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Berlin: Wo Thomas Glauben lernt Eine besondere Messe

in der Luisenkirche

Zu keinem üblichen Sonntagsgottesdienst fanden sich gestern zehn Männer und fünf Frauen in der evangelischen Luisenkirche in Charlottenburg ein. Jeden vierten Sonntag im Monat wird dort das zelebriert, was 1989 erstmals in Helsinki stattfand und seit 1993 auch in immer mehr deutschen Kirchen Zulauf findet – eine ThomasMesse. So genannt nach dem Apostel Thomas, der nicht glauben wollte, dass Jesus auferstanden ist. Nun soll sich in einer Thomas-Messe auch der Zweifler mit seinen Fragen und Wünschen wiederfinden. Dazu kann er auch beichten und versuchen, im stillen Gebet zu sich und damit vielleicht zu Gott zu finden. Ein Anschlag draußen vor der Kirche am Gierkeplatz versprach außerdem seelsorgerische Betreuung, Salbung, Segnung und Abendmahl.

Drinnen zeigten sich Kanzel, Altar und auch die drei Messe-Ausführenden in der Christusfarbe Weiß. Gott umgibt uns mit guten Mächten, seine Engel beschützen uns, war die Quintessenz der Predigt, die Pfarrer Stephan Kunkel am Sonntag vor Michaelis um den Kampf des Erzengels mit dem Drachen rankte. Fällt es doch auch Christen schwer, sich mit der Existenz von Engeln anzufreunden, noch dazu, wenn diese zunehmend im Bereich von Kitsch und Esoterik besetzt sind.

Wer aus der kleinen Gemeinde der Messe-Besucher gestern als ungläubiger Thomas mit Engeln und anderem seine Probleme hatte, soll hier offen bleiben. Nicht dagegen, dass offensichtlich mehr Männer etwas auf dem Herzen haben als Frauen. Nur eine Einzige vertraute dem jungen Pfarrer Hägele gestern ein persönliches Problem an, um sich nach Zuspruch von ihm salben und segnen zu lassen. Fast alle Männer dagegen suchten den angebotenen frommen Trost und nutzten die Wartezeit zu einem Gebet vor einer aufgestellten Kerzenbank. Zwei Männer beteten gemeinsam. Selig lächelnd hielten sie sich umfasst, jeder eine Kerze in der Hand – jeder wie ein gläubiger Thomas. hema

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