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Berlin: Wohnen am Wasser: Der Ansturm blieb erst einmal aus Der Rummelsburger Bucht

fehlt es an Infrastruktur

Von Sabine Beikler

Terrassenhäuser, Stadtvillen, Promenaden und das eigene Boot gleich vor der Tür: So stellte man sich in den neunziger Jahren Schöner Wohnen am Wasser vor. Als der Senat unter Federführung des früheren SPD-Bausenators Wolfgang Nagel zwischen 1992 und 1994 fünf Entwicklungsgebiete festlegte, waren die Rummelsburger Bucht und die Wasserstadt Oberhavel darunter. Dort wollte der Senat attraktive Stadtquartiere schaffen. Was ist daraus geworden? Beispiel: Rummelsburger Bucht.

Die Stralauer Halbinsel gehört zum Entwicklungsgebiet. Entlang der Dorfstraße stehen Wohnanlagen, dazwischen Grünflächen. Doch viele Wohnungen sind unbewohnt, vor Grundstücken locken Schilder mit „Besichtigungen samstags, käuferprovisionsfrei“ oder nur „Zu vermieten“. Es gibt einen einzigen Zeitungs- und Getränkekiosk, der Tante-Emma-Laden hat im letzten Jahr dichtgemacht. Auf der „Rummelsburger Seite“ fünfgeschossige Backsteinbauten mit riesigen Innenhöfen. Menschenleer. Auf den Bänken an der Uferpromenade sitzt auch niemand. Nur vor der „Trattoria Paganini“ warten ein paar Gäste aufs Essen.

Leerstand? Das ist für Uli Hellweg, Geschäftsführer der Wasserstadt GmbH, die für das Land treuhänderisch tätig ist, kein Thema. „Alles im Fluss.“ Hellweg begründet das Ausbleiben von Mietern mit „Anfangsschwierigkeiten“. 5000 Wohnungen sollen auf der Rummelsburger Seite und auf der Halbinsel entstehen, 2000 Mieter sind es zurzeit. Die Mieten bewegen sich zwischen sechs und zwölf Euro pro Quadratmeter. „Bezahlbar“, findet Hellweg.

Die Wasserstadt hat vom Land 580 Millionen Euro bekommen, um auf 130 Hektar Fläche in der Rummelsburger Bucht Infrastruktur aufzubauen: Miet- und Eigentumswohnungen, Büro- und Gewerbeflächen, Schulen, Kindertagesstätten und Seniorenheime. Dass hier noch einmal so richtig das Leben einzieht, mag André Wennicke, SPD-Bezirksverordneter in Friedrichshain-Kreuzberg, nicht glauben. „Unter aller Kanone“ seien Verkehrsanbindungen und Einkaufsmöglichkeiten, schimpft Wennicke. Dass Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) angekündigt hatte, die Entwicklungsgebiete 2007 statt wie geplant 2010 auslaufen zu lassen, bezeichnet er als „geordneten Rückzug“. Bis dahin rechnet man mit bis zu einer Milliarde Euro Schulden fürs Land. Nach aktuellem Stand ist Rummelsburg mit 88 Millionen Euro dabei. Das bringt Geschäftsführer Hellweg aber nicht aus der Ruhe: Man werde „plus minus null“ abschließen.

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