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Berlin: Wo bitte geht’s ins Zentrum?

Wer als Besucher in Schönefeld landet, hat es schwer. Informationen sind am Flughafen rar, Hinweise auf Berlin fehlen weitgehend

Willkommen in der großen Stadt. Wer wie Inès Baur in Schönefeld landet, mag zunächst nicht glauben, auf einem Berliner Flughafen angekommen zu sein. Wie auch? Hinweise auf Berlin sucht man auf dem Flughafen vergeblich – den Weg in die Stadt, die so sehr auf Tourismus setzt, müssen sich Besucher, die sich nicht auskennen, meist mühsam erfragen.

Die Flughafengesellschaft hat immerhin knallig gelbe Hinweistafeln anbringen lassen, die auch den Weg zum Bahnhof zeigen, der mehrere hundert Meter vom Terminal entfernt liegt. Und meist fahren von einem Bahnhof an einem Flughafen irgendwie auch Züge in die zugehörige große Stadt, sollte man denken.

Dass man auch mit gleich mehreren Bussen nach Berlin fahren kann, wird auch nicht jedem Ankommenden sofort klar. Die „Daisy“-Tafel der BVG in der Ankunftshalle zeigt als Ziele so weltbekannte Orte wie „U Hermannplatz“, „S Adlershof“, „U Rudow“ und „Britz, Buschkrug“.

Schlimm ist das aber selbst kurz vor Mitternacht nicht, wenn Maschinen aus Madrid oder Moskau landen. In der Halle warten meist so viele Ortskundige auf ankommende Passagiere, dass sich gewiss einer finden lässt, der den Weg erklären kann. Denn der „Airport-Service“-Schalter direkt am Ausgang war bei einem Test um 23.35 Uhr nicht mehr besetzt. Und der Informationsschalter des Flughafens liegt etwas abseits.

Wer mit fremder Hilfe den Weg zum Bahnhof beschrieben bekommen hat, darf sich dann zu Fuß aufmachen. Den Gratisbus hat die Flughafengesellschaft nämlich im Herbst vergangenen Jahres eingestellt. Nicht nur in der Nacht, sondern auch am Tag. Dass es am Ende des immerhin überdachten Weges durch einen Tunnel zum Bahnhof geht, ist immerhin vermerkt. Ein Hinweis, wie man nach Berlin kommt, fehlt aber auch hier.

Nicht besser sieht es aus in der unwirtlichen Unterführung im Bahnhof, die derzeit aber renoviert wird. Die Bahn informiert hier, wo es zur S-Bahn oder zu irgendwelchen anderen Gleisen geht. Dass aber auch hier der Hinweis auf den Weg ins Zentrum fehlt, ist wenigstens bei der S-Bahn nicht schlimm; sie fährt ohnehin nur in eine Richtung – als S 9 nach Spandau oder als S 45 zur Hermannstraße. Da ist alles klar – falls man weiß, dass dies zu Berlin gehört.

Auf dem Regionalbahnsteig wiederum kann man wählen, ob man mit den Zügen Richtung Wünsdorf-Waldstadt oder eventuell doch besser Richtung Senftenberg oder Nauen fahren möchte. Das Wort Berlin taucht nicht auf. Nur wer auf die Zwischenhalte im Fahrplan oder auf den Anzeigern am Bahnsteig achtet, kann einigermaßen sicher sein, ins Zentrum zu kommen, wenn der Zug unter anderem auch im Hauptbahnhof hält. Aber immerhin, die Flughafengesellschaft und die Bahn wollen die Information verbessern, haben sie jetzt erneut versprochen.

Im Unklaren bleiben die Ankommenden auch bei der Frage, was die Fahrt in die Stadt kostet. Ein simpler Hinweis, dass dazu 2,10 Euro reichen, fehlt. Wer sich nicht auskennt, muss sich durch die Tarifinformationen wühlen, die es immerhin in sechs Sprachen gibt, oder auf gut Glück einen der drei angebotenen Einzelfahrscheine kaufen.

Wer wie Inès Baur kurz vor Mitternacht ankommt, ist auch dann noch lange nicht am Ziel. Regionalexpresszüge fahren um diese Zeit nicht mehr am Flughafen, und die S-Bahn beendet ihre Fahrt bereits an der Warschauer Straße, fern vom Zentrum. Dort werden die Fahrgäste aufgefordert, den Zug zu verlassen, weil die Endstation erreicht sei. Die Ansage, mit welchem Zug es weitergeht, ist kaum zu verstehen. Und so bleiben wieder nur ortskundige Fahrgäste übrig, die den Weg weisen können – möglichst auf Englisch.

Denn die S-Bahn weist zwar, wie zur Fußball-Weltmeisterschaft im vergangenen Sommer, immer noch auf Englisch in den Zügen darauf hin, wie man zum Olympiastadion kommt, egal, ob es dort eine Veranstaltung gibt oder nicht. Zu einer automatisierten Ansage auf Englisch in den Zügen, die vom Flughafen kommen, aber hat es nicht gereicht. Gute Nacht, Berlin!

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