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Berlin: Zähneknirschend machen sich die Bürgermeister an die Arbeit

"Gipfeltreffen" der Rathaus-Chefs im neuen Hauptstadtbezirk / Amtssitz umstritten BERLIN (emv /oew /se).Das Abgeordnetenhaus hat entschieden - die Bezirke machen sich an die Arbeit.

"Gipfeltreffen" der Rathaus-Chefs im neuen Hauptstadtbezirk / Amtssitz umstritten BERLIN (emv /oew /se).Das Abgeordnetenhaus hat entschieden - die Bezirke machen sich an die Arbeit.Der Beschluß über einen neuen Verwaltungszuschnitt zwingt die Bezirksämter und deren Chefs, Wege nach Berlin 2000 zu finden - denn von diesem Jahr an tagen die Verordneten der zusammengelegten Bezirke gemeinsam.Zähneknirschend begannen die Bürgermeister bereits am Freitag mit ihren Hausaufgaben.Die Chefs des neuen Hauptadtbezirks, der aus Mitte, Tiergarten und Wedding gebildet wird, wollen sich am 8.April zu einer ersten gemeinsamen Runde im Rathaus Tiergarten treffen.Harte Verhandlungen und viel Streit sind zu erwarten: über die neuen Namen, über das gemeinsame Wappen, über den Amtssitz des Bürgermeisters und vieles mehr. "Das Rathaus für den künftigen Hauptstadtbezirk soll in Tiergarten bleiben, weil es zentral liegt und sich in der Nähe des Regierungsviertels befindet" - mit diesen Worten erhob der Tiergartener Bezirksbürgermeister Jörn Jensen (Grüne) seine ersten Ansprüche.Hans Nisblé, sein Weddinger Amtskollege von der SPD, sagte dagegen, die Stadträte sollten dort sitzen, wo die meisten Menschen wohnen.Besonderen Wert legt Nisblé auf funktionierende Bürgerämter als Dienstleistungszentren."Was wir bis jetzt haben, ist vielfach Etikettenschwindel." Jensen bangt um die Zukunft der Verwaltungsreform, an der in den Bezirken schon gearbeitet wird."Die Mitarbeiter im öffentlichen Dienst sind verunsichert, deshalb müssen sich die Bürgermeister und ihre leitenden Fachbeamten jetzt zusammensetzen, um sich abzustimmen", forderte Jensen."Jetzt geht es an die Arbeit", stimmte Nisblé zu. Die Bürgernähe sehen nicht wenige Bezirkschefs bei einem Neuschnitt schwinden."Zu groß, zu weitläufig", lautet die fast einhellige Meinung aus den Rathäusern."Wie soll man in einem Bezirk von der Glienicker Brücke bis zum Walther-Schreiber-Platz eine bürgernahe Verwaltung garantieren?", fragt Zehlendorfs Bezirksbürgermeister Klaus Eichstädt (CDU).Sein Steglitzer Amtskollege und Parteifreund Herbert Weber zeigt sich ebenfalls skeptisch: "Die Rathäuser in den Ortsteilen müssen mit bestimmten Stellen weiter existieren und für die Bürger erreichbar sein". Bei der Zusammenlegung von Kreuzberg und Friedrichshain steht vor allem die Frage nach dem künftigen sozialen Status im Vordergrund.Beide Bezirke sind geprägt von hoher Arbeitslosigkeit."Wir müssen eine Kommission aus beiden Bezirken bilden", schlägt der Friedrichshainer Bezirkschef Helios Mendiburu (SPD) vor.Sein Kreuzberger Amtskollege Franz Schulz (Grüne) will auf der kommenden Bezirksamtssitzung abstecken, welche Fragen mit Friedrichshain geklärt werden müssen. Wolfgang Friedersdorff und Bärbel Grygier, die beiden Bezirksbürgermeister der PDS aus Lichtenberg und Hohenschönhausen, sind als gute Freunde einig in ihrer Ablehnung des gemeinsamen Bezirks."Wir werden jetzt nicht in hektische Aktivitäten verfallen, sondern die Sache in der BVV diskutieren", kündigte Friedersdorff an. Erleichterung darüber, daß die Entscheidung gefallen ist, herrscht dagegen in Prenzlauer Berg und Pankow.In der Frage des gemeinsamen Namens des neuen Bezirks wünscht sich SPD-Mann Reinhard Kraetzer (Prenzlauer Berg) Nummern: "Wie in Wien, da kommen dann keine langen Debatten auf." Die drei alten Bezirksnamen sollten als Ortsteilbezeichnungen bestehen bleiben.Kraetzer ist sich sicher, daß alle drei Rathäuser in Betrieb bleiben werden, das Büro des Bürgermeisters werde noch ausgeknobelt.Klar ist: Alle drei Bezirke werden schon bald einen gemeinsamen Stab bilden, um die Verwaltung neu zu ordnen.Erste Konsequenz, so Kraetzer: Amtsleiterposten werden nicht mehr ausgeschrieben, wenn die Stellen frei werden.

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