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Berlin: WSV: Heiße Suche nach Schnäppchen

Die Nachricht erreichte Schnäppchenjäger gestern beim Frühstück. Bis zu 90 Prozent Preisnachlass gebe es am letzten Tag des Winterschlussverkaufes, verkündete eine Stimme im Radio.

Die Nachricht erreichte Schnäppchenjäger gestern beim Frühstück. Bis zu 90 Prozent Preisnachlass gebe es am letzten Tag des Winterschlussverkaufes, verkündete eine Stimme im Radio. Das Geschäft mit den gesenkten Preisen hatte den Berliner Kaufleuten bis Freitag nicht den erhofften Umsatz gebracht. Fünf Prozent unter dem Ergebnis des Vorjahres läge man, sagte der Verbandschef des Berliner Einzelhandels, Nils Busch-Petersen. Schuld hatte wieder mal das wechselhafte Wetter, das Winterkleidung nicht sehr dringlich machte. Da lag es nahe, dass die Einzelhändler ihre Hoffnungen auf den letzten Schlussverkaufstag setzten.

Mit nochmals 30 Prozent Preisnachlass auf alle reduzierten Stiefel warb Leiser in der Tauentzienstraße um Schnäppchenjäger. Denen wurde es im KaDeWe heiss - auf fast allen Etagen gab es quasi Sauna-Werbung - kostenlos war der Kunde nach fünf Minuten wie aus dem Wasser gezogen. Bei den Taschen war das Gewühl eher mäßig, und ein Wühltischangebot von 129 auf 79 Mark auch nicht das erhoffte 90-Prozent-Schnäppchen. Bei den Schuhen konnte man eher fündig werden - von 349 auf 149 und nun auf 99 Mark gesenkt. Eine modische Schlaghose für 149 Mark hatte bis gestern weder für 99 noch für 85 Mark einen Interessenten gefunden - nun hätte man sie für 69 Mark mitnehmen können. Wollte aber bis mittags noch niemand. Auch ein knallrote Capemantel für 1695 Mark statt für 2995 hatte noch keine Furore gemacht, und ein Samtnerz-Kurzmantel wartete noch auf seinen Auftritt in St. Moritz oder sonstwo, obwohl er bereits von 9995 Mark auf 7995 gesenkt war und gestern für schlichte 4995 Mark verschleudert wurde. Dazu passte preislich eine Hutnadel für 3000 statt für 4660 Mark.

Der last-minute-Versuch, bei Peek & Cloppenburg etwas zu diesem Preis gesenkt zu finden, verlief ähnlich. Eine Jacke, die bereits vor dem Winterschlussverkauf für 299 statt für 498 Mark verkauft worden war, gab es zu eben diesem Preis immer noch. "Gottseidank", sagte eine Frau, "ich hätte mich totgeärgert, die Jacke zu bald gekauft zu haben!"

Die besten Schnäppchen hatte man in diesem Jahr lange vor dem eigentlichen Schlussverkauf erstanden - irgendwo ist im Einzelhandel preislich das Ende der Fahnenstange erreicht. Bei Wertheim am Kurfürstendamm hingen bunte Bademäntel für 60 statt für 119 Mark, Blusen von 129 auf 59 und nun 39 Mark gesenkt, nur der Run darauf fehlte.

Und dann - endlich - wurde doch noch das gefunden, wovon der Radioansager gesprochen hatte - einen um 90 Prozent im Preis gesunkenen Pullover. Für ganze 9 Mark 90 statt für 99 Mark 80 warb eines dieser wie Kometen auf- und wieder abtauchenden kleinen No-Name-Geschäfte, die es seit Geraumen auch am Kurfürstendamm und in der Tauentzienstraße gibt, mit reisserischer Schrift an der Fassade um Kunden.

Ob die Händler, die nach dem enttäuschenden Weihnachtsgeschäft zum WSV auf einen Run auf die Regale gehofft hatten, die noch prall mit Winterkleidung gefüllt waren, gestern zufrieden heim gingen, muß hier noch offen bleiben. Nur eines steht fest: Der Sommerschlussverkauf beginnt am 30. Juli.

Heidemarie Mazuhn

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