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Schon Sandra Scheeres' Vorgänger Jürgen Zöllner (beide SPD) versuchte vergeblich, ungeeignete Schulleiter zu ersetzen.

© dpa

Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres: Lieber in die Kita als ins Labor

Die Bildungs- und Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres, im ersten Beruf Erzieherin und Pädagogin, fremdelt ein wenig mit der Welt der Wissenschaft - kann dort aber Erfolge vorzeigen.

Mit der Welt der Wissenschaft, für die sie ebenfalls zuständig ist, fremdelt Scheeres. Stattet sie Unis einen Besuch ab, lässt sich die ausgebildete Erzieherin und studierte Pädagogin lieber deren Kita zeigen als ein Labor. Als im vergangenen Jahr über die Exzellenzinitiative der deutschen Universitäten entschieden wurde, wusste die Senatorin im Anschluss zwar, wie viele Berliner Großprojekte (millionenschwere „Cluster“) erfolgreich waren. Um welche vier Cluster es sich handelte, vermochte sie der Presse aus dem Stand aber nicht zu sagen. Scheeres ist wenig redegewandt und kann Unsicherheiten in Sachfragen darum auch schlecht überspielen. Die Professoren stellen sich einen Wissenschaftssenator eher vor wie Scheeres’ Vorgänger Jürgen Zöllner – der vor seiner Zeit als Politiker selbst Professor war.

Allerdings hat Berlins Wissenschaft unter Scheeres bislang nicht gelitten. Im Gegenteil. Neben der FU hat es endlich auch die Humboldt-Universität in den Exzellenzolymp geschafft. Das ist Scheeres wohl kaum zu verdanken. Dramatische Misserfolge wären ihr aber mitangelastet worden. Für die Hochschulen hat Scheeres im Senat gerade steigende Zuschüsse ausgehandelt. Die Hochschulpräsidenten sehen sich zwar vor neuen Sparmaßnahmen und vermissen hunderte von zusätzlichen Millionen für den Hochschulbau. Dennoch sind sie voll des Lobes für Scheeres. Ohne ihr Engagement wäre es noch schlimmer gekommen, sagen sie.

Sandra Scheeres bekommt in Sachen Wissenschaft viel Unterstützung

Dass die von Zöllner geschaffene Einstein-Stiftung noch einmal gefleddert wurde, wird nicht Scheeres, sondern der desolaten Berliner Haushaltslage angelastet. Auch Zöllner hätte die Kürzung wohl kaum verhindern können. Finanzsenator Ulrich Nußbaum war der tatkräftige Alpha-Professor ein Dorn im Auge. Scheeres’ Auftreten ruft hingegen keine Aversionen geltungssüchtiger Kabinettsmitglieder hervor, viel mehr strecken sich ihr helfende Hände entgegen, auch die des Regierenden Bürgermeisters.

Außerdem ist Scheeres klug genug, in der Wissenschaft ihrem Staatssekretär Knut Nevermann zu vertrauen, der „ein gewiefter Fuchs“ ist, wie ein Politiker der Linken sagt. Dennoch merkt ein Sozialdemokrat kritisch an: „Scheeres zehrt von den Weichenstellungen ihres Vorgängers.“ Das stimmt. Doch nach Zöllners Reformwut wünschen sich die Hochschulen angesichts enormer Belastungen in Forschung, Lehre und Verwaltung eine Phase der Konsolidierung. Scheeres steht dem nicht im Wege.

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