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Berlin: Wo sind denn Ihre grünen Haare, Cyndi Lauper?

Einst war die Sängerin ein Mega-Star. Dann blieben die Hits aus. Jetzt versucht die 50-Jährige ein ungewöhnliches Comeback – und singt in Berlin

Sie gehört zu den PopIkonen der 80er Jahre: Cyndi Lauper. Ihr Debüt-Album mit dem Hit „Girls just want to have fun“ von 1983 verkaufte sich weltweit 15 Millionen Mal. In letzter Zeit war es ein wenig still um die Sängerin geworden, deren punkiges Outfit einstmals Aufsehen erregte. Doch nun ist sie wieder da – und singt Jazz. Heute Abend tritt sie bei Harald Schmidt im TV auf. Morgen singt sie im Quasimodo. Wir sprachen mit ihr vor ihrer Abreise nach Europa.

(Das Telefon klingelt zwei Mal, Cyndi Lauper meldet sich am Handy. Im Hintergrund Flughafengeräusche. In Amerika ist es sieben Uhr.)

Sie sind auf dem Flughafen von L.A.?

Ja, ich bin gerade durch die Sicherheitskontrollen durch. Ich fliege nach Deutschland. Zuerst besuche ich in der Nähe von Köln Verwandte, die meisten meiner Vorfahren stammen aus Italien, aber es waren auch ein paar Deutsche darunter. Und dann komme ich zum Konzert nach Berlin.

1990 haben Sie hier beim „The Wall“-Konzert mitgemacht.

Das war fantastisch. Außer den Mauerresten habe ich damals vor allem Flohmärkte in Berlin abgeklappert und mir einen roten Hut gekauft.

Auf dem Cover Ihrer neuen CD tragen Sie ein langes schwarzes Abendkleid, ganz seriös. Wo sind die grünen Haare geblieben und das schrille Outfit?

Haben Sie immer noch den gleichen Haarschnitt wie vor 20 Jahren? Und tragen Sie etwa immer noch das Gleiche wie damals?

Nun ja, nicht wirklich.

Sehen Sie. Man verändert sich doch ständig, und ich bin jetzt 50 Jahre alt. Aber das heißt nicht, dass ich zu den alten Zeiten nicht mehr stehe.

Girls just want to have fun?

Ja, klar, es gab Zeiten und die gibt es immer noch, da will ich einfach nur Spaß haben. Aber damals gab es auch die Zeit, als ich nur mit meinem Hund alleine durch die Wälder streifen wollte, Blumenwiesen malen und im Zelt schlafen. Als Nixon zum zweiten Mal zum Präsidenten gewählt wurde, da war ich 19, und seine Wiederwahl fand ich so gespenstisch und deprimierend, dass ich das Land verlassen wollte. Ich bin mit meinem Hund nach Toronto geflogen und habe den Grenzbeamten erzählt, dass ich mit meinem Hund nur durch die Wälder laufen will und Bäume zeichnen...

(Sie kommt von einer Erinnerung zur nächsten und immer weiter weg von der neuen CD, auf der sie Lieder aus den 50ern und 60ern interpretiert, darunter „La vie en rose“ oder „My baby just cares for me“ und die so ganz anders klingt, als das, was man von ihr gewohnt ist. )

Vielleicht sollten wir doch ein bisschen über Ihre neue CD sprechen?

Oh, sorry, ich rede einfach zu viel. Was wollen Sie wissen?

Warum Sie nun diese alten Sachen singen.

Das ist die Musik, die ich als Kind gehört habe, als ich angefangen habe zu singen. Ich bin in Queens aufgewachsen, da lebten viele Deutsche, Italiener, Russen und um die Ecke Afro-Amerikaner. Immer wenn in meinem Kinderleben etwas Wichtiges passiert ist, dann liefen diese Lieder. Im Sommer hatten die Leute ihre Radios hinten raus auf der Fensterbank stehen, dann haben wir im Hinterhof gegrillt. Bei „On the sunny side of the street“ habe ich immer noch den Geschmack von gegrillten Marshmallows auf der Zunge.

Was sagen Ihre Eltern zu der CD?

Sie finden die Lieder klasse. Vor allem „Makin Whoopee“, das ich zusammen mit Tony Bennett singe, gefällt meiner Mutter. Tony Bennett lief zu Hause oft, wir haben ihn geliebt. Ich bin ziemlich stolz darauf, dass er mit mir zusammen singen wollte.

Die Lieder, die Sie jetzt singen, haben vor Ihnen Nina Simone, Edith Piaf oder Jacques Brel gesungen. Die sind schwer zu übertreffen.

Ein Lied ist wie ein Kleid, in das man hineinschlüpft. Man passt es dem eigenen Körper, der eigenen Stimme an. Ich mache aus jedem Lied etwas Neues, weil ich ja meine eigene Geschichte hineinlege beim Singen. Ich fange an zu experimentieren, versuche herauszufinden, wie dieses Lied zu mir spricht und was ich damit sagen will. Ich fühlte mich sehr frei, das war toll. Denn wenn man Popsongs schreibt und singt, kann man die Stimme nicht ausnutzen. Man singt eigentlich gar nicht richtig. Für mich gibt es immer einen magischen Moment beim Musikmachen, dann, wenn das Innere und das Äußere eins werden, dann geht man ganz in der Musik auf. Das macht süchtig.

(Eine laute Ansage mahnt zum Einchecken.)

Ich muss los. Wir sehen uns, in Berlin.

Das Gespräch führte Claudia Keller.

Cyndi Lauper stellt ihre neue CD „At Last“ am Dienstag, 25. November, um 20 Uhr im „Quasimodo“, Kantstraße 12a in Charlottenburg vor. Die Tickets kosten 18 Euro.

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