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Berlin: Willkommen in Berlins Mitte

4500 Gäste feierten die Eröffnung der US-Botschaft am Brandenburger Tor – mit viel Prominenz und amerikanischen Spezialitäten

Irgendwann gab es gestern Abend keine Deutschen und keine Amerikaner mehr auf dem Pariser Platz. Es gab nur noch solche, die an ihren Regenschirm gedacht hatten, und solche, die sich mit drunterstellten. Eine halbe Stunde vor Beginn fielen die ersten Tropfen, pünktlich zur amerikanischen Nationalhymne goss es. Aber das verband. Und wer konnte, sang mit.

Mit einem großen Festakt ist die US-Botschaft nach 69 Jahren an ihren angestammten Platz in Berlins Mitte zurückgekehrt. Unter den 4500 geladenen Gästen waren Staatsmänner, Wirtschaftsbosse und Diplomaten, allen voran Kanzlerin Angela Merkel (CDU), der amerikanische Ex-Präsident George Bush senior und US-Botschafter William R. Timken. Zu den drei Stunden langen Feierlichkeiten gehörte auch ein amerikanisches Picknick, wie es sich für einen 4. Juli, den Nationalfeiertag, gehört. Später wurde trotz des schlechten Wetters getanzt. Am Ende stieg ein Feuerwerk in den Himmel.

Auf der Ehrentribüne mit dem Rücken zur Botschaft drängten sich deutsche Spitzenpolitiker: Ex-Bundespräsident Richard von Weizsäcker saß zwischen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) und Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP), nicht weit entfernt saßen – ebenfalls unter Regenschirmen – Außenminister Frank-Walter Steinmeier und der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (beide SPD).

Während der Festrede von William R. Timken wurde mehrmals heftig geklatscht. Besonders, als er sich bei den anwesenden US-Veteranen der Berliner Luftbrücke für ihren Einsatz in den Jahren 1948 und 49 bedankte. Auch Angela Merkel würdigte in ihrer Ansprache ausdrücklich die Veteranen: „Berlin wird Ihnen das nie vergessen, für mich sind Sie wahre Helden.“ Die USA habe sich nach dem Zweiten Weltkrieg um Berlin sehr verdient gemacht, sagte die Kanzlerin. In einer Zeit, „als die Stadt einen starken und guten Freund brauchte“. Merkel erinnerte daran, dass sie selbst zu Zeiten der deutschen Teilung jahrelang wenige hundert Meter von der Mauer entfernt wohnte. „Nie habe ich mir vorstellen können, jemals durch das Brandenburger Tor gehen zu können.“ Ein Satz war gestern immer wieder zu hören: „Ich bin ein Berliner.“ John F. Kennedys Bekenntnis zur Stadt prankte auf Luftballons und T-Shirts, auf der Großbildleinwand sah man Kennedy die berühmten Worte sprechen, Botschafter Timken zitierte den Ausspruch ebenfalls. Aber auch Ronald Reagans Aufforderung aus dem Jahr 1987, „Mr. Gorbachev, tear down this wall!“, war des öfteren zu hören. „Heute wissen wir, dass die USA eine entscheidende Rolle gespielt haben, damit Berlin und Deutschland sich wieder vereinigen konnten“, sagte Merkel.

Bei der eigentlichen Eröffnung der Botschaft war es noch trocken gewesen – die hatte sich allerdings wenige Minuten nach 17 Uhr vollzogen, von den ersten Gästen fast unbemerkt. George Bush senior durchschnitt das für Einweihungen traditionelle Band gemeinsam mit Botschafter Timken und dessen Frau Sue.

Alle Gäste mussten zunächst Sicherheitsschleusen durchlaufen, um auf das Festgelände zu kommen. Aber die Anstehenden waren geduldig, und den Wartenden auf dem Platz wurden amerikanische Spezialitäten serviert: Twix, Mars, Cola und Boston Lager in der Flasche. Die Moderatorin auf der Bühne versprach „Food, fun, fireworks“ – Essen, Spaß und Feuerwerk –, und so kam es dann auch. Als die Kapelle nach den Festreden den Klassiker „Stars & Stripes“ spielte, vergaß man kurzzeitig den Regen. Und überhaupt: Vielerorts gelte Regen als gutes Omen, sagte Botschafter Timken. Und bedankte sich für das schlechte Wetter.

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