zum Hauptinhalt

Berlin: „WM-Panzer“ und treulose Abgeordnete

Von Suzan Gülfirat Jeden Montag im Tagesspiegel: Ein Rückblick auf die in Berlin erscheinenden türkischen Tageszeitungen. Die Türkei hat nach 48 Jahren die Qualifikation für die Fußball-Weltmeisterschaft geschafft.

Von Suzan Gülfirat

Jeden Montag im Tagesspiegel: Ein Rückblick auf die in Berlin erscheinenden türkischen Tageszeitungen.

Die Türkei hat nach 48 Jahren die Qualifikation für die Fußball-Weltmeisterschaft geschafft. So lange lebten die Türken mit dem Gefühl, bloß Zuschauer zu sein. Heute spielt die Türkei gegen Brasilien. Die türkischen Blätter legten deshalb ihren Ausgaben Poster der türkischen Fußball-Nationalmannschaft, Tabellen und WM-Beilagen bei mit Titeln wie „Wir glauben an Euch“ und „Halbmond, Stern und Sonne: Alle Augen sind auf Hakan (Sükür) gerichtet.“ Darin errechneten sie die Chancen der türkischen Mannschaft, bis zum Viertelfinale zu kommen.

Das Spiel der deutschen Mannschaft gegen die Mannschaft von Saudi-Arabien kam auf die Frontseiten. Die Hürriyet gratulierte am Sonntag den Siegern auf Deutsch: „Glückwunsch Deutschland.“ Und auch die Tageszeitung Türkiye berichtete vom Sieg der „großartigen Panzer.“ Im Sportteil widmeten die Zeitungen dem Spiel außerdem eine ganze Sportseite.

Ihre eigenen Spieler nennen die Türken „die Millis“ (die Nationalen), abgeleitet von Milli Takim (Nationalmannschaft). Auf der „WM–Fibel“ der Hürriyet ist die riesige goldene WM-Trophäe zu sehen. Daneben steht: „Wir dürfen diesen Traum mitträumen.“ Nur, wenn die eigene Mannschaft mitmacht, macht die WM eben richtig Spaß.

Dabei hatte die Woche gar nicht so erfreulich begonnen. „Wo sind die türkischen Abgeordneten geblieben?“, fragte die Milliyet am Montag. Die Tageszeitung beschäftigte sich in einem kurzen Nachtrag noch einmal mit der türkischen Parade am vergangenen Wochenende durch Berlin. Genauer suchte sie deutsche Politiker mit türkischer Abstammung, wie zum Beispiel den innenpolitische Sprecher der Grünen, Cem Özdemir, oder den Europa-Abgeordneten Ozan Ceyhun (SPD). Özdemir, der wegen seiner kritischen Äußerungen bei den türkischen Zeitungen nicht besonders beliebt ist, kam in dem Text nicht zu Wort. Gleich am nächsten Tag veröffentlichte die Zeitung jedoch eine Erklärung des Europa-Abgeordneten Ozan Ceyhun: „Ich bin gar nicht eingeladen worden. Sonst wäre ich gekommen.“ Im nächsten Jahr soll es noch einmal einen „Türk Günü“ geben.

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false