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So sollen die künftigen Häuser an der Treskowallee aussehen.

© Simu: Ligne-Architekten/CN-Architekten

Wohnungsbau durch Neuverschuldung: Degewo lehnt Bauprojekte der Koalition ab

Tausende neuer Wohnungen sollen die städtischen Firmen auf Pump bauen. Das fordert die Koalition. Doch bei der größten von ihnen, der Degewo, sieht man dafür kaum Chancen.

Die Pläne der Koalition für den Bau von 15.000 städtischen Wohnungen durch eine massive Neuverschuldungen der landeseigenen Gesellschaften fallen im Vorstand der größten städtischen Gesellschaft Degewo durch. „Wir haben in den vergangenen zehn Jahren Schulden von 600 Millionen Euro abgebaut und wollen diesen Kurs beibehalten“, sagte Finanzvorstand Christoph Beck. Auch seien die „Vorstellungen aus der Politik“, überwiegend auf Pump Tausende von Wohnungen zu bauen, wegen der „restriktiven Kreditpolitik“ der Banken unrealistisch.

Wie berichtet hatten sich die Fraktionsspitzen von CDU und SPD auf ein Wohnungsbauprogramm geeinigt, das die städtischen Wohnungsbaugesellschaften durch die Aufnahme von Krediten in Höhe von mindestens 600 Millionen Euro stemmen sollten. Die treibenden Kräfte hinter dem Vorstoß, SPD-Chef Jan Stöß und SPD-Fraktionschef Raed Saleh, fordern sogar ein zwei Milliarden Euro schweres Bauprogramm. Mit den Vorständen von städtischen Gesellschaften wie der Degewo sind diese Pläne nicht abgestimmt. Den Unternehmern zufolge würden Banken allenfalls gut die Hälfte der Baukosten finanzieren. Abermillionen müssten demnach aus den Landeskassen in das Bauprogramm fließen.

„Der Finanzsenator hat uns ermutigt, bei der Verschuldung Disziplin zu wahren“, sagte auch Degewo-Vorstand Frank Bielka. Fast zwei Milliarden Euro Schulden lasten ohnehin noch auf dem größten städtischen Wohnungsunternehmen, jeder Quadratmeter ist mit knapp 470 Euro belastet. Dies entspricht einer bei Banken ebenso zulässigen „Beleihungsquote“ von 60 Prozent des Immobilienwertes. „Stabil“ nennen die Vorstände die Lage deshalb, aber große Sprünge erlaube sie auch nicht. Zumal die Degewo problematische Großsiedlungen wie die Gropiusstadt durch Investitionen stabilisieren muss und gleichzeitig Wohnungen zu günstigen Mieten anbietet: Mit 5,28 Euro je Quadratmeter im Durchschnitt des Bestandes zahlen ihre Kunden weniger, als der Mietspiegel zuließe. Auch wenn Wohnungen frei werden, vermietet die Gesellschaft durchschnittlich für moderate 5,75 Euro. Wenn die Degewo noch mehr bauen müsse, als sie ohnehin plant, „dann muss das Geld, das wir nicht von Banken bekommen, irgendwo anders herkommen“, sagte Bielka.

Den bestehenden Spielraum hat die Degewo langfristig verplant: 3500 Wohnungen baut sie aus eigenem Antrieb bis 2020: in Friedrichshagen, in Köpenick, in der Gropiusstadt. Neue Wohnungen werden in Mariengrün für durchschnittlich 8,50 Euro je Quadratmeter und Monat nettokalt vermietet.

„Das Klima ist nicht gut für Neubauten“, mahnte Bielka und bemängelt „administrative Fehler“ der Politik: Seit einem Jahr biete die Degewo den Umbau eines leer stehenden Schulgebäudes im Wedding in ein Miethaus mit 328 Wohnungen an – ohne Reaktion aus den Amtsstuben. Und Widerstand gegen Wohnungsbau am Rande des Tempelhofer Feldes werde sogar „aus Parteikreisen der großen Koalition“ ermutigt. Dabei würde eine repräsentative Umfrage ergeben, dass 58 Prozent der Berliner Neubauten in ihrer Nachbarschaft akzeptieren würde, ein weiteres Viertel diese hinnehmen. Denn drei von vier Berlinern bereitet vor allem eines Sorgen: steigende Mieten.

Ein Grafik zeigt, wo genau in Berlin die neuen Wohnungen entstehen sollen.
Ein Grafik zeigt, wo genau in Berlin die neuen Wohnungen entstehen sollen.

© TSP

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