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Der Schönen auf der Spur: In der riesigen Windkanalröhre des Aerodynamischen Parks Adlershof drehte schon Charlize Theron. Am Sonntag öffnet die Anlage für alle.

© UIP/Cinetext

Wochenende: Wohin am Tag des offenen Denkmals? - vor fünf Jahren

"Reisen, Handel und Verkehr" war das Thema beim Tag des offenen Denkmals vor fünf Jahren. Über 330 Berliner Orte standen offen, darunter der Aerodynamische Park Adlershof. was Christoph Spangenberg darüber schrieb.

Hochkonzentriert läuft Charlize Theron durch die riesige Röhre im Windkanal. Hier, im Aerodynamischen Park in Adlershof, sucht die Oscar-Preisträgerin ihr nächstes Opfer. Theron ist Agentin und soll einen Regierungschef töten – allerdings nur in dem Science-Fiction-Film „Aeon Flux“. Der floppte vor fünf Jahren in den Kinos, gedreht hatte man ihn teilweise in Adlershof. Im Film lassen geschickte Schnitte die 100 Meter lange Röhre um ein Vielfaches länger erscheinen. Beim Tag des offenen Denkmals an diesem Wochenende können sich dort alle Besucher im Jahr 2415 wähnen. Oder in die Vergangenheit eintauchen, denn im Windkanal haben schon die Nazis Flugzeuge getestet. Heute sind Windkanal und weitere Bauten wie der nahe Trudelturm Denkmäler.

Über 330 Berliner Denkmäler öffnen am Sonnabend und Sonntag, darunter U-Bahnstationen, Kirchen, alte Fabriken. Dann können die Besucher auch von innen anschauen, was sonst oft nur von außen möglich ist. Der diesjährige Tag des offenen Denkmals steht unter dem Motto „Kultur in Bewegung – Reisen, Handel und Verkehr“. Viele Denkmäler sind zum ersten Mal dabei: der ehemalige Auswandererbahnhof in Ruhleben, die Raststätte am früheren Grenzkontrollpunkt Dreilinden oder die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin in Charlottenburg. Bei Fahrradtouren können Denkmäler entlang der Spree entdeckt werden. Mit dem Denkmaltag wollen über 45 Länder Europas für Denkmalschutz werben.

Der ehemalige Flugplatz Johannisthal, seit 1909 der erste Motorflugplatz Deutschlands und Standort des Aerodynamischen Parks, steht ebenfalls auf dem Programm. Dort baute die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts Windkanal, Trudelturm und Motorenprüfstand. „Die Anlage ist das Rückgrat der deutschen Luftfahrtforschung“, sagt Luftfahrtexperte Frank Lauterbach. Hier wurde der Pfeilflügel, der heutige, nach hinten abgeschrägte Standardflügel, entwickelt, ebenso das Jagdflugzeug Messerschmitt Bf 109. Mit aerodynamischen Versuchen war nach Kriegsende Schluss. Dann nutzten die Russen das Gelände. „Geprüft – keine Minen“ steht noch heute in kyrillischer Schrift außerhalb des Windkanals. Heute ist im Dachstuhl ein Schülerlabor der Humboldt-Universität untergebracht, das ganze Gelände ist Uni-Campus.

Das riesige Betonei nebenan ist der Trudelturm. Mit Flugzeugmodellen wurde untersucht, unter welchen Bedingungen Flugzeuge ins Trudeln kommen, wie man dies beim Bau verhindern kann und wie sich Piloten aus dem Trudelflug retten können. „Ein Meilenstein beim Bau sicherer Flugzeuge“, sagt Lauterbach. Wenige Meter entfernt steht der Motorenprüfstand. In ihm wurden Propellermotoren Dauertests unterzogen. Das Gebäude ist schallgeschützt, Lärm kann nur nach oben entweichen – damals eine Neuheit. Heute trinken dort Studenten Latte Macchiato in einem Café. Von dort ist es nur ein kurzer Weg zum ehemaligen Flugplatz Johannisthal, den heutigen Landschaftspark (Führungen kostenlos sonntags um 10, 11.30, 13 und 14.30 Uhr, Treffpunkt Eingang Windkanal in der Kroneckerstraße). Weil im Inneren des Windkanals die Bundesanstalt für Materialforschung testet, können Besucher nur durch das bis zu 12 Meter hohe Rohr gehen, in dem der Luftstrom erzeugt wurde und wo Charlize Theron für „Aeon Flux“ drehte.

Näher am Zentrum kann Berliner Fluggeschichte im alten Flughafen Tempelhof erlebt werden. Führungen gibt es durch die Abflughalle und zum Luftschutzbunker im Keller ((kostenlose Führung stündlich zwischen 10 und 16 Uhr, Treffpunkt Schrankenhäuschen am Columbiadamm 8-10). Die Besucher können auch einen alten, kurz vor Kriegsende ausgebrannten Filmbunker besichtigen. Was auf den vernichteten Zelluloid-Filmen zu sehen war, weiß niemand.

Der Beitrag erscheint in unserer Rubrik "Vor fünf Jahren"

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