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Berlin: Zapfenstreich auf dem Reichstagsrasen

Die Bundeswehr will ihr 50-jähriges Bestehen am 26. Oktober auf dem Platz der Republik feiern

Polizei, Bundeswehr und die militant-linke Szene sind sich einig: Das Gelöbnis heute ist nur ein Geplänkel im Vergleich zum Großen Zapfenstreich der Bundeswehr zu deren 50. Geburtstag. Er findet am 26. Oktober abends vor dem Reichstag statt, erwartet werden 7500 Gäste aus aller Welt. „Nur am 8. Mai gab es eine ähnlich große Ballung von Prominenten“, hieß es bei der Polizei. Wie bei den Feiern zum 60. Jahrestag des Kriegsendes sind bis zu 9000 Beamte im Einsatz. „Der Einsatz ist eine sehr, sehr große Herausforderung“, sagte ein Polizeiführer. Der Platz vor dem Reichstag sei wesentlich schwieriger zu schützen als der Bendlerblock, an dem heute das Gelöbnis stattfindet (siehe rechts). „Ein gewisses Gefahrenpotenzial ist da“, bestätigte das Verteidigungsministerium. Doch Sprecher Dirk Stölten betonte, dass der Reichstag als Ort absolute Bedingung sei, um zu zeigen, „wir sind eine Parlamentsarmee“, die Bundeswehr stehe mitten in der Gesellschaft.

Diesen Platz wollen ihr die Autonomen streitig machen. Nach Informationen des Tagesspiegels haben sie vorgestern eine Demonstration angemeldet: vom Alex zum Bundeskanzleramt. Der Endpunkt wird natürlich nicht genehmigt, da er innerhalb der Bannmeile liegt. „Die Demo gegen das Gelöbnis ist lediglich der Auftakt für lautstarke Aktivitäten zum Zapfenstreich“, hieß es in einer Mitteilung der Antifaschistischen Linken Berlin (ALB), einer vom Verfassungsschutz beobachteten und als militant eingestuften Gruppe.

Welche Route die Polizei erlauben wird, ist noch offen. Für sie steht ohnehin die Organisation der An- und Abfahrt von Staatsgästen und gefährdeten Politikern im Vordergrund. Eingeladen werde nach Bundeswehrangaben die Spitze von Politik und Gesellschaft sowie Vertreter befreundeter Nationen. Vor dem Zapfenstreich sind eine Plenarsitzung und ein Empfang im Reichstag geplant.

Der Bezirk Mitte, Besitzer des Rasens vor dem Reichstag, hat den Zapfenstreich genehmigt, wenn auch ungern. „Wir erwarten größere Schäden am Rasen“, sagte Baustadträtin Dubrau, „der dürfte eigentlich nur mit leichten Sommerschuhen betreten werden“ – nicht mit Soldatenstiefeln. Dem Bezirk sei rasche Genehmigung jedoch „nahe gelegt“ worden. Erst vor kurzem hatte er das Berliner Live-8-Konzert von Bob Geldof für diesen Ort abgelehnt.

Der Zapfenstreich ist die wichtigste Zeremonie des Militärs. Mit Fackeln und Musik werden Bundespräsidenten, Verteidigungsminister und hochrangige Generäle geehrt. Der letzte fand im Juni bei der Verabschiedung des früheren Generalinspekteurs der Bundeswehr, General Kujat, statt – im Bendlerblock.

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