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Berlin: WM 2006: Spiele im Stadion, Feiern auf den Straßen

Fußballfeste auf Ku’damm und Breitscheidplatz, Fanpark am Brandenburger Tor. Aber für die Autofahrer wird es eng – nur Politiker erhalten grüne Welle

Von André Görke

Die Bundesregierung investiert zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 viele Milliarden Euro in das deutsche Verkehrsnetz. Doch Berlin werden die Maßnahmen wenig bringen – der Stadt droht im Sommer 2006 ein Verkehrschaos. Die Straße des 17. Juni zwischen Brandenburger Tor und Großer Stern wird gesperrt, die Budapester Straße zeitweise geschlossen, am Kurfürstendamm und Breitscheidplatz sind Fußballfeste geplant. Wer von Ost nach West will, muss einen großen Bogen um die Innenstadt fahren. „Wir sind zuversichtlich, dass wir die Probleme in den Griff bekommen“, sagt Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer.

Die WM-Spiele werden um 15 Uhr, 18 Uhr und 21 Uhr angepfiffen, die Fans bewegen sich also zeitgleich mit dem Berufsverkehr durch die Innenstadt. Und wer mit dem Auto am Olympiastadion angelangt ist, steht schon vor dem nächsten Problem. „Es wird keine Parkplätze am Stadion geben“, kündigt Junge-Reyer an. Die normalen Stadionparkplätze sind für die vielen TV-Übertragungs-Lastwagen reserviert, der Olympische Vorplatz aus Sicherheitsgründen für die Fans gesperrt. Und entlang der Heerstraße sollen während der WM „bis zu 500 Reisebusse“ parken. Das schreibt das WM-Organisationskomitee den Städten vor. Der Senat will nun die rund 6000 Parkplätze am Messegelände nutzen – das OK hat in Broschüren die doppelte Zahl von den Städten gefordert. Stadtentwicklungssenatorin Junge-Reyer ist zuversichtlich: „Wir haben das ehrgeizige Ziel, 70 Prozent der Fans mit Bussen und Bahnen zum Olympiastadion zu bringen.“

Zur WM werden in Berlin eine Million Touristen erwartet. Damit diese gar nicht erst ins Auto steigen, sondern mit der Bahn anreisen, wird es einen WM-Fahrplan geben, kündigte Bahnchef Hartmut Mehdorn auf einer Pressekonferenz gemeinsam mit Bundesinnenminister Otto Schily und Verkehrsminister Manfred Stolpe an. Zum Konföderationenpokal in diesem Sommer – in Leipzig, Nürnberg oder Köln – dürfen die Fans ihr Ticket sogar als Bahncard 25 nutzen. Zur WM sind die Tickets als BVG-Tageskarte gültig.

Ein Durchkommen mit dem Auto wird es nicht geben: Zwischen Brandenburger Tor und Großem Stern sind Großbildleinwände und der Fanpark geplant. Der Weltverband Fifa und das OK haben das Hotel Intercontinental und den Schweizer Hof in der Budapester Straße gebucht. „Wir wollen die Straßen zumindest zeitweilig aus Sicherheitsgründen sperren“, sagte Reiner Gentz, Leiter der Berliner OK-Außenstelle. Und weil ein großes Straßenfest am Kurfürstendamm organisiert wird und die Fans beim Torjubel bestimmt nicht artig auf dem Bürgersteig stehen bleiben, wird es auch dort eng. Betroffen ist auch die Straße Unter den Linden: WM-Sponsor Adidas will am Palast der Republik große Leinwände aufbauen. Wenn sich dort viele tausend Fans treffen, muss der Verkehr einen Bogen fahren.

Neben dem Finale und fünf weiteren WM-Spielen finden in Berlin auch die Eröffnungsfeier am 8. Juni 2006 und das Abschlussfest am 9. Juli statt. Damit die Politiker wenigstens – aus Sicherheitsgründen – schnell vom Regierungsviertel zum Olympiastadion gelangen, wird der Senat die so genannte „Grüne Welle“ auf der Straße des 17. Juni und Bismarckstraße/Kaiserdamm einführen. Das Modell mit zeitweilig veränderten Ampelschaltungen wird derzeit simuliert, im April will es der Senat vorstellen. Damit die Fans an den Bahnhöfen schnell vorankommen, werden „Welcome Desks“ eingerichtet.

André Görke

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