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Ein Mann, 1000 Fälle. Eduard Zimmermann kannte jeder, er war Mr. XY. Und viele seiner Fälle, die er vorstellte, waren genauso berühmt – wie der Tunnel zur Steglitzer Bankfiliale.

© picture alliance / dpa

XY...ungelöst feiert Jubiläum: Aktenzeichen Berlin

Wenn Fahnder nicht mehr weiter wissen, bleibt nur noch „Aktenzeichen XY ungelöst“. Die Sendung feiert jetzt 50-jähriges Bestehen – ein Rückblick auf Berliner Fälle.

In der 1. Sendung vor 50 Jahren war Berlin noch nicht dabei. In den 500, seit Oktober 1967 ausgestrahlten Folgen der Sendung „Aktenzeichen XY… ungelöst“ waren es dann aber 128. Und von denen wurden nach Angaben des ZDF genau 46 Fälle geklärt – eine Quote von 36 Prozent. Damit hinkt Berlin etwas dem Bundesschnitt hinterher. Insgesamt wurden 1850 der knapp 4600 gezeigten Fälle gelöst, etwas mehr als 2300 Täter wurden festgenommen. Zum Jubiläum will der Sender eine Sondersendung ausstrahlen, mit dem neuen Titel „Aktenzeichen XY… gelöst“.

In Berlin sind vor allem die Taten im Gedächtnis, bei denen auch die „XY“-Fernsehfahndung nicht weiter kam. Ein nicht chronologischer und nicht repräsentativer Rückblick: Unvergessen der „Tunnelraub“ von Steglitz im Jahr 2013 in die Volksbank-Filiale, der eigentlich ein Einbruch war. Wenn auch ein besonders dreister: Die Unbekannten hatten ein Jahr lang einen 45 Meter langen Tunnel gegraben, um unbemerkt in die Filiale zu gelangen. Dort knackten sie 300 Schließfächer und verschwanden mit ihrer Beute. Der Fall ist deswegen geheimnisumwittert, weil niemand weiß, was alles gestohlen wurde. Niemand muss seiner Bank sagen, wie viele Millionen er in den Fächern hat. Am 7. August 2013 wurde der bisher aufwendigste und mit knapp 30 Minuten längste Filmbeitrag bei „XY“ zum Tunnelcoup gezeigt – auch dieser Aufwand brachte keine Aufklärung.

Auch bei mehreren Kapitalverbrechen half die Fernsehfahndung nicht. Die beiden Berliner „Joggermorde“ wurden für das ZDF nachgestellt – nichts. Am 28. Dezember 2001 war der Unternehmensberater Jürgen Bohm im Volkspark Wilmersdorf mit Messerstichen getötet worden, am 20. Juni 2009 im Spandauer Forst die Psychologin Kirsten Sahling, ebenfalls mit Messerstichen. Im Fall Bohm hielt ein Berliner Kommissar einen auffälligen Schuh in die „XY“-Kamera: den Typ „Memphis“ der Firma Deichmann, Größe 43 bis 46, schwarzes Leder, verkauft 1999 und 2000. So einen Schuhabdruck hatten die Ermittler aus den Spuren im Schnee rekonstruiert – kein einziger Hinweis ging ein. Im Fall Sahling zeigte das ZDF ein Video, das den weiß gekleideten Täter auf einem roten Rad zeigen soll: wieder nichts. Aus polizeilicher Sicht ist die Sendung der allerletzte Strohhalm – wenn es keinen anderen „Anfasser“ mehr gibt.

Mord verjährt nie

Da Mord nie verjährt und die Mordkommission nie die Hoffnung aufgibt, wurden auch uralte Fälle in der Sendung vorgestellt. Ende Oktober 2014 wurde der damals 19 Jahre alte Fall Stefan Lamprecht gezeigt. Der 13-Jährige verschwand am 2. August 1995 auf dem Weg von Pankow nach Prenzlauer Berg, sechs Tage später wurde seine Leiche auf einer Mülldeponie bei Mittenwalde in Brandenburg entdeckt. Der Junge wurde Opfer eines Sexualverbrechens.

Im September 2012 hatte das ZDF einen Mord von 1998 gezeigt. Am Morgen des 28. Oktober 1998 hatte Jessica Kopsch ihr Elternhaus in Reinickendorf verlassen. Doch in der Grundschule kam das Mädchen nie an. Im Januar 1999 hatte der Hund eines Spaziergängers die verweste Leiche des Mädchens in einer abgelegenen Kalkgrube bei Halle an der Saale entdeckt. Das Mädchen wurde Opfer eines Sexualtäters.

Die beiden Kindermorde hatte die Mordkommission aus der Schöneberger Keithstraße zuvor wieder aus den Archiven geholt. Vor allem durch die rasante Entwicklung bei der DNA-Analyse gilt dies als erfolgversprechend. 2009 hatte die Polizei eine Sonderkommission gegründet, die bei den damals 188 seit 1976 unaufgeklärten Fällen versuchen soll, ob mit heutiger moderner Technik Spuren gefunden werden können. Schnell hatten die Ermittler einen ersten Erfolg durch einen DNA-Abgleich. Im Dezember 2009 klärten sie einen Mord aus dem Jahr 1992: 17 Jahre nach der Tat fanden die Ermittler eine neue DNA-Spur. In der Datenbank gab es einen Treffer: Der Täter saß bereits in Haft, weil er drei Menschen erschossen hatte.

Die Belohnung ist das letzte Mittel - danach kommt nur noch XY

Andere ungeklärte Morde hatte „XY“ schnell aufgegriffen, so 2012 den Fall Manfred Kindel aus Charlottenburg und im März dieses Jahres die Bluttat an Alejandro Gallegos in Kreuzberg. Der 26 Jahre alte Spanier war am 7. November 2015 auf dem Oranienplatz erstochen worden – ein Motiv gibt es nicht. In beiden Fällen gingen einige Hinweise im TV-Studio ein, geklärt wurden sie nicht.

Am Sonntag setzte die Staatsanwaltschaft 5000 Euro Belohnung im Fall des im September in Steglitz getöteten Obdachlosen Klaus Jüterbock aus. Eine Belohnung gilt als vorletztes Mittel, wenn die Ermittlungen stocken – danach kommt nur noch „Aktenzeichen XY... ungelöst“.

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