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Wohnungsbau: Auch Rosen können Anwohner nicht besänftigen

Investor stellt Pläne für ehemalige Kleingartenkolonie „Württemberg“ in Wilmersdorf vor. Baugegner klagen weiter gegen das Projekt

Es klingt harmonisch und romantisch: „Rosengärten“ hat die Bauwert Investment Group ihr Wohnungsbauprojekt auf der ehemaligen Kleingartenkolonie Württemberg in Wilmersdorf getauft. In den Gärten von 140 Eigentums- und 70 Mietwohnungen sollen 38 Rosensorten blühen, wie Firmenchef Jürgen Leibfried am Dienstag ankündigte. Er gab allerdings zu, dass es neben schönen Blütenträumen auch scharfe Kritik gibt und es um ein „lange umstrittenes Projekt“ gehe.

Tatsächlich hatte sich bereits vor Jahren ein Teil der damaligen Kleingärtner gegen den Abriss der 48 Parzellen an der Württembergischen Straße gewehrt, doch nach ersten Gerichtserfolgen unterlagen die Pächter in zweiter Instanz und die Kolonie wurde im Frühjahr 2010 geräumt. Später gründeten Bewohner des Nachbarhauses Olivaer Platz 7 eine Interessengemeinschaft und klagten ebenfalls. Im Oktober kippte das Oberverwaltungsgericht (OVG) Berlin den Bebauungsplan, weil die zulässige Geschossflächenzahl überschritten werde. Trotzdem hat der Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU) eine Teilbaugenehmigung erteilt, ab Mitte März sollen die Bagger rollen. Das Urteil sei noch nicht rechtskräftig und der Wohnungsbau auch ohne Bebauungsplan zulässig, sagt Gröhler. Der Investor will die elf Häuser mit den insgesamt 210 Wohnungen im Herbst 2012 eröffnen.

Die Nachbarn jedoch geben nicht auf: „Wir haben gegen die Baugenehmigung Widerspruch eingelegt und wollen einen Baustopp erwirken“, sagte der Architekt und Stadtplaner Jens-Peter Kruse, der die Hausbewohner am Olivaer Platz vertritt, auf Nachfrage. Die Antwort der zuständigen Senatsverwaltung für Stadtentwicklung stehe noch aus. Neue gerichtliche Schritte seien erst anschließend möglich. Bereits vorher könne aber das OVG-Urteil gegen den Bebauungsplan rechtskräftig werden. Das Gericht hatte dem Land Berlin und dem Bezirk im Oktober eine Revision verweigert, wogegen die Ämter eine „Nichtzulassungsbeschwerde“ erhoben. Noch ist darüber nicht entschieden.

Kruse betont, es gehe ihm und seinen Mitstreitern „nicht in erster Linie um die Beeinträchtigung unserer Aussicht“, wie immer wieder unterstellt werde. Vor allem befürchte man stadtklimatische Probleme, die Belüftung und die Abkühlung in heißen Sommern werde behindert.

Die „Rosengärten“ sind für eine relativ zahlungskräftige Klientel gedacht. Bei den Eigentumswohnungen reichen die Kaufpreise von 3100 bis 5600 Euro je Quadratmeter. Bisher habe man 40 Wohnungen für Interessenten reserviert und 70 Mieteinheiten bereits „vollständig an eine namhafte Pensionskasse verkauft“, heißt es vom Bauherrn.

Bei den baurechtlichen Fragen geht es um mehr als nur den Einzelfall. Auch in zwei Prozessen zu anderen Projekten haben Gerichte zuletzt eine zu hohe Baudichte kritisiert und sich dabei auf Paragraf 17 der Baunutzungsverordnung berufen, der die sogenannte Geschossflächenzahl (GFZ) in allgemeinen Wohngebieten auf 1,2 begrenzt. „Das ist in Großstädten wie Berlin eine glatte Utopie“, ärgert sich Baustadtrat Gröhler. Neubauten dürften so in der Regel nur noch drei Etagen haben und damit „weniger als alle Wohnhäuser in der Umgebung“. Die „Rosengärten“ sind sechs Etagen hoch geplant.

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