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Berlin: Wolkenkratzer nicht erwünscht: Hochhausturm stößt auf Ablehnung

Soll wenige Meter vom S-Bahnhof-Friedrichstraße ein riesiger Hochhausturm entstehen, der das Internationale Handelszentrum weit überragt? Der Senat hält nichts von dem Vorhaben eines Hamburger Investors, am "Spreedreieck" entsprechende Pläne zu verwirklichen, die sich an einem Entwurf von Mies van der Rohe aus den 20er Jahren orientieren.

Soll wenige Meter vom S-Bahnhof-Friedrichstraße ein riesiger Hochhausturm entstehen, der das Internationale Handelszentrum weit überragt? Der Senat hält nichts von dem Vorhaben eines Hamburger Investors, am "Spreedreieck" entsprechende Pläne zu verwirklichen, die sich an einem Entwurf von Mies van der Rohe aus den 20er Jahren orientieren. Es widerspreche dem Planwerk Innenstadt und einem Bebauungsplanentwurf, wonach ein Gebäude an der Stelle höchstens 30 Meter hoch sein dürfe, sagte Hilmar von Lojewski, Abteilungsleiter in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. "Da gibt es keine Ausnahme und keine Befreiung."

Harm Müller-Spreer, der Käufer des über 2000 Quadratmeter großen Grundstücks zwischen Reichstagufer und Friedrichstraße, will die Verwaltung weiterhin von seinem Plan überzeugen. "Es gibt Strömungen im Senat, die dogmatisch auf der Traufhöhe bestehen. In der politischen Landschaft höre ich aber auch andere Stimmen."

Müller-Spreer hatte das Areal in Nachbarschaft zum "Tränenpalalast" vor kurzem gekauft. Er erwarb es von den Erben Max Reinhardts. Ihnen wurde die Fläche als Ersatz für ihre Ansprüche auf das nicht weit entfernte Deutsche Theater übertragen. Über die Kaufsumme machte Müller-Spreer keine Angaben. In den Verhandlungen zwischen Erbengemeinschaft und Senat war von 100 Millionen Mark die Rede. Einen Entwurf für ein neues Hochhaus ließ Müller-Spreer vor kurzem von dem Reichstags-Architekten Norman Foster anfertigen. Foster nahm sich van der Rohes Pläne zum Vorbild.

Er halte die Vorgabe des Senats, Neubauten flach zu halten, grundsätzlich für richtig, sagte Müller-Spreer. Das Spreedreieck sei jedoch ein Standort, an dem die Stadt schon in den 20er Jahren ein Hochhaus gewollt habe. "Warum 2001 nicht mehr?", fragt der Investor.

Bislang befindet sich auf dem Areal eine Grünanlage. 1997 entzog der Senat dem Bezirk die Planungshoheit für das Gebiet. So etwas ist bei Gebieten mit außergewöhnlicher stadtpolitischer Bedeutung möglich. Das Bezirksamt wollte das Grün erhalten, die übergeordnete Behörde favorisierte eine Bebauung. Dem Bebauungsplanentwurf muss nun das Abgeordnetenhaus zustimmen und nicht, wie sonst üblich, die Bezirksverordnetenversammlung. Er rechne mit einer Abstimmung in den nächsten zwei Monaten, sagte von Lojewski.

Zufälligerweise verhandeln Bahn und Senat gerade jetzt über das Tränenpalastgrundstück. Mies van der Rohes Entwurf erstreckte sich auch über dieses Areal, die Foster-Pläne nicht. Der Senat beansprucht das Gelände, das bislang der Bahn AG gehört. Der Sprecher der Finanzverwaltung Klaus Dittko erwartet in diesen Tagen eine Entscheidung. Für den Fall, dass das Land den Tränenpalast zurückbekomme, sei aber kein Verkauf geplant, sagte er.

Tobias Arbinger

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