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Berlin: "youngin.berlin.de": Die jungen Stadtreporter wollen es wissen

An ein heikles Thema wagen sich Jugendliche aus Hellersdorf. Sie wollen Freunde, Nachbarn, Leute auf der Straße und Politiker zu persönlichen Erfahrungen mit Gewalt befragen.

An ein heikles Thema wagen sich Jugendliche aus Hellersdorf. Sie wollen Freunde, Nachbarn, Leute auf der Straße und Politiker zu persönlichen Erfahrungen mit Gewalt befragen. Wie haben sie reagiert? Sind sie weggelaufen? Haben sie die Polizei verständigt oder Passanten um Hilfe gebeten? Besonders interessiert sind die Interviewer am Rat der Erwachsenen. Wie sollen sich Kindern und Jugendlichen verhalten, wenn sie direkt oder indirekt mit Gewalt konfrontiert werden? In der Hoffnung, dass genügend Befragte Rede und Antwort stehen, möchten die Jugendlichen auf diese Weise einen Erfahrungsbericht und einen Ratschlagkatalog zusammenstellen, der Kindern und Jugendlichen helfen soll, klug zu reagieren, wenn sie mit Gewalt konfrontiert werden.

Matti und Stefan sind zuversichtlich. Sie trauen sich zu, ihre Interviewpartner aus der Reserve zu locken. Die beiden 14-Jährigen gehören zu den fünf Reportern, die im Rahmen der Aktion "Für Zivilcourage und Toleranz" die Antworten auf ihre Fragen auf Diktiergeräte festhalten wollen. Die Jungen sind Stadtreporter von "youngin.berlin.de", den Internetseiten des Medienzentrums Helliwood. Das Zentrum in Hellersdorf wird gefördert von der Jugend- und Familienstiftung des Landes Berlin und der Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport. Bei Helliwood bekommen Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, kostengünstig im Internet zu surfen, Computerspiele zu testen oder eben - wie Matti und Stefan - als Stadtreporter unterwegs zu sein und "youngin.berlin.de" mit jugendgerechten Inhalten zu beliefern. Ihre Interviews zum Umgang mit Gewalt werden dort auch zu finden sein.

"Sechs bis acht Wochen soll die Aktion laufen", sagt Thomas Schmidt, Leiter des Medienzentrums. Zwischen 50 und 100 Interviews sollen zusammenkommen. Dabei sind Matti, Stefan und ihre Reporterkollegen auf die Offenheit ihrer Interviewpartner angewiesen. Und auf deren Ehrlichkeit. "Wenn mir jemand antwortet, dass er eingreifen würde, wenn drei Rechtsradikale jemanden verprügeln, dann glaube ich das nicht", sagt Matti. Er ist als Reporter nicht ganz unerfahren: Mit seinen jugendlichen Kollegen hat er Bundestagspräsident Wolfgang Thierse zu den Themen Transrapid, Rechte Gewalt, BVG und Taschengeld interviewt. Auch das ist bei "youngin.berlin.de" nachzulesen.

Für ihre jetzige Aktion haben sich die Stadtreporter zunächst die Expo ausgesucht. Dorthin wurden sie, vermittelt von "Netd@ys Berlin e.V., Lernen in der Informationsgesellschaft", von der Europäischen Kommission eingeladen. Nachdem sie dort ihre Interviews geführt haben - mit Besuchern oder Prominenten - kommt der weniger spannende Teil der Arbeit: Die Gespräche müssen abgetippt und ins Netz gestellt werden. Dann haben die Stadtreporter einen wichtigen Teil ihrer Arbeit im Kasten.

sjo

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