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Berlin: „Wir müssen ja nicht Händchen halten“ Die SPD macht Urlaub –

die PDS sucht Gysis Nachfolger

Wenn es dem einen Koalitionspartner schlecht geht, dann kann es dem anderen nicht gut gehen. Die PDS krankt an dem Problem, wer ihre Leitfigur Gregor Gysi ersetzt, nicht nur als Bürgermeister und Wirtschaftssenator. Trotzdem haben der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und SPD-Chef Peter Strieder nur kurz ihren Urlaub unterbrochen, um nach dem Rechten zu sehen. Wowereit düste am Freitag wieder ins „Private“ seiner südlichen Insel, Strieder machte sich in seine Ferienidylle bei Neuruppin fort. Und SPD-Fraktionschef Michael Müller trat seinen Urlaub am Freitag erst an.

Sie demonstrieren, dass es keine Krise gebe – höchstens eine „kritische Situation“. Und die kann sich eben leicht im Selbstlauf zur Krise auswachsen, wenn die Klippe nicht sorgsam umschifft wird. Aber so ist das im Zeitalter der Handys: Man muss nicht zu Hause sitzen; man kann telefonisch von jedem Ort der Welt aus die Lage managen, solange keine Gefahr im Verzug ist. Doch eine Palastrevolution ist nicht zu besorgen. Die SPD-Basis verhält sich ruhig. Zwischen den Führungsfiguren von SPD und PDS ist die Telefonitis ausgebrochen. Bevor er sich nach Italien aufmachte, schrieb Müller einen Informationsbrief an alle SPD-Abgeordneten: Wahl des noch unbekannten Gysi-Nachfolges am 29. August im Abgeordnetenhaus, und so weiter.

„Wir müssen ja nicht am Krankenbett sitzen und Händchen halten“, sagt Strieder zu den PDS-Nöten. Der Bundestagswahlkampf werde anstrengend genug: „Da tut es gut, noch ein paar Tage die Seele baumeln zu lassen.“ Montag tagt der SPD-Landesvorstand; Wowereit kehrt erst Mittwoch zurück. Sollte die PDS vorher ihren Gysi-Nachfolger haben, kann sie telefonisch mit ihm reden.

Stillschweigend machen sich die Sozialdemokraten natürlich schon Sorgen um die Stabilität der Koalition. Nach außen mischt sich die SPD-Führung nicht in die PDS-Nöte ein. „Sie hat das Vorschlagsrecht, wir warten den Personalvorschlag ab, ich hoffe es geht zügig, und dann setzen wir uns damit auseinander, vor allem der Regierende Bürgermeister und die SPD-Fraktion müssen zustimmen können“, betont Strieder.

Das Vertrauen in die Rationalität der PDS scheint grenzenlos zu sein. Fraktionschef Harald Wolf trage jetzt noch mehr Verantwortung für die PDS, und der wisse genau, worauf es ankommt, so Strieder. Schließlich habe man alles besprochen. Es geht über die Personalie hinaus um knifflige Punkte, die eben auch die SPD und die Stabilität der Koalition berühren. Niemand in der Koalition habe ein Interesse an Instabilität, und zu Rot-Rot gebe es nach Lage der Dinge auch keine Alternative, hat das SPD–Führungstrio analysiert. „Da müssen wir uns keine Krise an die Backe reden lassen“, so Strieder. Die PDS brauche jetzt keine Hilfe. „Und wenn, geht es auch am Telefon: „Der Kontakt ist viel, viel enger als je in der Großen Koalition.“ Brigitte Grunert

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