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Berlin: Zahlen für das Holocaust-Gedenken? Der Mahnmal-Stiftung fehlt Geld. Pro & Contra

Ein Euro Eintritt – und die finanziellen Probleme der Stiftung „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ wären gelöst. Wie berichtet, kämpft die Mahnmal-Stiftung mit einem Defizit von über einer halben Million Euro im laufenden Haushalt.

Ein Euro Eintritt – und die finanziellen Probleme der Stiftung „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ wären gelöst. Wie berichtet, kämpft die Mahnmal-Stiftung mit einem Defizit von über einer halben Million Euro im laufenden Haushalt. Deshalb bleibt der Ort der Information montags geschlossen, die Preise für die Führungen wurden erhöht. Mit weiteren Einsparungen ist zu rechnen. Der Besuch soll aber auch künftig kostenlos bleiben, sagt Uwe Neumärker, der Geschäftsführer der Stiftung. „Wir haben eine nationale Aufgabe, Eintritt ist nicht angemessen.“ Für das Stelenfeld Eintritt zu verlangen, sei sowieso unmöglich, da müsste man einen Zaun errichten, womit Architekt Peter Eisenman nicht einverstanden wäre.

Bisher waren sich die Leiter der NS-Gedenkstätten einig, dass der Besuch kostenlos sein soll. Man habe einen Bildungsauftrag, den man nicht durch Eintrittsgelder erschweren sollte, sagt etwa Andreas Nachama, der Leiter der Stiftung Topographie des Terrors. Die Topographie und das Haus der Wannseekonferenz verlangen keinen Eintritt, ebenso wenig das Haus der Geschichte in Bonn oder die KZ-Gedenkstätten. Aber der Konsens bröckelt. „Die Schere zwischen der stetig wachsenden Nachfrage und dem, was wir leisten können, geht immer weiter auseinander“, sagt Günter Morsch, der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten und Leiter Gedenkstätte Sachsenhausen. Das Budget der Gedenkstätten sei aber bestenfalls gleich geblieben. „Wir müssen bundesweit darüber diskutieren, ob wir nicht Eintritt erheben sollen“, fordert Morsch. Ausländische Besucher würden sowieso nicht verstehen, dass der Besuch kostenlos sei. In anderen Ländern würde auch Eintritt verlangt werden, zum Beispiel in Theresienstadt oder im Haus des Terrors in Budapest. In der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem, im Holocaust-Museum in Washington und in der Gedenkstätte in Auschwitz hingegen ist der Besuch kostenlos.

„Die Frage der Eintrittsgelder müsste man grundsätzlich diskutieren und nicht am Einzelfall des Holocaust-Mahnmals“, heißt es im Büro von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD). Thierse sitzt dem Kuratorium der Mahnmal-Stiftung vor. Im Büro von Kulturstaatsministerin Christina Weiss kann man sich Eintrittsgelder für Gedenkstätten nicht vorstellen. „Wie soll man denn mit den Opfern umgehen“, fragt ein Referent: Sollen die auch Eintritt zahlen?

Claudia Keller

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