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Die Zahl der Einbrüche in Berlin steigt weiter.

© dpa

Zahl der Einbrüche in Berlin steigt: Task Force zeigt noch keinen Erfolg

Mit verschiedenen Maßnahmen versucht die Berliner Polizei, der steigenden Anzahl der Einbrüche Herr zu werden. So soll zum Beispiel die Beratung wieder vollständig kostenlos sein. Doch das eigentliche Problem liegt woanders.

Von Sabine Beikler

Innensenator Frank Henkel (CDU) will zweigleisig gegen die weiter steigenden Einbruchszahlen vorgehen. Er kündigte an, „gleichermaßen auf Einbruchsprävention wie auch die konsequente Verfolgung der Täter durch die Polizei zu setzen“. Im ersten Halbjahr verzeichnete die Polizei 5 919 Einbrüche in Berlin – ein Anstieg von 12,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Nach Henkels Angaben soll die polizeiliche Beratung wieder vollständig kostenfrei sein. Seit 2004 müssen Berliner eine Gebühr von 44 Euro für Beratungen zahlen, die länger als eine halbe Stunde dauern. Nur die ersten 30 Minuten sind gratis.

Bereits im Vorjahr hatte es – wie berichtet – einen Zehn-Jahres-Rekord bei Einbrüchen in Wohnungen und Häuser gegeben: 11 006 Fälle, ein Plus von 26 Prozent. Die Polizei hatte den drastischen Anstieg damit zu erklären versucht, dass wegen der zahlreichen Autobrandstiftungen fast alle Zivilfahnder gebunden waren und für Einsätze gegen Einbrecher fehlten. Nach dem Ende der Brandstiftungsserie wurde die Sonderkommission wieder aufgelöst. Am Jahresende hatte die amtierende Polizeipräsidentin Margarete Koppers noch angekündigt, Einbruchskriminalität „mit allen zur Verfügung stehenden Kräften zu bekämpfen“.

Seit Anfang des Jahres gebe es eine „Task Force“ zwischen Polizei und Justiz, sagte Volker-Alexander Tönnies, Leiter der Polizeipressestelle. Gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft würden „Lagebilder“ erstellt, um gezielt in Vernehmungen mutmaßliche Tatverdächtige zu befragen. Ferner seien in den Wohneinbruchskommissariaten neben den Ermittlern „Operativkräfte“ zum Beispiel für Observierungen verstärkt worden. Nach Einbrüchen seien die Sachbearbeiter gehalten, Zeugenaufrufe im Umfeld zu verteilen und Verhaltensempfehlungen für Einbruchsprophylaxe zu geben.

Tönnies weist darauf hin, dass es bei Einbruchsdelikten eine veränderte Tätertypologie gebe. Ein Drittel sei unter Beschaffungskriminalität zu verbuchen, ein Drittel seien Jugendliche, die in schlecht gesicherte Wohnungen oder Häuser einbrechen würden. Und ein Drittel der Täter seien „reisende Osteuropäer“. Auch Innensenator Henkel sagte, der Anstieg der Einbruchsdelikte sei „zu einem nicht unwesentlichen Teil“ auf osteuropäische Banden zurückzuführen. Deren Vorgehensweise und Organisation sei „höchst professionell“. Diese Banden operierten international und würden sich nur für kurze Zeit in der zuvor von Komplizen ausgekundschafteten Stadt aufhalten.

Für die Opposition und die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sind die Aktivitäten gegen den Anstieg der Einbrüche nicht ausreichend. GdP-Landesgeschäftsführer Klaus Eisenreich kritisiert den seit 2002 andauernden Personalabbau um 4000 Beamte auf 16 225 Polizisten. „Wir brauchen mehr Beamte im Streifendienst“, sagte Eisenreich. Die Polizei könne den notwendigen „Überwachungs- und Kontrolldruck“ nicht mehr ausüben. Überdies würden Polizisten im Objektschutz eingesetzt werden, da dort Personal eingespart werde. Die 250 angekündigten, zusätzlichen Polizeibeamten würden das Defizit nicht ausgleichen.

Grünen-Innenpolitiker Benedikt Lux fordert mehr Personal bei der Polizei, eine stärkere internationale Zusammenarbeit und den Einsatz von kiezorientierten Polizeibeamten. „Mehr Grün auf der Straße“ fordert auch Linken-Fraktionschef Udo Wolf. Trotz der angekündigten 250 Polizeibeamten fehle ein Finanzierungskonzept für die nächsten Jahre. Christopher Lauer, Innenpolitiker der Piraten-Fraktion, vermisst vom Innensenator ein Gesamtkonzept. Trotz gestiegener Einbruchsdelikte sei bisher zu wenig dagegen unternommen worden.

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