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Berlin: Wohnungen mit Blick aufs Mahnmal

Während die Bauarbeiten für das Holocaust-Denkmal auf dem Gelände der ehemaligen Ministergärten begonnen haben, nehmen auch die Planungen für einen angrenzenden Wohnungsneubau Gestalt an. Zurzeit läuft ein Architektenwettbewerb, Ende Januar 2002 werden die Sieger ermittelt.

Während die Bauarbeiten für das Holocaust-Denkmal auf dem Gelände der ehemaligen Ministergärten begonnen haben, nehmen auch die Planungen für einen angrenzenden Wohnungsneubau Gestalt an. Zurzeit läuft ein Architektenwettbewerb, Ende Januar 2002 werden die Sieger ermittelt.

Auf sie wartet eine reizvolle Aufgabe: zwei langgestreckte Wohnblöcke zu bauen, die zwischen dem Denkmalsgelände und den Wohnbauten entlang der Wilhelmstraße Platz finden sollen. "Diese freie Fläche ist ein tolles Filetstück, ein hoch qualitativer Standort für Wohnhäuser, die bereits seit Mitte der neunziger Jahre in den Bebauungsplänen und Stadtmodellen ausgewiesen sind", heißt es bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. "Während das Mahnmal gewissermaßen in den Tiergarten übergeht, beginnt an der Ostseite mit den geplanten Querriegeln quasi die Stadt".

Das städtebauliche Konzept sieht vor, das Holocaust-Denkmal auf der südlichen Seite durch die neuen Ländervertretungen, im Norden durch die künftige amerikanische Botschaft und gen Osten durch die beiden Wohnriegel abzugrenzen - augenscheinlich halten die Stadtplaner die Ende der achtziger und Anfang der neunziger Jahre entlang der Wilhelmstraße errichteten Plattenbauten für diesen Zweck für ungeeignet. Unter der Regie der Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) als Bauherr sollen sechs Geschosse mit "repräsentativen Eigentumswohnungen" gebaut werden, sagt WBM-Chef Falk Jesch. Das Äußere, wahrscheinlich Naturstein, soll sich den repräsentativen Nachbarbauten - Frank O. Gehrys Wohnhaus hinter der DG-Bank, dem Hotel Adlon und seinem im Bau befindlichen Palais an der Rückseite der Akademie der Künste - anpassen.

Der nördliche Riegelbau liegt zwischen Behren- und der künftig bis zur Ebertstraße verlängerten Französischen Straße, die den Namen der jüdischen Philosophin und Schriftstellerin Hannah Arendt tragen wird. Dahinter folgt in südlicher Richtung das zweite Gebäude nahe dem neuen Sportplatz. Es wird auf einem Geländeteil gebaut, unter dem sich einst der "Führerbunker" befand. Die WBM beabsichtigt, in den unteren Bereichen der neuen Häuser ein Café einzurichten sowie eine Galerie mit moderner deutscher Kunst der Gegenwart - jenseits und in Zwiesprache mit Goethe, der genau gegenüber am Rande des Tiergartens auf dem Sockel seines Denkmals steht. Zwischen den Häusern und dem Denkmalsgelände wird es die Cora-Berliner-Straße geben; die Sozialwissenschaftlerin wurde im KZ Theresienstadt ermordet. In dieser Straße, an der auch der unterirdische "Ort der Information" des Denkmals liegt, können die Touristenbusse parken. Baubeginn ist frühestens im Herbst 2002, die beiden Häuser sollen 2004 mit dem Denkmal fertig sein. Zweigeschossige Tiefgaragen könnten einen Teil der derzeitigen Parkplätze aufnehmen. Den beiden neuen Häusern fallen nicht nur Grünanlagen und Bäume zum Opfer, sondern auch der Fernblick aus den meisten Wilhelmstraße-Wohnungen zum Tiergarten und Potsdamer Platz, der das Leben dort so attraktiv macht. Als Trost für die Mieter, die bald in einen Hinterhof blicken (und von denen nicht wenige ihre Häuser verlassen wollen) plant die WBM "beruhigte Innenhöfe".

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