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Berlin: Wochenend-Ansturm in Gropius-Passagen: Über 150 000 Besucher

Zwei junge Manager sahen gestern ausgesprochen glücklich aus. Der graue Himmel machte ihnen nichts, im Gegenteil, denn er wirkte verkaufsfördernd.

Zwei junge Manager sahen gestern ausgesprochen glücklich aus. Der graue Himmel machte ihnen nichts, im Gegenteil, denn er wirkte verkaufsfördernd. Sevket Demir, Junior-Centermanager in den Gropius-Passagen an der Johannisthaler Chaussee in Rudow, verbuchte ein proppenvolles Einkaufszentrum. Allein am Sonnabend waren bis Mitternacht weit über 100 000 Besucher gekommen, und mehr als 50 000 Gäste wurden auch gestern bis zum Geschäftsschluss um 17 Uhr erwartet. „Wir sind superzufrieden“. Armin Devender, Geschäftsführer der neueröffneten Filiale der Galeria Kaufhof, sprach von einer der erfolgreichsten Eröffnungen, die das Unternehmen Kaufhof je erlebt hätte. Auf einen solchen Andrang, allein das Kaufhaus zählte bis zu 50 000 Besucher am Tag, hatte man nicht zu hoffen gewagt.

„Neun Mega-Shopping-Tage“ werden aus Anlass der Kaufhof-Eröffnung in den Gropius-Passagen gefeiert, am vergangenen Donnerstag ging´s los, am nächsten Wochenende ist Schluss, nur am Himmelfahrtstag wird wirklich einmal eine Pause eingelegt. Rund 180 Läden beteiligen sich an den vom Bezirksamt Neukölln genehmigten Sonderöffnungszeiten, gegen die es eine Klage von recht weit entfernten Einzelhändlern des Tempelhofer und Mariendorfer Damms gibt und über die voraussichtlich heute entschieden wird. Die Händler sehen Wettbewerbsnachteile, das Bezirksamt aber beruft sich auf Sonderregelungen nach dem Ladenschlussgesetz, die bei Neueröffnungen, verbunden mit kulturellem Angebot und Straßenfest, genehmigt werden können. Zu den kulturellen Genüssen gehörte gestern beispielsweise eine von 88.8 übertragene Schlagerparty, wie überhaupt mehrere Radiostationen über die Tage hinweg in den Gropius-Passagen mit Aktionen präsent sind.

Zum Mega-Shopping war gestern nicht nur halb Neukölln auf den Beinen, was sich schon daran zeigte, dass sich mittags die U-Bahnzüge der Linie 7 ab Station Hermannplatz wie beim dichten Berufsverkehr füllten. Es gab sogar Fahrgäste, die nahmen ab Spandau 35 Stationen auf sich, um letztlich an der Johannisthaler Chaussee von der Rolltreppe gleich in die Passagen zu stolpern, vorbei an der mit drei Kilometern längsten Luftballongirlande der Welt. Viele Besucher aus anderen Bezirken waren zum ersten Mal in den Passagen und mussten sich in dem Gewühl der offenen Läden und -zig Verlosungen zum Kaufhof durchfragen, selbst gestandene Neuköllner wussten nicht immer auf Anhieb den Weg. Kein Wunder, denn das neue Kaufhaus war früher Teil eines Parkhauses, dessen Stellflächenangebot wiederum innerhalb der Anlage „versetzt“ wurde.

Aus vielen einstigen Autoflächen wurden drei Etagen mit rund 11 000 Quadratmetern Verkaufsfläche, rund 33 Millionen Euro investierte das Unternehmen in seine erste Filiale in den Westbezirken, mit fünf Häusern ist der Kaufhof in den östlichen Bezirken vertreten. Über 200 Mitarbeiter, durchschnittlich 28 Jahre alt, wurden für die neue Filiale eingestellt. Und verkauft wurde, was die Ladentische hergaben, mit Amaretta-Jacken zum Preis von je 100 Euro hatte man offenbar ein gefragtes Schnäppchen im Angebot. Offenbar passte die leichte Kleidung gut zu den milden Temperaturen. Auch das Elektronikspiel „Wer wird Millionär?“ für je 15 Euro gehörte zu den Verkaufsrennern, an den Kassen bildeten sich immer wieder lange Warteschlangen, Mitarbeiter verteilten Äpfel, um die Zeit zu versüßen und um die Kunden bei Laune zu halten. Das gelang, Personal und Publikum lobten die entspannte Atmosphäre.

Auffallend war allerdings, dass in den Passagen viele Sicherheitsmitarbeiter eingesetzt waren, an den Pforten der Geschäfte standen, an Rolltreppen oder auch an Notausgängen. Der Ansturm sollte in geregelten Bahnen bewältigt werden. Die Kunden im großen Einkaufszentrum störte das kaum. Viele Autofahrer waren enttäuscht, keinen Platz mehr in den Parkhäusern zu bekommen, aber der gewitzte Kunde kam gestern ohnehin mit der U-Bahn, deren Rolltreppe nach unten gegen Mittag streikte,, als wollte sie die Leute gar nicht mehr aus den Einkaufspassagen herauslassen. Für die rund 300 Einzelhändler, vorwiegend aus dem Bereich Tempelhof, die über längere Öffnungszeiten in der Gropiusstadt erbost sind, dürfte es kaum ein Trost sein, dass am kommenden Wochenende wegen der Luftfahrtausstellung länger geöffnet werden darf, nicht nur in den Gropius-Passagen.C. v. L.

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