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Berlin: Wohin mit dem Stein?

Das Denkmal des Freiherren vom Stein sucht einen neuen Platz. Vor einem halben Jahr wurde die Bronzestatue von ihrem letzten Standort gegenüber dem Zeughaus abgebaut und in einer Berliner Firma restauriert.

Das Denkmal des Freiherren vom Stein sucht einen neuen Platz. Vor einem halben Jahr wurde die Bronzestatue von ihrem letzten Standort gegenüber dem Zeughaus abgebaut und in einer Berliner Firma restauriert. Nun ist sie fertig - und ihr alter Standort an der Straße Unter den Linden in Mitte schon wieder besetzt. Dort baut der Medienkonzern Bertelsmann gerade das Kommandantenhaus wieder auf.

Die Restaurierung des Denkmals, das zur Erinnerung an den preußischen Reformminister 1874 erstmals aufgestellt wurde, hat 110 000 Euro gekostet. Solange keine Entscheidung getroffen wird, wo das Denkmal hinsoll, kostet es Geld, denn die Restaurierungsfirma berechnet dem Land die Lagerkosten - allerdings in überschaubarer Höhe. Monatlich 200 Euro. Trotzdem meint Stadtentwicklungssenator Peter Strieder, es könne nicht sein, dass man für ein fertiges Denkmal, dass man nicht zeigen könne, auch noch Miete zahle. Deshalb will er das Denkmal spätestens im Sommer aus dem Depot holen und - zunächst provisorisch - am Spittelmarkt aufstellen. Fünf Orte sind für das Denkmal im Gespräch: Schlossplatz, Lustgarten, Bebelplatz, Prinzessinnengarten am Operncafé und eben der Spittelmarkt, gegenüber den Kolonnaden an der Leipziger Straße.

Letzteren favorisiert das Landesdenkmalamt, weil es dem historischen Standort am nächsten komme. Denn ursprünglich stand der insgesamt acht Meter hohe bronzene Reformminister an der Leipziger Straße, genauer am ehemaligen Dönhoffplatz. Die Freifläche fiel zum Teil der Neubebauung der Straße zum Opfer. Auf dem verbliebenen Teil des Dönhoffplatzes stehen heute die Spittelkolonnaden.

Außerdem würde die trostlose Hochhauswüste an der Leipziger Straße durch ein derart auffälliges Denkmal aufgewertet, glauben die Denkmalpfleger, die schon lange eine Wiederbelebung des Areals planen.

Der provisorische Standort wird also mit hoher Wahrscheinlichkeit auch der endgültige sein. Schon allein deshalb, weil der Sockel, der für das sechseinhalb Tonnen schwere Standbild errichtet werden muss, rund 15 000 Euro kostet, so die Schätzungen der Stadtentwicklungsbehörde. Deshalb muss die Behörde auch darauf warten, dass die derzeitige Haushaltssperre in Berlin aufgehoben wird. Man hofft, ab Mai mit den Vorbereitungsarbeiten für die Aufstellung beginnen zu können.

Bei der Gesellschaft historisches Berlin hegt man keine Sympathie für diese Entscheidung. "Hier wird ein wertvolles Denkmal missbraucht, um einen Stadtraum aufzuwerten", sagt Holger Heiken, Geschäftsführer der Gesellschaft. Der vermeintlich historische Standort sei eigentlich eine Verbannung gewesen. "Die Hohenzollern wollten den unbequemen Reformer nicht in der Nähe des Schlosses haben." Dabei gehöre der Freiherr zu den anderen Reformer-Standbildern, also den Gebrüdern Humboldt vor der Humboldt-Universität und den preußischen Generälen, die an der Neuen Wache wieder aufgestellt werden sollen. "Das Stein-Denkmal muss zurück an die Straße Unter den Linden, am besten vor den Bebelplatz, wenn dort der Bürgersteig verbreitert wird."

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