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Berlin: WM-Planer bleiben gelassen

Sicherheitsexperten wollen über Attacke sprechen – und warnen vor Hysterie

Der gut zwei Meter hohe Bauzaun ist fünf Kilometer lang und schließt fast den gesamten Tiergarten ein. So wollen Polizei und Veranstalter die offizielle Fanmeile zur Fußball-WM schützen. Doch so scharfe Kontrollen wie in den Stadien sind an den Eingängen der Berliner Fanmeile nicht vorgesehen. Die bis zu 250 000 Fans, die nach Angaben der Polizei auf der Straße des 17. Juni erwartet werden, sollen bislang nicht im Kollektiv abgetastet werden.

Die Tat in Berlin wird vor der WM angesprochen. Der Sicherheitschef des deutschen WM-Organisationskomitees (OK), Helmut Spahn, sagte dem Tagesspiegel: „Wir werden bei den Sicherheitskonferenzen auch über den Amoklauf in Berlin reden, ja, wir werden darüber reden müssen, ob wir im Vorfeld wirklich alles bedacht haben, da Konzeptionen immer flexibel sein müssen.“ So ein Vorfall wie in Berlin passiere jedoch sehr selten. „Leider ist es unheimlich schwer, einen irrational handelnden Menschen in der Masse zu kontrollieren“, sagte Spahn.

Das Sicherheitskonzept der Fanmeilen dagegen ist Ländersache. Bislang müssen Ordner auf der Straße des 17. Juni darauf achten, dass beispielsweise Glasflaschen oder Baseballschläger nicht auf die Fanmeile gelangen. „Vier bis sechs Kameras“, so die Polizei, überwachen die 2,5 Kilometer lange Meile zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule. Am 7. Juni wird die Meile mit einer großen Party eröffnet.

Während zur Weltmeisterschaft im Olympiastadion bis zu 2200 Ordner der Berliner Sicherheitsfirma „B.E.S.T“ eingesetzt werden, sind es an der Fanmeile nach jetzigen Planungen nur 80 bis 130 Ordnungskräfte einer anderen Sicherheitsfirma. Die Polizei wird keinen Ordnerdienst übernehmen.

„Es ist deutlich einfacher, ein Stadion zu sichern als die Fanmeile. Es wird sehr schwer, dort den gleichen Standard zu schaffen“, sagte der WM-Projektleiter von „B.E.S.T.“, Sebastian Dupke. „Wir checken am Stadion alle Zuschauer von Kopf bis Fuß, auch VIPs und Familienväter mit Kindern auf dem Arm.“ Die Berliner Firma war auch zuständig für die Sicherheit am Hauptbahnhof; 250 Ordner waren bei der Eröffnung im Einsatz. Wie bei dem Branchenriesen „Securitas“, der die WM-Hotels und Trainingsplätze bewacht, sind auch die Kapazitäten von „B.E.S.T.“ zur WM erschöpft. Die Firma sichert auch die Adidas-Arena, dort wird es Kontrollen wie in den Stadien geben. OK-Sicherheitschef Helmut Spahn warnte jedoch davor, Panik zu verbreiten. „Ich halte die WM-Stadien für relativ gut kontrollierte Bereiche, weil sie im Gegensatz zum Bahnhofsvorplatz abgesperrt sind.“ Die Ordner dürften Zuschauer abtasten, damit wir „keine unliebsamen Überraschungen erleben“. Insgesamt seien die Behörden gut aufgestellt. Zudem warnen Ermittler davor, keine „Polizei- Festspiele“ zu organisieren. Man erwarte in erster Linie hunderttausende Fans aus aller Welt, die wie in all den Jahren zuvor friedlich feiern wollen – und keine Verwirrten.

André Görke

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