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Das Studentendorf in Adlershof.

© picture alliance / dpa

Wohnungsmangel in Berlin: Senat beschließt 5000 neue Wohnplätze für Studierende

Der Senat will ein altes Versprechen von Klaus Wowereit einlösen. Bis 2020 soll es mindestens 5000 neue Wohnplätze für Studierende geben.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

In Berlin leben 171.000 Studierende, die nicht unter der Brücke schlafen wollen. Preiswerter Wohnraum ist aber knapp, die 9500 Heimplätze des Studentenwerks sind belegt, und auf der Warteliste für das nächste Wintersemester stehen schon 1389 junge Menschen. Bis zum Beginn des Semesters werden es über 2000 sein. Vor zwei Jahren hatte der damalige Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) 5000 neue Plätze versprochen, um den Wohnungsmarkt für Studierende zu entlasten. Am Dienstag beschloss der Senat, das alte Versprechen einzulösen – schrittweise, bis 2020.

Die Hälfte der neuen Wohnungen werden von den städtischen Wohnungsbaugesellschaften geschaffen. Die Unternehmen erhalten für diesen Zweck landeseigene Grundstücke, die den Unternehmen als „Sachwerteinlage“ übertragen werden. Das mindert die Kosten, und damit den Mietpreis. 16 Projekte mit über 2800 Wohnungen sind in der Planung. Die Howoge beispielsweise will voll möblierte „Wohnpakete zum Loswohnen“ von 250 bis 400 Euro monatlicher Miete (bruttowarm) anbieten, wie die Chefin des Unternehmens, Sophia Eltrop, ankündigt.

Mieten zwischen 315 und 365 Euro monatlich

Ein Vorzeige-Projekt der Howoge, mit 49 Appartements zwischen 22 und 34 Quadratmeter, wurde vor einem Jahr in Berlin-Buch, am Röbellweg fertig. Keine zentrale Stadtlage, aber für Studierende der Charité nahe dran am dortigen Campus. Und die S-Bahn in Richtung Stadtmitte ist fußläufig erreichbar. Neue Wohnplätze innerhalb des S-Bahnrings wird es auch künftig geben, aber die Mehrzahl wird außerhalb des Rings zu finden sein. Irgendwo zwischen Pankow und Zehlendorf, Treptow-Köpenick und Reinickendorf. Das gilt auch für 2800 neue Plätze, die von der landeseigenen Berlinovo gebaut werden. Das Unternehmen verzichtet bei der Kalkulation auf die Eigenkapitalrendite und greift auf kostengünstige Baumodule zurück.

Deshalb kann Berlinovo ebenfalls günstige Mieten anbieten: Zwischen 315 und 365 Euro monatlich (bruttowarm), kündigte Geschäftsführer Herbert Hirschler an. Die ersten 860 Apartements sollen in Lichtenberg und Pankow entstehen. Und zwar an der Franz-Jacob-Straße, an der Storkower Straße, am Alten Schlachthof und an der Prenzlauer Promenade. Berlinovo bietet jetzt schon 1300 möblierte Appartements, die zum Bestand gehören, unter dem Markennamen „Easy Living“ den Studierenden in Berlin an.

Studentenwerk bietet nur Fünfjahres-Mietverträge an

Aber auch die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften sind nicht neu im Geschäft. Rund 12.500 Wohnungen werden bereits an Studierende, aber auch an Auszubildende relativ preisgünstig vermietet. Die einzige Voraussetzung, um einen solchen Wohnplatz zu ergattern, ist der Studentenausweis. Das gilt im übrigen auch für die Appartements, die in den nächsten Jahren neu gebaut werden.

Und während das Studentenwerk Berlin seit April 2015 nur noch Fünfjahres-Mietverträge anbietet (bis dahin waren sieben Jahre möglich), verzichten die Wohnungsbaugesellschaften und Berlinovo auf solche Fristen. „Wir kontrollieren später auch nicht, ob unser Mieter noch studiert“, sagt die Howoge-Geschäftsführerin Eltrop. Ganz im Gegenteil. „Wir mögen es, wenn unsere Mieter möglichst ihren gesamten Lebenszyklus bei uns verbringen“.

Bis 2020 soll es also mindestens 5000 neue Wohnplätze für Studierende geben. Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) wies daraufhin, dass sich mit diesem Vorhaben die Zahl des öffentlich geförderten Wohnraums in Berlin ab 2017 auf jährlich 4000 Wohnungen erhöht.

Wichtig, dass etwas passiert

Jetzt sind es 1000 Wohnungen pro Jahr. Dem neuen Programm für studentisches Wohnen ging aber ein zähes Ringen zwischen den Senatsverwaltungen für Stadtentwicklung, für Bildung und Finanzen voraus. Mehrfach standen die Bemühungen kurz vor dem Scheitern.

Das Studentenwerk, das in Berlin 34 Wohnheime betreibt, ist an den neuen Projekten nicht beteiligt. Denn wer baut, muss Kredite aufnehmen, aber das ist dem Studentenwerk nicht erlaubt. Es darf nur mit den vorhandenen Mitteln sanieren und modernisieren. „Es betrübt uns natürlich, dass wir nicht einbezogen werden“, sagt Pressesprecher Jürgen Morgenstern. „Aber wichtig ist, dass endlich was passiert.“

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