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Berlin: „Wir sehen keinen Anlass für Rückforderungen“

Charité-Dekan Martin Paul will weiter mit Helios zusammenarbeiten – weil es kranken Menschen nutzt

Der Charité wird vorgeworfen, eigenes Personal der privaten Helios-Klinik nicht nur für die Forschung, sondern auch für die Krankenversorgung zur Verfügung zu stellen. Liegt hier eine Zweckentfremdung vor?

Dies ist nicht der Fall. Eine Subventionierung durch die Charité würde bedeuten, dass Helios dadurch weniger Personalkosten in Buch hat. Das Gegenteil ist der Fall. Die uns vorgelegten Zahlen belegen, dass Helios für die in Buch stattfindende Krankenversorgung im Vergleich zu anderen eigenen Kliniken der Maximalversorgung nicht weniger eigenes Personal einsetzt, sondern deutlich mehr. Helios trägt also selbst einen wesentlichen Beitrag zum akademischen Standard in Buch bei.

Erbringen die Charité-Mitarbeiter, die in Buch in der Krankenversorgung tätig sind, dort überwiegend Forschungsleistungen?

Klinische Forschung ist immer auch Krankenversorgung, da ja Patienten z.B. mit experimentellen Therapien behandelt werden, für die die Krankenkassen aber nicht zahlen. Genau das machen unsere Mitarbeiter am Standort Buch.

Kann die Charité gegenüber Helios Ersatzansprüche geltend machen?

Aus den genannten Gründen sehen wir keinen Anlass für Zahlungsrückforderungen in größerem Umfang. Es gibt aber, wie in der Vergangenheit, Nachverhandlungen zur Kostenteilung etwa im Infrastrukturbereich. Dort hat eine Neuorganisation stattgefunden. In diesem Rahmen erwarten wir für das Jahr 2007, dass sich Helios an Personalkosten für die klinische Forschung in Höhe von 850 000 Euro beteiligt.

Für die Jahre zwischen 2001 und 2006 will die Charité keine Forderungen stellen?

Für 2006 wurde ein Teil der Sachkostenzahlungen, die die Charité wegen des forschungsbedingten Mehraufwands (z. B. Reinigungskosten, Wasser, Strom für Laborflächen) an Helios leistet, von uns in Frage gestellt. Hier haben wir bis zur Klärung 400 000 Euro zurückbehalten.

Erwarten Sie einen juristischen Streit?

Bisher hat sich die Charité immer mit Helios geeinigt. Wir gehen davon aus, dass beide Partner die Kooperation weiterführen wollen, bei der es um neue Perspektiven für kranke Menschen geht, nicht um die Erwirtschaftung von ,Profiten’.

Professor Martin Paul ist Dekan

der Charité und

an dem Universitätsklinikum für Forschung und Lehre zuständig. Das Interview führte Uwe Schlicht.

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