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Ein am Pfingstsonntag besetztes Haus an der Reichenberger Straße.

© dpa/Paul Zinken

Wohnungsnot in Berlin: Mehr als jeder Dritte hält Hausbesetzungen für vertretbar

In Berlin wurden vorübergehend wieder Häuser besetzt. Wie radikal darf der Protest gegen die Wohnungsnot sein? Eine deutschlandweite Umfrage für den Tagesspiegel zeigt Unterstützung für die Besetzungen.

Von Markus Lücker

Die Wohnungsnot in den Großstädten befördert radikale Positionen. Am Wochenende hatte ein Zusammenschluss linker Aktivisten in Berlin zwei Häuser besetzt, um gegen hohe Mieten zu protestieren. Ein Gebäude räumte die Polizei noch am selben Tag, das andere verließen die Aktivisten von sich aus. Doch weite Teile der Bevölkerung haben durchaus Verständnis für die Aktivisten, wie aus einer bundesweiten Umfrage hervorgeht. Besonders stark ausprägt ist die Unterstützung bei den Wählern der Linken und in dicht besiedelten Großstadtbezirken.

Im Auftrag des Tagesspiegels hat das Umfrageinstitut Civey hat gefragt, ob Hausbesetzungen ein vertretbares Mittel der Kritik seien, um auf die Wohnungsnot aufmerksam zu machen. Die repräsentativen Ergebnisse zeigen, dass mit 55,8 Prozent zwar mehr als die Hälfte der befragten Menschen gegen diese Form des Protests ist, gleichzeitig hegen 38,5 Prozent durchaus Sympathien für solche Aktionen – mehr als jeder Dritte.

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Linke und Grüne stehen hinter den Besetzungen

Noch während am Pfingstsonntag in Berlin die Häuser besetzt wurden, sprachen bereits mehrere Parteivertreter ihre Unterstützung für den Protest aus, insbesondere von den Linken und den Grünen. "Ich halte zivilen Ungehorsam für legitim", sagte Katrin Schmidberger, wohnungspolitische Sprecherin der Berliner Grünen. Die Linke Berlin bedauerte, dass keine Einigung mit den Besetzern erreicht werden konnte. Das Anliegen sei richtig. "Es darf nicht sein, dass die Gesetze den privaten Profit über die Bedürfnisse der Menschen stellen."

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) distanzierte sich hingegen von seinen Koalitionspartnern und ihren Positionen. Hausbesetzungen seien kein probates Instrument. "Sie verletzen Recht und Gesetz. Und das können wir nicht zulassen", sagte Müller.

Müllers Wähler sehen das anders. 61,4 Prozent der SPD-Wähler unter den Befragten gaben an, dass sie die Besetzungen zumindest im Ansatz für vertretbar halten. 31,4 Prozent stehen sogar deutlich hinter den Aktionen. Die Verteilung unter den Grünen gestaltet sich ähnlich. Bei den Wählern der Linken fällt die Unterstützung noch stärker aus. Jeder Zweite hält die Besetzungen als Mittel für eindeutig legitim.

Klare Ablehnung kommt hingegen von den Wählern der CDU/CSU, der FDP und der AfD. Jedoch selbst bei den CDU-Wählern erkennt jeder Fünfte die Besetzungen als vertretbares Mittel an.

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Entscheidend für die Meinung der Menschen ist auch deren Wohnsituation. Civey hat erfasst, wie dicht die Region bevölkert ist, in der die Befragten leben. Das bemisst sich nach der Einwohneranzahl pro Quadratkilometer. In stark besiedelten Großstadtbezirken wie etwa Kreuzberg und Neukölln steht mit 36,2 Prozent jeder Dritte eindeutig hinter den Protesten. Dort fanden zuletzt auch die Hausbesetzungen statt. Deutlich niedriger fällt der Rückhalt in ländlichen Regionen und kleineren Städten aus. Nicht mal jeder fünfte Dorfbewohner findet die Hausbesetzungen legitim.

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Denkbare Erklärung: Viele der Befragten werden in den Städten bereits Erfahrungen mit einem harschen Wohnungsmarkt gemacht haben. Themen wie Gentrifizierung und drastisch steigende Mieten sind näher an der Lebenswirklichkeit von Großstadtbewohnern als an dem von Landmenschen. Dörfer kämpfen hingegen häufig mit dem Aussterben. Oft stehen Wohnungen leer und sind günstig zu haben. Menschen wandern eher ab, als dass sie hinzuziehen.

Die Ergebnisse des Civey-Umfrage basieren auf einer Stichprobe von rund 5000 Menschen.

Der Tagesspiegel kooperiert mit dem Umfrageinstitut Civey. Wenn Sie sich registrieren, tragen Sie zu besseren Ergebnissen bei. Mehr Informationen hier.

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