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Berlin: Wohnideen mit Autobahnanschluss

20 Häuser in ganz Deutschland hat Höffner schon. Das nächste soll in der Heimat Berlin entstehen

„Sehen Sie sich die breiten Gänge an. Die schaffen Überblick für den Kunden. Er weiß immer, wo er ist und wie er in die nächste Abteilung kommt“, sagt Andreas Müller, Geschäftsführer von Möbel Höffner. Der große Mann mit dem akkuraten Schnurrbart steht an einer Kreuzung der rund fünf Meter breiten Möbelpromenaden im Waltersdorfer Höffner-Haus; da, wo die Esszimmerausstattung aufhört und die Hifi-Möbel anfangen. „Wir haben die Ausstellung im vergangenen Jahr übersichtlicher gestaltet und dafür auf Verkaufsfläche verzichtet. Das kommt gut an bei den Kunden.“

Müller selbst muss den Überblick über ein wachsendes Möbel-Imperium behalten: Gerade feiert das Unternehmen mit einem Rabattfeuerwerk die „Möbelhochzeit“ der Marken Höffner und Walther. Die acht im vergangenen Jahr endgültig übernommenen Walther-Häuser tragen seit Juli den Namen Höffner. Die Firma ist mit 20 Häusern in zehn Bundesländern nach der schwedischen Ikea-Kette das zweitgrößte Möbelhaus in Deutschland. Oder eben „das größte deutsche Möbelhandelsunternehmen“, wie Müller sagt. 8000 Menschen arbeiten für Höffner. Und die Firma des Berliner Unternehmers Kurt Krieger wächst weiter.

„Unser neues Haus am Sachsendamm werden wir im Herbst 2007 eröffnen“, verspricht Geschäftsführer Müller. Nach einigen Verzögerungen entsteht an der ehemaligen Radrennbahn in Tempelhof-Schöneberg das vierte Höffner-Haus im Raum Berlin, hinzu kommt der umbenannte Walther-Markt in Fredersdorf. 40 000 Quadratmeter wird das neue Haus haben, das ist eine Verkaufsfläche von fast sechs Fußballfeldern. Durch das 50 Millionen Euro teure Projekt sollen rund 500 Arbeitsplätze entstehen.

Um den Standort hatte sich Unternehmer Krieger heftig mit den österreichischen Konkurrenten Lutz/Neubert gestritten. Im Bieterverfahren war das Areal zunächst Lutz zugesprochen worden, aber Krieger focht diese Entscheidung erfolgreich an. Ein Rückschlag für die Österreicher, die in den vergangenen Jahren in Deutschland durch aggressive Übernahmen schnell wuchsen. Branchenexperten schätzen, dass sie hierzulande auf einen Umsatz von knapp 1,5 Milliarden Euro kommen und damit fast zur Krieger-Gruppe aufgeschlossen haben, zu der unter anderem noch Möbel Erbe und Kraft zählen. Allein der Umsatz der Höffner-Häuser liegt Andreas Müller zufolge bei über einer Milliarde Euro. Ziel sei es, diese Summe in den kommenden fünf Jahren auch durch neue Häuser nochmal um die Hälfte zu steigern. Zum Erfolgsrezept der Kette gehört die Standortwahl, fast alle Häuser entstehen in Autobahnnähe. Nach der Wiedervereinigung expandierte Höffner vor allem in Ostdeutschland, danach ging es im Nordwesten weiter. Zuletzt entstand Ende 2005 in Barsbüttel bei Hamburg ein neues Center. Bald soll Maskottchen Höffie auch in München Kunden anlocken.

Doch bei der Expansion in den Süden trifft der Möbelriese auf den ehrgeizigen Konkurrenten Lutz, der hier besonders stark ist. Die Möbelverkäufer pokern mit hohen Einsätzen um die Standorte. So kaufte Kurt Krieger für den Bau eines neuen Höffner-Hauses ein Grundstück bei Fürth. Die Lutz-Gruppe kaufte ein Sperrgrundstück, die Zufahrtswege konnten nicht wie geplant gebaut werden. Daraufhin übernahm Krieger in der Nähe ein anderes Haus und gliederte es nach Umbau 2005 in die Höffner-Gruppe ein.

Der Aufkauf zusätzlicher Häuser sei aber nicht „Kern der Strategie“, sagt Höffner-Geschäftsführer Müller. „Kurt Krieger achtet auf die Qualität der Standorte, wir wachsen vielleicht um ein Haus pro Jahr, nicht gleich um zwei oder drei.“ Müller hebt die Qualitätsoffensive seiner Häuser hervor. „Unsere Ausstellungsflächen sollen künftig noch stärker mit Wohnideen inspirieren“. Dafür wurden Teile der Fläche für Design-Inseln freigeräumt, mit Wohnstilen von „Kolonial“ über „Landhaus“ bis „Modern“.

Daneben gibt es den neuen Express-Bereich, in dem günstige Möbel gleich zum Mitnehmen angeboten werden. Auch sonst bietet Höffner eine „Tiefpreis-Garantie“: Die Kunden sollen die Preise der Konkurrenz einholen und dann zu Höffner kommen. „Sie werden sehen, bei gleichen Artikeln zahlen Sie bei uns garantiert weniger“, verspricht die Werbung.

Für den Mittelstand sei die Preispolitik der großen Handelsketten „ausgesprochen gefährlich“, sagt Reinhard Kusian vom Fachverband des Möbel- und Küchenhandels Berlin-Brandenburg. „Viele kleinere Fachgeschäfte können nicht mithalten und müssen schließen.“ Über 500 Einrichtungshäuser haben in den vergangenen beiden Jahren in Deutschland Insolvenz angemeldet. Auch die Gewerkschaft Verdi beklagt den „Verdrängungswettbewerb“, der von Ketten wie Höffner und Lutz ausgehe. „Im Möbeleinzelhandel entstehen immer mehr prekäre Arbeitsverhältnisse, der Tarifvertrag wird nicht mehr als gültiges Normensystem anerkannt“, kritisiert Verdi-Einzelhandelsexperte Rainer Reichenstetter.

Nichts deutet darauf hin, dass der Konkurrenzkampf abflaut. In Berlin geht es erst richtig los. 2005 übernahm die Lutz-Gruppe die Einrichtungskette Domäne mit sieben Häusern in der Region. Die Österreicher planen ein Großprojekt in Halensee, weitere Standorte werden geprüft. „Wir können keinen Konkurrenten daran hindern, nach Berlin zu kommen“, sagt dazu Höffner-Geschäftsführer Müller. „Aber als größtes deutsches Möbelhandelsunternehmen werden wir unsere Stärke ausspielen. Wir lassen uns die Butter nicht vom Brot nehmen.“

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