ist traurig: Das historische Gut Hellersdorf verfällt immer mehr. Alte Scheunen und Landarbeiterhäuser stehen leer, Fenster und Türen sind vernagelt. Nur ein Teil der verklinkerten Bauten wird noch genutzt. Ungefähr 50 Gewerbetreibende haben sich seit 1990 auf dem Gelände an der Straße Alt-Hellersdorf angesiedelt. So gibt es einen Reifenservice, einen Tischler, und auch die Argrarbörse Deutschland Ost hat dort ihren Sitz. Doch nur wenige Besucher nutzen die Angebote der Geschäftsleute. Dieter Lauf, Geschäftsführer der Agrarbörse kann das durchaus verstehen. "Das Gelände wirkt eher abschreckend, das ist der reinste Wildwuchs."

Obwohl seit zehn Jahren der Bezirk und auch der Senat nach einem Investor für die landeseigene Fläche suchen, sei man keinen Schritt weiter. Interessenten hatten sich in der Vergangenheit wegen hoher Investitionskosten und Grundstückspreise zurückgezogen. Auch die Ausschreibung der Senatsfinanzverwaltung im vergangenen Jahr brachte bislang keinen Käufer. Mehrere Monate lang war das rund sieben Hektar große Gut im Internet präsentiert worden. Dennoch hält Lauf dies für "nicht ganz umsonst". Schließlich kehrte das Gut ins öffentliche Bewusstsein zurück.

Ein Ergebnis gibt es dennoch: So haben sich jetzt einige Gewerbetreibende zur Interessengemeinschaft (IG) "Gut Hellersdorf" zusammengeschlossen. Sie wollen das rund sieben Hektar große Areal gemeinsam entwickeln. Ein detailliertes Konzept ist in Arbeit. "Ich glaube nicht mehr daran, dass sich ein Investor von außerhalb findet", sagt Dieter Lauf, der zum Vorsitzenden der IG gewählt wurde. Über die Form der Nutzung gibt es derzeit verschiedene Vorstellungen. So könnte unter anderem eine Genossenschaft gebildet werden, oder, wenn es bei Mietverhältnissen bleibt, dann sollten sie langfristig sein. Allerdings müssen die zuständigen Senatsstellen zustimmen.

Konkreter sind die Ideen zu dem, was alles auf dem Gut entstehen könnte: Lauf schwebt ein altes märkische Dorf vor mit typischen Handwerksbetrieben. Ebenso sei ein Erlebnisbereich denkbar sowie Platz für Wohnungen. Und auf jeden Fall soll das Gebiet auch weiterhin ein Gewerbestandort bleiben. Das Gut Hellersdorf hat eine mehr als 100-jährige Geschichte. Seit 1886 ist es im Besitz der Stadt Berlin. Von 1920 bis Ende der 70er Jahre wurde es zur Viehzucht genutzt, danach diente es zum Gemüseanbau. Inzwischen steht ein Teil der Gebäude unter Denkmalschutz.

bey

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