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Wo Wiese ist, soll Stadt werden: auf der Elisabeth-Aue bei Pankow.

© Kitty Kleist-Heinrich

Wohnungsbau in Berlin-Pankow: Elisabeth-Aue: Ein Zuhause für 10.000 Menschen

Eine ganze Siedlung für 10.000 Menschen hatte der Senat zuletzt vor Jahrzehnten gebaut. Nun startet in Pankow ein neues Großprojekt.

Berlin, unendliche Weiten, und am Rande des Universums, ein Feld, die Elisabeth-Aue, bereit, bebaut zu werden. Mehr als ein Jahrzehnt ist es her, dass ein Senat ähnlich gewaltige Großprojekte aus dem Nichts stampfte, die Wasserstadt Spandau zum Beispiel. Jetzt, wo Berlin wieder mal wächst, jährlich um mehr als 40000 Menschen, ist es wieder so weit: Mehr als eine Milliarden Euro fließt in Beton, und Asphalt, Rohre und Gleise, in Mauern und Zäune, damit 10.000 Menschen eine neue Heimat finden.

Die Verträge sind unterschrieben

Am Freitag unterzeichneten die Chefs der beiden landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften Howoge und Gesobau sowie von deren gemeinsamer Projekttochter mit dem Baustaatssekretär des Senats den Vertrag über die Entwicklung der Elisabeth-Aue.

Kitas für 500 Kinder sind geplant

Die Proteste sind verstummt, seit der Senat das Verfahren an sich zog, gegen den Willen des Bezirks Pankow. Ohne die Bürger wird trotzdem nichts laufen, versichert Baustaatssekretär Engelbert Lütke Daldrup, eine erste Beteiligung habe bereits im März stattgefunden, weitere folgen. Von „Mehrwert“ für angrenzende Quartiere wie Buchholz oder Blankenfelde spricht er viel, weil in der Aue Kitas für 500 Kindern entstehen, eine Grundschule und vielleicht eine Oberschule.

Kommt ein Marktplatz oder die Main Street?

Eine Art Ortskern mit Geschäften und Büros könnte außerdem kommen, ob in Gestalt eines abendländischen Marktplatzes oder als „Main Street“ nach US-Vorbild, soll ein städtebaulicher Wettbewerb entscheiden. Stefanie Frensch von der Howoge bringt E-Mobility und „Carsharing“ ins Gespräch, Privatparkplätze für alle wird es eher nicht geben. Zumal zum modernen „Mobilitätskonzept“, wie es so schön heißt, auch eine Anbindung des Quartiers an die Straßenbahn gehört, an die M50 vermutlich aber vielleicht auch an die M1.

70 Hektar, der Quadratmeter Bauland für 300 Euro

Nichts genaues weiß man nicht, weil vieles von der Beteiligung der Bürger und den Werkstätten der Experten abhängt bei der Aufteilung der 70 Hektar großen Felder, die bisher Landwirte bestellten. Sicher ist aber, dass die landeseigenen Firmen nur die Hälfte der 5000 Wohnungen bauen - und die anderen Groth? „Private“ weichen die Verantwortlichen aus und sie lassen sich festlegen auf einen Anteil von zehn Prozent für Baugruppen, also Amateure, die das große Wagnis des selbständigen Bauens eingehen. Auch Genossenschaften sollen zum Zuge kommen.

Kein Dorf, vielleicht auch ein Hochhaus

Die neue Vorstadt bei Pankow muss man sich nicht als Dorf vorstellen: Vier bis sechsgeschossige Bauten, „vielleicht auch ein Hochhaus“ (Daldrup) werden eine Skyline zeichnen - vielleicht an den Rändern, wo das Baugebiet ins Grüne übergeht, ein paar Zeilen Reihenhäuser. Die Mischung macht’s und den Machern des Quartiers ist sehr wohl bewusst, dass die klassische Kleinfamilie heute nur noch eine Minderheit ist und nur 20 Prozent der Wohnungsnachfrage ausmacht. Alleinerziehende mit Kindern, Patchwork-Lebensabschnitts-Teams, Gruppen Gleichgesinnter die als „Wohntische“ gemeinsam auf Wohnungssuche ausschwärmen – Berlins bunte Mischung ist in der Mehrheit.

Mischung ist das Mantra

„Die Fehler der Vergangenheit“ gelte es zu vermeiden, sagt Jörg Franzen (gesobau): Die gezielte Förderung einkommensschwacher Haushalte werde fortgesetzt, 20 Prozent bis ein Drittel Sozialwohnungen. Aber ein Ghetto soll nicht entstehen, weder von Armen noch von Reichen, und deshalb sollen nicht nur landeseigene Firmen bauen, sondern eine Vielfalt von kleinen und größeren Bauträger, die die Grundstücke von der Entwicklungsgesellschaft kaufen.

2019 stehen die ersten Wohnungen, 2025 der ganze Kiez

200 bis 300 Euro je Quadratmeter wird das Bauland etwa kosten, so Lütke Daldrup, damit 100 Millionen Euro zusammen kommen. So viel braucht es, um Straßen und Kanäle, Wege und Plätze, Leitungen und Leuchten, kurz, die „Infrastruktur“ zu schaffen. Der Zeitplan steht: im Jahr 2019 sollen die ersten Wohnungen stehen, bis 2025 könnte das neue Viertel fertig sein. Und wer es wagt an dessen Anziehungskraft zu zweifeln, wird belehrt, dass vor zwei Jahren auch noch kein Kreativer ins Märkische Viertel ziehen wollte, heute dagegen schon. Die Stadt, die niemals schläft, ist eben auch eine die immer wächst. Und wer keinen Platz mehr im Zentrum findet, muss an den Rand ausweichen.

20 Minuten mit der Straßenbahn bis zum U-Bahnhof

Zumal der mit der Straßenbahn gut erreichbar sein wird: rund 20 Minuten bis zum U-Bahnhof Pankow, noch einmal so lang bis zum Alex. Und was ist das schon, wenn man dafür mitten im Grünen lebt, in einem Stadtviertel der Zukunft, am Rande des Universums.

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