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Sophie Anscheit hat ihre Leidenschaft für Flüchtlingsarbeit entdeckt.

© Sophie Aschenbrenner

Wir sind so HELLE: Spiel und Ernst

Während eines Praktikums hat Sophie Anscheit mit Flüchtlingen Theater gespielt. Jetzt will sie weitermachen.

"Früher hätte ich gar nicht gedacht, dass ich das kann, Flüchtlingsarbeit“, sagt Sophie Anscheit. Heute strahlt die 20-Jährige und sagt: „Das ist voll mein Ding.“ Ihr Praktikum im Jugendkulturzentrum „Pumpe“ in Tiergarten hat sie mit jugendlichen Flüchtlingen zusammengebracht.

Die brünette junge Frau kommt aus einer Familie, in der sozial sein selbstverständlich ist. „Wir hatten drei Pflegekinder zu Hause, meine Eltern sind beide im Behindertenbereich tätig“, erzählt sie. Sie selbst studiert in Berlin soziale Arbeit. „Die Flüchtlingsarbeit hat mich voll gepackt“, sagt sie. Wochenlang arbeitete sie im Sommer in einer Ferienschule für Flüchtlinge. Die Teilnehmer hatten nicht nur Sprachkurse, sondern konnten auch Theater spielen sowie Fahrräder reparieren und diese dann behalten. Anscheit kümmerte sich vor allem ums Theater, machte mit den Jugendlichen selbst Masken. „Am Ende wollten sie mir auch unbedingt eine Maske machen“, erinnert sie sich, „sie haben mich immer ,Frau Sophie‘ genannt.“ Bei der Theateraufführung am Schluss habe jeder seine eigene Maske getragen, „das hat ihr Selbstbewusstsein richtig gepusht“, sagt Anscheit.

Neue Feundschaften

Insgesamt waren 18 Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren dabei. Einer war schon seit anderthalb Jahren in Deutschland, ein anderer erst seit zwei Wochen. „Wir haben uns mit Händen und Füßen verständigt. Das war sehr witzig.“ Eines hat Anscheit vor allem beeindruckt: „Wenn man hört, was diese Kinder hinter sich haben, und wenn man gleichzeitig merkt, wie respektvoll und dankbar sie sind, hier zu sein, das ist unglaublich.“ Als sie das sagt, kommen der jungen Frau die Tränen. Sie erzählt von einem der Teilnehmer, der zwar schon mehrere Monate in Berlin war, aber keine Freunde gefunden hatte. Dank der Ferienschule habe er Jugendliche kennengelernt, mit denen er sich nun auch am Wochenende treffen kann.

„Während der vier Projektwochen habe ich gemerkt, dass Flüchtlingsarbeit total mein Ding ist und wie viel Energie ich dafür aufwenden kann“, sagt die 20-Jährige. „Ihre fröhlichen Gesichter zu sehen, reicht schon als Entschädigung.“ Sie will weiterhin für die Jugendlichen da sein und ihnen bei Fragen helfen, auch jetzt nach dem Ende des Projekts. „Ich hoffe, dass ich die Jugendlichen auch in Zukunft noch sehen und betreuen kann, mal mit ihnen in den Zoo gehen zum Beispiel.“

"Flüchtlinge haben auch Angst"

Auch in ihrer Freizeit ist Anscheit kreativ und sozial, zeichnet gerne und unternimmt etwas mit ihren Geschwistern und Freunden. Ihr Traum: später Flüchtlingsarbeit verbinden mit ihrer künstlerischen Arbeit. Nach dem Praktikum möchte sie sich beim Flüchtlingsheim in Teltow melden und vielleicht spielerischen Deutschunterricht geben.

Ihre Freunde will Anscheit ebenfalls motivieren. „Wenn ich ins Semester zurückkomme, werde ich mit Euphorie und Liebe zur Flüchtlingsarbeit zurückkommen“, sagt sie. Wichtig ist ihr vor allem eines: „Flüchtlinge sind auch Menschen, sie haben auch Angst, weil sie uns nicht kennen. Jeder von uns kann helfen, das ist total einfach.“

Sind auch Sie in der Flüchtlingshilfe aktiv oder kennen Sie jemanden, den wir hier vorstellen sollten? Schicken Sie uns eine E-Mail an berlin@tagesspiegel.de

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