zum Hauptinhalt

Berlin: Windrose-Chef H. P. Holzinger

Aus Oberösterreich stammt der freundliche Mann mit dem schmalen Kopf. Die Wärme seiner Muttersprache färbt noch heute seine Rede.

Aus Oberösterreich stammt der freundliche Mann mit dem schmalen Kopf. Die Wärme seiner Muttersprache färbt noch heute seine Rede. Die idyllische Bühne für die unbekümmerte Kindheit und Jugend des einzigen Sohnes im Umfeld einer großen Familie zeigt ihn beim Fußballspielen, beim Schach und Billard und später als Fahrschüler zum Realgymnasium im 30 Minuten entfernten Wels. Diese zwei halben Stunden hat er gerne genutzt, um sich auf die Schule vorzubereiten. Der Lohn war eine vorzügliche „Matura“. Das Studium danach startet er an der alten, renommierten Hochschule für Welthandel in Wien. Und weil er gerne reiste – in den Semesterferien als Reiseleiter jobbte – wählte er Fremdenverkehr als Fach. Nach dem Diplom 1968 war er als Fulltimer verantwortlich für fast 40 000 Gäste an der spanischen Küste nördlich von Barcelona. Dann holte die spätere TUI ihn als Gebietsbeauftragter Ostafrika, nachdem sein Vorgänger in Schwarzgeld-Geschäfte verwickelt war.

Die Safari-Regionen gefielen Holzinger. „Dort war es zu meiner Zeit ziemlich schön“, schwärmt er. Nach Griechenland wollte er danach nicht, sondern es ging nach Hannover zur Zentrale und nebenbei zum Promovieren nach Wien. Der Doktorhut kam 1973 auf sein abenteuerlustiges Haupt. Dann hob er ab in die Selbstständigkeit.

Auslöser war der Anruf eines Freundes aus alten Tagen aus seinem Dorf, nun bei Marco-Polo-Reisen. Warum machen wir das nicht selber, war seine Frage. Das war die Geburtsstunde der Windrose. Mit an Bord waren noch ein Berliner Privatmann mit einer wichtigen Finanzspritze und als kundiger wissenschaftlicher Reiseleiter – bis heute – Professor Peter Thiele vom Völkerkundemuseum in Dahlem. Nur „edle Produkte“ wollten sie verkaufen. Der erste Katalog kam in Silber daher und verzehrte die Hälfte des Kapitals. Die bittere Lehre: Premium-Produkte brauchen Zeit. Aber es ging weiter. Der Zoo kam als Partner dazu, noble Firmenkunden und die KulTouren mit der Urania. Insgesamt rund 30 Millionen D-Mark Umsatz machten sie 1985. Zehn Jahre später haben sie alles „versilbert“ - an Kuoni. Aber nach nur zwei Jahren hat der Reisefreak Holzinger den Touristik-Teil günstig wieder zurückgekauft. Heute sitzen sie auf der Fischerinsel, verkaufen mit ihren 40 Mitarbeitern in Berlin und Wien für 25 Millionen Euro an die 100 verschiedene Reisen im Jahr, die Hälfte davon Leserreisen mit dem Tagesspiegel, der Zeit, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung oder der Süddeutschen Zeitung. Eine gute Zukunft sieht er für „Komfort-Reisen mit Inhalt“. Immer mehr Gäste reisen privat und individuell. Der Hobbyflieger möchte sein Unternehmen mit Mitte sechzig in andere Hände legen, mehr Zeit für sich, für Golf und seine Lebensgefährtin mit ihren vier Kinder haben.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegel

Hans Peter Holzinger (62), geboren in Grieskirchen, Oberösterreich, ist Geschäftsführer der Windrose Fernreisen Touristik GmbH.

Seine Hobbys sind Reisen und Fliegen.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false