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Berlin: Wilhelm-Friedrich-Stift konnte den Nutzungs- gegen einen Erbpachtvertrag eintauschen

Totgesagte leben länger. Das gilt auch für das Wilhelm-Friedrich-Stift, Zehlendorfs mutmaßlich älteste wohltätige Einrichtung.

Totgesagte leben länger. Das gilt auch für das Wilhelm-Friedrich-Stift, Zehlendorfs mutmaßlich älteste wohltätige Einrichtung. Nach etwa einem Jahrzehnt am Rande des finanziellen Aus hat die Stiftung jetzt fast das Geld für die gestern begonnene Sanierung ihrer Häuser zusammen. Die letzte Deckungslücke sollen edle Spender schließen.

Das 1891 von Sidonie Scharfe, der Tochter des letzten Zehlendorfer Dorfschulzen, ins Leben gerufene Stift in der Fischerhüttenstraße bot nacheinander in Ehren ergrauten Knechten und Mägden und Drogenkranken Obdach. Heute leben in sechs Wohnungen vor häuslicher Gewalt geflüchtete Frauen. Da die Stiftung nie der Eigentümer, sondern nur der Nutzer des Grundstücks und der drei Stifts-Gebäude war, geriet sie in finanzielle Bedrängnis, als die Backsteinhäuser immer hinfälliger wurden. Ein Haus ist seit zehn Jahren sogar baupolizeilich gesperrt. Nachdem das Wilhelm-Friedrich-Stift Mitte 1998 den Nutzungsvertrag gegen einen Erbpachtvertrag eintauschen konnte, ist jetzt auch die finanzielle Rettung nah, wie der Vorsitzende des Stiftes Herrmann Oberländer im Verein mit Bürgermeister Klaus Eichstädt (CDU) und zwei Stadträten verkünden konnte. Zur Sanierung der maroden Häuser stehen laut Oberländer der Stiftung jetzt 650 000 Mark Landeszuschuss zur Verfügung. Außerdem konnte der Stift dank Erbpachtvertrag ein Darlehen in gleicher Höhe aufnehmen sowie 230 000 Mark Eigenmittel zusammenkratzen. "Das ist nicht schlecht für einen Verein, der praktisch mittellos ist", meinte Oberländer. Auch der Bezirk beteiligt sich mit einer einmaligen Zahlung von 50 000 Mark an der Erneuerung.

Leicht sei die Vergabe an das Stift nicht gefallen, meinte Eichstädt, da man andere dafür enttäuschen müsse. Die verbliebene Deckungslücke von rund 130 000 Mark sollen die Zehlendorfer, sprich ihre Spenden stopfen. "Bürgersinn macht Sinn", warb Oberländer und erinnerte daran, dass früher bekannte Bürger die Stiftung unterstützt haben.

Bisher war die Resonanz auf die Spendenaufrufe eher dünn, ganze 720 Mark gingen ein. Trotzdem gab sich Oberländer optimistisch: "Ich bin guter Hoffnung, dass wir die Lücke schließen." Falls die gestern begonnenen Bauarbeiten ohne Unterlass fortgeführt werden, sind die Häuser im Jahr 2001 pünktlich zum 110. Jubiläum der Stiftung saniert. Dann werden zehn Anderthalb- bis Zweizimmerwohnungen für Bedürftige zur Verfügung stehen.

wik

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