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Deutschland versinkt im Schnee - das soll auch in der kommenden Woche so bleiben.

© dpa

Wintereinbruch: Die Bahn fährt langsamer, die S-Bahn teilweise gar nicht

Zum zweiten Advent haben Eis, Schnee und Sturm den Deutschen ein extrem winterliches Wochenende beschert. Und das Winterwetter soll andauern - mit sämtlichen positiven und negativen Folgen. In Osteuropa sterben mehrere Menschen bei Kälte und Schnee.

Am zweiten Advent wurde Deutschland und ganz Europa kalt erwischt. In Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg wurden Spaziergänger dank ihrer Handys vorm Erfrieren gerettet. In Osteuropa erfroren mehrere Menschen. Für die Woche sagten Meteorologen mehr Schnee und Frost voraus.

Nach eisigen Wintertemperaturen und teils starkem Schneefall hat die Deutsche Bahn am Sonntag die Geschwindigkeit für den bundesweiten Fernverkehr auf 200 Stundenkilometer gedrosselt. Dies sei eine Vorsichtsmaßnahme, um Betriebsschäden zu verhindern, sagte eine Unternehmenssprecherin. Reisende müssten dadurch derzeit im Fernverkehr mit Verspätungen von bis zu 30 Minuten rechnen. Zugausfälle habe es aber bislang aufgrund der Kälte noch nicht gegeben, sagte die Bahn-Sprecherin.

Reisende am größten deutschen Flughafen in Frankfurt haben am Sonntag die Folgen des Wintereinbruchs zu spüren bekommen. Alleine am Sonntag wurden mehr als 350 Flüge gestrichen - davon 184 abgehende Verbindungen, wie der Flughafenbetreiber Fraport mitteilte. Die Räumfahrzeuge waren pausenlos im Einsatz. Das Unternehmen bat Flugreisende, sich auf den Internetportalen der Fluggesellschaften zu informieren. Schon am Freitag und für die frühen Morgenstunden am Samstag hatte die Lufthansa nach früheren Angaben rund 100 Flüge vorsorglich gestrichen.

In Mecklenburg-Vorpommern hatte sich ein 32-Jähriger in der Nacht zum Sonntag im Landkreis Vorpommern-Rügen im Wald verlaufen. Bei minus sechs Grad drohte er zu erfrieren. Mit dem Handy alarmierte er nach Angaben der Polizei seinen Bruder und wurde gerettet. In einem Wald bei Hamburg-Neugraben konnte eine 22-jährige Spaziergängerin nach einem Sturz am Freitagabend nicht mehr laufen. Mit ihrem Handy rief sie Hilfe herbei. 84 Rettungskräfte von Polizei und Feuerwehr durchkämmten das Gebiet zwei Stunden bei Dunkelheit. Auch Hunde und ein Hubschrauber waren im Einsatz.

Das Winterwetter soll andauern

Am Samstag wurde in Berlin ein Unbekannter tot in einem Hinterhof gefunden. Die Todesursache war nach Polizeiangaben zunächst unklar. Dass es sich um Berlins ersten Kältetoten handelt wird immer unwahrscheinlicher. Die Obduktion steht noch aus.

In Schleswig-Holstein rettete ein Hubschrauberpilot der Bundespolizei einem Reh das Leben. Das Tier war auf dem Süseler See bei Eutin auf dünnem Eis festgefroren. Mit geschickten Flugmanövern blies die Hubschrauberbesatzung das Reh vom Eis ans Ufer.

Für die weitere Woche sollte das Winterwetter andauern. „Schnee, Eis und Frost werden uns auch im Laufe der Woche begleiten“, sagte eine Meteorologin des Deutsche Wetterdienstes (DWD). Autofahrer müssten sich auf Glatteis und Schneeverwehungen einstellen. Ab Wochenmitte sei mit zweistelligen Minustemperaturen zu rechnen. Gute Nachrichten für Wintersportler. Sie stürmten schon am Wochenende die Pisten, darunter zum Beispiel in Bayern.

In den Niederlanden gab es am Wochenende auf vereisten Straßen viele Unfälle. In der Provinz Friesland starb ein 45-Jähriger, dessen Wagen auf der Autobahn ins Schlittern geriet und sich überschlug. In Moskau fielen wegen Schnee und Eisregen etliche Flüge auf den internationalen Flughäfen aus. „In diesem härtesten Winter seit 20 Jahren in Russland sind in Moskau bereits mindestens sechs Menschen erfroren“, sagte ein Sprecher des Zivilschutzministeriums der Agentur Interfax.

In Tschechien erfroren am Wochenende drei Menschen, wie die Agentur CTK am Sonntag meldete. Eine 47-jährige Obdachlose wurde tot auf der Bank eines Busbahnhofs in der osttschechischen Stadt Roznov pod Radhostem gefunden. Im Norden des Landes erfroren zudem ein 67 und ein 58 Jahre alter Mann im Freien. In Bulgarien waren am Sonntag mindestens elf Orte ohne Strom.

Bundespräsident Joachim Gauck saß am Samstag mehrere Stunden in Kroatien fest. Wegen Schneetreibens war der Flughafen Zagreb geschlossen. In dem Land starben am Wochenende vier Menschen bei Schnee und Kälte. Mehr als ein halber Meter Neuschnee sorgte in Serbien für ein Verkehrschaos. Zwei Menschen starben dort in der Kälte.

Die Berliner S-Bahn kämpft mit ihrem Lieblingsfeind, dem Schnee

Berliner S-Bahn
Berliner S-Bahn

© dpa

Bei der S-Bahn kam es ab dem Vormittag zu erheblichen Einschränkungen auf der Ost-West-Stadtbahn. Bei Friedrichsfelde Ost war gegen 10.30 Uhr ein Zug auf der Strecke liegengeblieben. Auf den Linien S5, S7 und S75 brach der Verkehr zunächst zusammen, viele Züge fielen ganz aus. Die S-Bahn schickte Fahrgäste in die U-Bahn-Linie 5, die zwischen Lichtenberg und Alexanderplatz parallel fährt. Eingleisig wurden dann die Züge an der defekten Bahn vorbeigeleitet. Erst nach einer Stunde gelang, es den Zug von der Strecke zu ziehen.

Über Stunden fuhren die Züge auf der Stadtbahn nur unregelmäßig und verspätet. Auf allen Stationen leuchtete auf den Anzeigetafeln nur noch "Ansagen beachten". Doch die waren zum Teil unverständlich, nicht nur Touristen rätselten dann auf den überfüllten Bahnsteigen, wohin der nächste Zug denn nun fährt.

Um 13 Uhr stellte dann eine Weiche im Bahnhof Priesterweg den Betrieb ein. Die S25 fährt seitdem nur noch im 20-Minuten-Takt. In Priesterweg verzweigen sich die Linien nach Teltow und nach Blankenfelde. Schon seit dem Morgen waren vor allem auf der S5 und der S2 zahlreiche Züge ganz ausgefallen, meldete der Twitter-Dienst der S-Bahn. Gründe für diese Ausfälle wurden nicht genannt.

Weitere Weichenstörungen gab es am Nachmittag in Neukölln, Tegel und Hohen Neuendorf. Die Züge der S45, S46 und S47 endeten aus Süden kommend bereits in Schöneweide. Im Norden fuhr die S1 zeitweise nur noch bis Frohnau und nicht bis Oranienburg. "Auf Grund der aktuellen Wetterlage kommt es im gesamten Berliner S-Bahn-Netz zu Verspätungen und Zugausfällen", teilte das Unternehmen am späten Nachmittag mit. (mit dpa)

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