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Willkommensgruß mit Schultüte.

© dpa

Willkommensgruß mit Schultüte: Wie Berliner zum Schulanfang Flüchtlingskindern helfen

Eine Berlinerin startete über das soziale Netzwerk Facebook eine Spendenaktion für Flüchtlingskinder – mit großem Erfolg. Auch einige Schulen haben Hilfe organisiert.

Am Sonnabend feiern rund 30.500 Erstklässer den Schulbeginn, darunter sind mehrere hundert Kinder, die als Flüchtlinge nach Berlin gekommen sind. Viele von ihnen benötigen nicht nur zusätzliche Deutschstunden oder therapeutische Hilfe. Auch Schulmaterial wird gebraucht.

Sandra Schwarze mobilisiert dafür freiwillige Hilfe. Die 33-Jährige klingt am Telefon etwas in Eile. Gleich nimmt sie noch eine Spende von 14 Schultüten für Flüchtlingskinder entgegen. "Gefüllt mit allem, was Schüler brauchen: Stifte, Hefte, Federmappen, auch ein paar Süßigkeiten", sagt sie. Auch Schulranzen werden gespendet. Sandra Schwarze weiß, wo sie gebraucht werden.

Vor einer Woche entdeckte sie den Aufruf einer Schule in Lichtenberg, die Spenden anfragte. Sie war neugierig, recherchierte und habe festgestellt, dass auch viele andere Schulen und Unterkünfte auf den Schulbeginn der jungen Flüchtlinge unvorbereitet seien. "Ich hatte den Eindruck, dass die Stadt nicht genug Hilfe zur Verfügung stellen kann", sagt Schwarze, die bei einer Naturschutzorganisation arbeitet.

Für Flüchtlinge hatte sie sich schon vorher engagiert: "Ich habe oft vor dem Lageso geholfen. Aber jetzt kommt die Einschulung, da muss man auch dringend etwas machen."

Helfer organisierten sich über Facebook

Schwarze startete prompt ihre eigene Hilfsinitiative. Sie gründete bei Facebook die Gruppe "Schultüten für Flüchtlingskinder". Die Idee: Unterstützer stellen Schultüten für Flüchtlinge zusammen. "Wir wollten eine Willkommensgeste zeigen und den Kindern einen besseren Start ermöglichen", sagt sie.

In den ersten Tagen traten fast 200 Menschen der Gruppe bei, viele weitere bieten Spenden an. "Die Helfer kommen aus der ganzen Stadt", sagt Sandra Schwarze. Man habe viele Flüchtlingsunterkünfte in Berlin angeschrieben und eine Bedarfsliste erstellt. "Die ist inzwischen lang", sagt Schwarze.

Wie viele Flüchtlingskinder eingeschult werden, konnte die Bildungsverwaltung nicht genau sagen. Seit Beginn des vergangenen Schuljahres stieg die Zahl der Schüler in Willkommensklassen von 2900 Schülern auf etwa 4900 Kinder, etwa die Hälfte davon sind Grundschüler. Die Flüchtlinge sind lernmittelbefreit und erhalten über den Berlinpass alle Leistungen des Bildungspakets, darunter 100 Euro pro Schuljahr für individuellen Schulbedarf.

Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hält die zusätzlichen Spenden dennoch für wichtig: "Die Frage ist auch, wie ich Flüchtlinge, die traumatisiert sind, willkommen heiße. Wir begrüßen dieses Engagement sehr."

Auch einige Schulen haben Hilfe organisiert

Schwarze und ihre Helfer haben bereits mehrere hundert Schultüten in den Flüchtlingsunterkünften übergeben. "Jede Tüte sieht ein wenig anders aus, je nachdem wer sie zusammengestellt und gespendet hat. Einige Unterstützer haben sogar Federtaschen selbst genäht."

Auch einige Schulen haben Hilfe organisiert. Eltern, Lehrer und Schüler der Schule an der Jungfernheide stellten 50 Rucksäcke mit Schulmaterial zusammen. "Selbst aus unserer Willkommensklasse kamen Spenden", sagt Lehrerin Johanna Braun. Am Freitag wurden die Rucksäcke in der Erstaufnahme am Rohrdamm in Spandau übergeben.

Auch in anderen Flüchtlingsunterkünften kamen in den vergangenen Tagen Schultüten an. "Die Kinder bekommen genau das, was sie brauchen, und die Menschen fühlen sich besser aufgenommen", sagt der Leiter der Flüchtlingsunterkunft an der Potsdamer Chaussee in Zehlendorf. Jutta Kleber, Geschäftsführerin vom Arbeiter-Samariter-Bund Berlin, pflichtet bei: "Ich finde großartig, was die Ehrenamtlichen bewegen."

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