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Berlin: Willy-Brandt-Büste gestohlen – und wieder aufgetaucht In der SPD-Zentrale verschwand beim Protest der Besetzer der Yorckstraße 59 ein Kunstwerk. Mit der Aktion sinken die Chancen auf eine friedliche Lösung

In der SPD-Zentrale verschwand beim Protest der Besetzer der Yorckstraße 59 ein Kunstwerk. Mit der Aktion sinken die Chancen auf eine friedliche Lösung

Bei der Besetzung der SPDParteizentrale durch die Bewohner des von Räumung bedrohten Hauses Yorckstraße 59 verschwand am Montag eine Büste von Willy Brandt – und tauchte am Mittwoch wieder auf. Ein in Kreuzberg ansässiger Anwalt habe sich gestern am späten Nachmittag bei der SPD gemeldet und mitgeteilt, dass die Büste in seinem Büro sei, teilte SPD-Sprecher Hannes Höhnemann mit. Offenbar sei sie von den Tätern, über deren Identität der Anwalt nichts mitgeteilt habe, dort abgegeben worden. Heute soll sie bei dem Anwalt abgeholt werden.

Die SPD hatte Strafanzeige erstattet – und jede politische Unterstützung für das seit 18 Jahren existierende linke Hausprojekt gestoppt. „Warum sollten wir für die jetzt noch irgendetwas tun?“, fragte SPD-Sprecher Hannes Höhnemann, nachdem die Büste verschwunden war. „Das war von denen organisiert.“ Das Hausprojekt lehnte derweil jede Verantwortung für den Diebstahl ab. „Das waren wir nicht“, sagte eine Sprecherin. Etwa 30 Sympathisanten und Bewohner hatten am Montagabend die Zentralen von SPD in der Müllerstraße und PDS in Mitte besetzt – in der Zeit verschwand dann auch die Büste, deren Wert über 1000 Euro betragen soll. Gegen 22 Uhr hatten die Besetzer die Parteizentralen wieder verlassen, nachdem PDS und SPD zugesichert hatten, einen Runden Tisch mit dem Eigentümer organisieren zu wollen.

Durch den Diebstahl sind die Chancen für eine friedliche Lösung gesunken. Bausenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) hatte den Bewohnern gestern bei einem Treffen den „dringenden Rat“ gegeben, die Büste zurückzugeben und sich nach einem anderen Haus umzusehen. Zum Diebstahl hatten sich im Internet „Autonome FluchthelferInnen“ bekannt, die sich als Unterstützer der „Yorck 59“ bezeichnen. Wie berichtet, müssen die Mieter bis 30. Mai ausziehen – sonst räumt die Polizei.

In den vier Fabriketagen des Hinterhauses leben nach Angaben der Bewohner 60 Menschen, darunter zehn Kinder, mehrere linke Initiativen haben dort ihre Räume. Die Bewohner hatten das Haus 1989 gemietet. Als der alte Eigentümer 2003 pleite ging, wollten die Mieter das Haus kaufen. Dies scheiterte, die Bank verkaufte es für 1,4 Millionen an einen privaten Investor. Als dieser die doppelte Miete verlangte, verweigerten die Bewohner die Zahlung. Auch Verhandlungen um einen Kauf blieben ohne Ergebnis, da der Eigentümer nun 2,5 Millionen Euro haben will. Angesichts der verfahrenen Lage hatte Innensenator Körting (SPD) im März an die Bewohner appelliert, sich neue Räume zu suchen. Die Antwort: „Wir gehen nicht freiwillig raus.“

Am Sonnabend haben Sympathisanten des Hauses eine Demonstration vom Heinrichplatz zur Yorckstraße mit 2000 Teilnehmern angemeldet.

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