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Berlin: WM-Benefiz: Der Ball ist im Rollen

Was eine Leser-Initiative so alles anstieß

Es war ein Dreier–Tausch, von dem alle profitierten: Tagesspiegel-Leserin Brita Schwietzer wollte das Kultbuch „Elf Freunde müsst ihr sein“ als Dankeschön spendieren – und zwar einem Leser, der WM-Tickets für krebskranke Kinder zur Verfügung stellt. Der 43-jährige Lichtenrader Fußballfan Stefan Heise las das – und spendete gleich drei Karten. Der Tagesspiegel fand, dass die Berliner Familie Brandt mit der blutkrebskranken Lisa Empfänger der Tickets sein soll. Lisa war also am Freitag mit ihrem Bruder und Knochenmarkspender Nico sowie dem Vater Michael im Olympiastadion bei Tunesien gegen Ukraine. Es war eine schöne Idee, und die Aktion zieht jetzt sogar noch ganz andere Kreise.

In dem Buch steht nun auch „Herzlichst, Jürgen Klinsmann“ – eine persönliche Widmung vom Nationaltrainer der deutschen Elf für Stefan Heise. Auch die Nationalkicker Bernd Schneider und Arne Friedrich haben auf Bitten des Tagesspiegels unterschrieben.

Familie Brandt freute sich sehr über die großherzige Gabe von Stefan Heise, der ermöglichen wollte, dass beide Kinder ins Stadion gehen können. Das gestrige Deutschlandspiel verfolgte die Familie zu Hause vorm Fernseher, eingehüllt in Fandevotionalien – die hatte ein Blumenhändler am Südwestcorso anlässlich der Tagesspiegel-Benefizaktion gespendet.

Bei der spontanen WM-Aktion haben sich viele Beteiligte bemüht, Lisa so viel Freude wie möglich zu bereiten. Auch die Familie von Initiatorin Brita Schwietzer. Zum Übergabetermin der Tickets am Freitag in der Annedore-Leber-Grundschule, die Lisa und Nico besuchen, hatte die 56-Jährige nicht nur das „Elf Freunde“-Buch für Stefan Heise mitgebracht, sondern auch noch eine Grußkarte ihres Sohnes Steffen an die kleine Lisa. Dem gehörte das Buch früher. Die Gesundheitsstadträtin des Bezirks, Elisabeth Ziemer, die mit Frau Schwietzer befreundet ist, schrieb spontan einen Brief an das Mädchen. Ticket-Spender Stefan Heise hatte auch noch 20 Euro Taschengeld für die Kinder der Brandts dazugelegt, die waren beim Fußballtippspiel unter Freunden zusammengekommen.

Stefan Heise selbst konnte nicht zur Übergabe der Tickets in seiner alten Grundschule erscheinen – da war er im Kreißsaal. Als Vertretung hatte er seine Mutter Hannelore geschickt. Diese erfuhr während der Übergabe der WM-Tickets an die Familie Brandt in der Schule per MMS-Fotonachricht, dass Enkeltochter Pauline soeben das Licht der Welt erblickte. Auch Stefan Heises Schwiegereltern aus Rhinow leisteten ihren Teil zur Benefizaktion, sie wiederum hatten die WM-Tickets vom alten auf die neuen Besitzer am Stadion umgeschrieben. Und der Ball rollt immer weiter. Eine Marketingfirma, die im Tagesspiegel von der Aktion las, spendierte gleich 50 krebskranken Kindern in Leipzig je eine Freikarte.

Die Berliner Initiatorin Brita Schwietzer baut nun sogar einen freundschaftlichen Kontakt zu den Heises und Brandts auf. Sie will auch Mutter Monika Brandt dabei helfen, Sponsoren für eine Kinderpsychologin auf der Kinderkrebsstation im Virchow-Klinikum zu suchen. Ohne so eine Hilfe hätte Lisa die 200 Tage Quarantäne nicht so gut überstanden. Jetzt hoffen alle, dass die Therapie anschlägt. Gestern trug sich jedenfalls etwas Schönes zu: Lisa spielte im Garten wieder Fußball – wie vor der Leukämie.

Annette Kögel

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