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Berlin: Wo Berlin ein Licht aufging

Bewag-Abspannwerk wird Haus für Kundenservice

Wie denkmalgeschützte, sinnlos gewordene Bauten wieder genutzt und zu neuem Leben erweckt werden können, will das Stromunternehmen Bewag an der Sellerstraße in Wedding demonstrieren. Ihr altes „Abspannwerk Scharnhorst“ von 1928 wird zum Bürohaus für mehr als 600 Mitarbeiter des Kundenservice und zum zweiten großen Bürostandort nach der Puschkinallee umgebaut.

Das Stahlskelett des Bauwerks ist bereits freigelegt, sieben HauptgeschossEbenen werden eingebaut. Investor ist die hessische Rosco-Gruppe, die das Werk im vergangenen Jahr von der Bewag kaufte und nun für 40,6 Millionen Euro bis Mai nächsten Jahres für deren Zwecke umbaut. Die Bewag, die ab 2006 in „Vattenfall Europe Berlin“ umbenannt wird, hat einen Mietvertrag bis 2016 abgeschlossen und wird das Bauwerk dann „Vattenfall Haus Berlin“ nennen.

Umgestaltet wird die einstige Stromverteilstelle nach Plänen der Berliner Architekten Petra und Paul Kahlfeld. Sie wollen die charakteristischen Teile der mit orientalischen Elementen versehenen „Industrie-Ikone“ aus Backstein erhalten. Dazu gehören auch die sieben Trafokammern mit ihren Schornsteinen.

Das Weddinger Abspannwerk, das den Strom aus den Kraftwerken von 30 auf 6 Kilovolt herunterspannte, wurde von Hans Heinrich Müller, dem damaligen Leiter der Bewag-Hauptabteilung, entworfen. Vom Dach des Gebäudes ging Berlin ein Licht auf. Hier stand eine Lichtwarte, mit der per Hand die gesamte Straßenbeleuchtung der Stadt reguliert wurde. Nach der Sanierung wird die Lichtanlage hier wieder stehen, aber nur noch zur Erinnerung. Und es werden Räume genutzt, die bis zur Betriebsschließung 1982 lediglich Reserveflächen waren und stets nur ein Rohbau blieben. Das Abspannwerk wurde nach General Scharnhorst benannt, sein Grab ist in der Nähe.

Zu West-Berliner Zeiten lag das Bauwerk in Sichtweite der Scheringzentrale und der Eissporthalle in einem fast vergessenen Winkel an der Sektorengrenze. Als die Bewag vor sechs Jahren erste Umbaupläne hegte, hatte sie nach Auskunft ihres Immobilienleiters Achim Grube zunächst ein Hotel im Sinn. Aber es fand sich kein Betreiber. Dann kam die rettende Idee, hier den Kundenservice mit einem Call-Center anzusiedeln. Die Rosco-Gruppe, die seit 15 Jahren in mehreren Städten Baudenkmäler saniert, erwarb das Gebäude auf dem rund 14 500 Quadratmeter großen Areal, „zu einem schönen Kaufpreis“, wie Grube meint. Zahlen wollte er nicht nennen.

Die Gegend sei im Aufwind, meint er und denkt dabei auch an die Ansiedlung des Bundesnachrichtendienstes oder den neuen Hauptbahnhof.C. v. L.

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