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Berlin: Wort halten oder Preise erhöhen

Steigen sie oder steigen sie nicht? Die Auseinandersetzungen um eine Tariferhöhung bei Bahnen und Bussen stehen vor der entscheidenden Runde.

Steigen sie oder steigen sie nicht? Die Auseinandersetzungen um eine Tariferhöhung bei Bahnen und Bussen stehen vor der entscheidenden Runde. In der nächsten Woche will der Senat den von ihm gestellten Aufsichtsratsvorsitzenden der BVG benennen, den das Unternehmen dann gleich mit seinem Wunsch konfrontieren wird, die Preise möglichst schnell zu erhöhen. Bisher hat der Senat allerdings vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit bis zu Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (beide SPD) Tariferhöhungen in diesem Jahr ausgeschlossen. Als Vorsitzender des Aufsichtsrats sind unter anderem Wirtschaftssenator Gregor Gysi (PDS) oder sein Staatssekretär Volkmar Strauch im Gespräch. Auch die PDS lehnte Tariferhöhungen bisher ab. In der Koalitionsvereinbarung heißt es sogar, die Tarife sollen dauerhaft reduziert werden.

Für den Finanzvorstand der BVG, Joachim Niklas, sind die Tariferhöhungen jedoch unumgänglich, wenn der Verkehrsbetrieb sein Sanierungsziel erreichen soll. Dafür seien pro Jahr Steigerungen bei den Preisen von durchschnittlich drei Prozent erforderlich. Falle die Erhöhung in einem Jahr aus, fehlten am Ende bis 2008 insgesamt rund 100 Millionen Mark in der Kasse, sagte Niklas. Zum Ausgleich müsssten in den folgenden Jahren die Tarife dann um durchschnittlich 3,5 Prozent steigen. Überproportional steigen sollen nach den Vorstellungen von Niklas die Preise für Zeitkarten, während bei den Bartarifen die Preisgrenze fast erreicht sei.

Bisher ist der BVG-Aufsichtsrat mehrheitlich für höhere Preise. Entscheidend sein wird aber das Votum des neuen Vorsitzenden. Zuletzt hatte die ehemalige Finanzsenatorin Christiane Krajewski (SPD) dieses Amt inne. Im vergangenen November hatte die BVG die Entscheidung zu den Tarifen in den Gremien des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) noch vertagt, weil sie politische Rückendeckung haben wollte. Eine Erhöhung in diesem Jahr sei technisch nun nicht mehr möglich, heißt es beim Verbund. Nur die Kleingruppenkarte werde zum 1. August wieder eingeführt.

Gegen Tariferhöhungen in diesem Jahr haben sich auch die S-Bahn und die Bahn AG ausgesprochen. Man wolle die Kunden nicht weiter verunsichern und selbst in aller Ruhe die Folgen der Tarifänderung vom vergangenen August analysieren, sagte ein Mitarbeiter. Die S-Bahn komme auch ohne Tariferhöhungen über die Runden.

Die S-Bahn will keine weiteren Tarifexperimente, während die BVG entschlossen ist, noch in diesem Jahr, unabhängig von den Tariferhöhungen, ein völlig neues System einzuführen: das so genannte Power Pricing, bei dem der Preis abhängig von der Nachfrage sein soll. Je mehr Käufer es gibt, desto günstiger wird das Ticket. Starten soll der Versuch mit einem Halbjahresabonnement, das die BVG zusammen mit dem ADAC für die Wintermonate entwickelt hat. Bis Ende April soll eine Arbeitsgruppe die Voraussetzungen dafür klären. Wahrscheinlich werde es, so Niklas, eine Aktion per Internet geben.

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