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JFK in Schöneberg. Rund ein halbes Jahrhundert ist es her, dass dieses Bild entstand. Das Jubiläum feiert Berlin – und auch die Berichte von Zeitzeugen sind dabei gefragt. Foto: dpa

© dpa

Berlin: Wir sind Kennedy

50 Jahre ist der berühmte Besuch des US-Präsidenten her. Die Stadt feiert mit großem Programm.

Eigentlich sollte der Staatsgast die eingemauerte Halbstadt damals, vor 50 Jahren, gar nicht beglücken: Kanzler Adenauer jedenfalls hätte gerne verhindert, dass John F. Kennedy an die Spree reist – damit der Regierende Bürgermeister Brandt, Adenauers SPD-Rivale, keinen Auftritt an der Seite des populären US-Präsidenten erhält. Dass dieser dann doch zu Besuch gekommen ist, lag vor allem an der Mauer: Die USA hatten etwas gutzumachen gegenüber Westberlinern, denen nach dem 13. August 1961die alliierte Zurückhaltung bitter aufgestoßen war. Kennedys massenumjubelter Triumphzug am Main, in derselben offenen Limousine, die er fünf Monate später bei seiner letzten Fahrt in Dallas benutzen sollte, geriet bereits zum Höhepunkt einer noch ungetrübten bundesrepublikanischen Amerika-Euphorie – und zur Generalprobe. Am 26. Juni folgte JFK’s berühmte Schöneberger Rathaus-Rede: jener Vier-Worte-Satz, der heute für eine Einbürgerung kaum reichen würde, aber radebrechend Solidarität signalisierte.

„Es war der letzte Besuch eines US-Präsidenten in Berlin, der so bedingungslos gefeiert wurde“, sagt Gundula Bavendamm. Die Direktorin des Alliiertenmuseums präsentierte am Montag im Roten Rathaus mit dem Senatssprecher und anderen beteiligten Institutionen das Programm zur 50-Jahrfeier: 21 Veranstaltungspartner bieten bis zum 30. Juni an 19 Orten 55 Termine zum Thema an. Den Auftakt macht am 30. April das Willy-Brandt-Haus mit der Ausstellung „Kennedy in Berlin. Die Deutschlandreise 1963“. Gezeigt werden viele unveröffentlichte Aufnahmen des Fotografen Ulrich Mack, der seinerzeit, so heißt es, „sehr nah dran“ gewesen sei.

Aus dem Abstand eines halben Jahrhunderts werden die Ereignisse (nicht nur den Nachgeborenen) neu erzählt, reflektiert und für die Image-Werbung der Hauptstadt, als Proklamation berlinisch-amerikanischer Freundschaft, aufbereitet. Berlin Partner wirbt in Washington DC mit der Ausstellung „Berlin – made in USA“ für die deutsche Hauptstadt als Wirtschaftsstandort. Eine Berlin Movie-Night in der amerikanischen Kapitale und auf YouTube zeigt Spielfilme und Features über 29 amerikanische Kommunen namens Berlin. Der Verein Alliierte in Berlin dokumentiert die Besatzungsepoche der Sektorenstadt von 1945 bis 1994 als Ausstellung im Hangar Tegel; das Alliierten-Museum schickt einen Videobus zu den historischen Stationen des Kennedybesuchs und präsentiert am 26.6. die original siebenstündige SFB-Sondersendung von 1963. Zu den Plänen der Projektinitiative Berlin-Patrol (20. bis 24.6.) gehören eine internationale Militäroldtimer-Sternfahrt nach Gatow und der Schülerwettbewerb „Frag mal Oma“. US-Botschaft, Friedrich-Ebert-Stiftung und Checkpoint-Charlie-Stiftung laden zu Vorträgen an die FU und ins Rathaus Schöneberg. Ein mobiles ZDF-Aufnahmestudio steht für auskunftsfreudige Zeitzeugen bereit (24. bis 27.6.), die sich schon vorher beim Senat melden können (zeitzeuge@berlin.de). Weitere Ausstellungen bieten das Museum „The Kennedys“ und die John F. Kennedy-Schule.

Das Thema „Kennedy in Berlin“ sei keineswegs eine reine West-Story, sagt Projekt-Koordinatorin Iris Lanz. Tatsächlich erhält der Erinnerungsparcour seine Spannung durch politische Kontexte. 1963 sei ein kontrastreiches Wendepunktjahr im Kalten Krieg gewesen, zwischen Atomtests, ersten Ostermärschen und einer Neujustierung der US-Politik gegenüber der UdSSR, sagt Gundula Bavendamm. Der Kennedy-Besuch war Höhe- und Schlusspunkt einer ungebrochenen USA-Begeisterung in Westdeutschland, die bald darauf durch den eskalierenden Vietnamkrieg und die Studentenbewegung gekontert worden sei.

„Die Stasi wusste genau, wann und wo Kennedy vorbeifährt und auftritt“ sagt Axel Klausmeier von der Stiftung Berliner Mauer. Für Ostberlin inszenierte man mit Chruschtschows Besuch am 28. Juni, zum 70. Geburtstag Ulbrichts, die fahnenumwehte Gegenshow der anderen Seite, als „Triumphfahrt des Führers des Kosmonautenvolkes“. Westberlins Regisseure hingegen hatten auf große Beflaggung bewusst verzichtet, um keine Erinnerung an nationalsozialistische Kundgebungen zu wecken. Das Deutsch-Russische Museum Karlshorst und die Gedenkstätte Berliner Mauer widmen Kennedy, Chruschtschow und der Stasi am 11.6. und 18.6. Vorträge.

Das Gesamtprogramm findet sich auch online unter:

www.berlin.de/kennedy

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